
Mozart, Wolfgang Amadeus - Flute Concertos
Unaufgeregt
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Bezaly beschränkt sich in ihren Mozart-Interpretationen nicht auf das reine Schönspiel eingängiger Melodien, die beide Solokonzerte zuhauf bieten.
Es gehört wohl zu den Kuriosita des Mozartschen Schaffens, dass der Österreicher Zeit seines Lebens die Flöte zu den seinerseits wenig geschätzten Instrumente zählte, gleichzeitig jedoch zwei der schönsten Solokonzerte für die Flauto traverso schuf. Erstaunlich ist auch, dass der aktuelle Plattenmarkt ausgesprochen wenige hörenswerte Einspielungen bereit hält. Die vorliegende Neuproduktion aus dem Hause BIS hingegen ist eine Anschaffung auf jeden Fall wert. Sharon Bezaly, 2003 mit dem Cannes classical Award als ‚Young Artist of the Year’ bedacht und in der internationalen Presse mit euphorisierten Lobeshymnen überschüttet, musiziert hier mit dem Ostrobothnian Chamber Orchestra unter der Leitung seines Gründers Juha Kangas.
Bezaly beschränkt sich in ihren Mozart-Interpretationen nicht auf das reine Schönspiel eingängiger Melodien, die beide Solokonzerte zuhauf bieten. Klug phrasierend und durchaus historisch informiert geht die junge Flötistin mit flotten jedoch nie hastigen Tempi die Werke an. Artikulatorisch erweist sie sich ebenso einfallsreich und differenziert, wie sie technisch jederzeit zu überzeugen weiß. Besonders auffallend ist Bezalys äußerst flexible Tongebung, die den Einsatz einer beeindruckend großen Tonfarbpalette ermöglicht. So gestaltet sie nicht zuletzt die langsamen Sätze mit großer, jederzeit unaufdringlicher und doch bunt funkelnder Intensität und angenehm unaufgeregtem Vibrato.
Kleine Wehrmutstropfen seien hier jedoch nicht verheimlicht. So sind die vom finnischen Komponisten Kalevi Aho verfassten Kadenzen durchaus streitbar, sprengen sie doch auffällig den technischen und klanglichen Rahmen der Mozartschen Kompositionstechniken und verändern teils gar den Charakter eines ganzen Satzes, leicht nachhörbar am Allegro maestoso des G-Dur Konzerts. Auch vermisst man bei Sharon Bezaly ein ums andere mal die überzeugende musikalische Ausgestaltung kleinster Motive, die eine klare Richtung missen lassen, agogisch nicht ausgereizt werden. Hier spar die Künstlerin Potential auf, das es in späteren Produktionen abzurufen gilt.
Unaufdringlich, manchmal gar etwas brav fällt die Begleitung durch das Ostrobothnian Chamber Orchestra aus, das der Solistin stets viel Gestaltungsraum lässt. Vor allem in den gesanglichen Passagen wissen die finnischen Musiker zu überzeugen, präsentieren sie sich hier nicht zuletzt als ein ausgesprochen klangintensives und homogenes Ensemble. Mit mehr Mut zu dynamischen und artikulatorischen Extremen hätte Juha Kangas dieser Mozartplatte durchaus noch eine Besondere orchestrale Note beifügen können.
Trotzdem: Sharon Bezaly bereichert mit dieser Einspielung das Mozartjahr um Interpretationen, die einen überzeugenden individuellen Ansatz aufzeigen und das Zuhören über weite Strecken zu einem kurzweiligen und erfrischenden Erlebnis werden lassen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mozart, Wolfgang Amadeus: Flute Concertos |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
BIS Records 1 25.08.2005 |
Medium:
EAN: |
SACD
7318591539018 |
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Mozart, Wolfgang Amadeus |
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BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
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