> > > Werke von Mily Balakirev: Dinara Klinton, Niederrheinische Sinfoniker, Mihkel Kütson
Donnerstag, 1. Juni 2023

Werke von Mily Balakirev - Dinara Klinton, Niederrheinische Sinfoniker, Mihkel Kütson

Nüchterner Balakirew


Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die Niederrheinischen Sinfoniker unter Mihkel Kütson und die Pianistin Dinara Klinton haben Musik von Milij Balakirew aufgenommen.

Was mag wohl ein deutsches Provinzorchester (nicht abwertend gemeint) dazu gebracht haben, eine ganze Platte dem Russen Milij Balakirew zu widmen, dessen Musik bei uns nicht allzu bekannt ist? Eine komplette Glasunow-Platte gibt es bereits von den Niederrheinischen Sinfonikern (beheimatet in Krefeld und Mönchengladbach) mit ihrem Chefdirigenten Mihkel Kütson, jetzt folgt also eine Symphonie, zwei Konzertouvertüren und mit der Pianistin Dinara Klinton das erste Klavierkonzert von Balakirew. Immerhin, Aufnahmen seltener Klavierkonzerte, auch aus Russland, haben eine gewisse Tradition in NRW. Schon vor 50 Jahren entstanden gleich nebenan, in Recklinghausen, Aufnahmen mit dem großartigen, erst kürzlich verstorbenen Pianisten Michael Ponti. Das erste Klavierkonzert von Balakirew hat man damals allerdings offenbar nicht gespielt.

In technischer Hinsicht gehen die Niederrheinischen Sinfoniker aus dem Vergleich mit diesen alten Aufnahmen als eindeutiger Sieger hervor, außerdem hat natürlich auch die Aufnahmetechnik erhebliche Fortschritte gemacht. Dafür fehlt allerdings der ungemein kraftvolle, energische und charismatische Ansatz der Ponti-Produktionen. Auch die Neuaufnahmen der symphonischen Werke kommen im Vergleich mit alten Referenz-Einspielungen, etwa den kernigen Interpretationen von Jewgenij Swetlanow oder Genadi Roschdestwenskij, recht nüchtern daher. Vielleicht wollte Mihkel Kütson der (sowjetischen) Opulenz dieser alten Garde auch ganz bewusst eine objektivere, distanziertere und somit modernere Perspektive gegenüber stellen.

Raritäten

Interessant wird die Platte (für Liebhaber) durch Werke wie die King-Lear-Ouvertüre, die wirklich selten gespielt wird. Auch das erste Klavierkonzert, ein deutlich unter dem Einfluss Chopins stehendes Werk, ist eine solche Rarität. Balakirew vollendete nur einen recht umfangreichen Satz und ließ das Projekt dann liegen. Das scheint typisch für ihn: Ruhelos begann er in den 1850er und 1860er Jahren ein Projekt nach dem anderen, konnte aber nichts abschließen. Kaum etwas wurde von ihm veröffentlicht oder aufgeführt. Auch ein zweites Klavierkonzert blieb zunächst unvollendet, erst 50 Jahre später machte sich Balakirew wieder an die Arbeit, konnte sie aber vor seinem Tod nicht mehr vollenden, das besorgte sein Schüler Sergej Ljapunow.

Ein ähnliches Schicksal prägt auch die Entstehung der zweiten Symphonie, die neben den beiden Ouvertüren und dem ersten Klavierkonzert, alles frühe Werke Balakirews, auf der neuen Platte zu hören ist. Balakirew vollendete sie erst mit über 70 im Jahr 1908, kurz vor seinem Tod, doch der zweite Satz ist 44 Jahre älter. Nichts deutet in dieser Symphonie darauf hin, dass es sich um ein Werk des frühen 20. Jahrhunderts handelt, denn Balakirew blieb der Ästhetik seiner Jugend ein Leben lang treu. Die war einstmals progressiv, Jahrzehnte später jedoch ziemlich konservativ. So fügt sich auch der zweite Satz nahtlos in das Werk.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Werke von Mily Balakirev: Dinara Klinton, Niederrheinische Sinfoniker, Mihkel Kütson

Label:
Anzahl Medien:
MDG
1
Medium:
EAN:

CD SACD
760623223667


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Balakirew, Milij


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MDG

Die klangrealistische Tonaufnahme

»Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)

Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung.

Lifehaftigkeit

In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.

Musik entsteht im Raum

Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?

Die Aufnahme

Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.

Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen.


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