
Rubbra, Edmund - Streichquartette Nr. 1, 3,4
Britische Quartettmeister
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Maggini Quartett widmet sich den Streichquartetten von Edmund Rubbra mit Erfolg, wenn auch in einigen Aspekten etwas uneinheitlich.
Edmund Rubbra (1901–1986) komponierte vier Streichquartette über einen Zeitraum von 1933 bis 1977. Ein reiches Komponistenleben spielte sich dazwischen ab (insgesamt schuf der englische Komponist 164 Werke mit Opuszahl, in allen Gattungen außer der Musik für Bühne und Film). Rubbra war ein Meister des Kontrapunktes, so war ihm das Streichquartett ein willkommenes Ausdrucksmittel. Es ist immer problematisch, ein nicht für mehrere CDs ausreichendes Streichquartettschaffen passend zu präsentieren. Das zweite Quartett (Rubbras umfangreichstes) hatte Naxos 2009 gekoppelt mit dem ersten Klaviertrio und den 'Amoretti' für Tenor und Streicher vorgelegt. Nun also die restlichen Streichquartettwerke. Das erste Quartett in f-Moll op. 35 entstand 1933 mit einer Widmung an Ralph Vaughan Williams, doch wurde es 1946 substanziell überarbeitet; unter anderem ersetzte Rubbra das Finale. Die polyphone Dichte und dramatische Intensität des Kopfsatzes macht von Anfang an klar, dass wir es mit einer anspruchsvollen, tiefgründigen Komposition zu tun haben. Im klanglich raffinierten 'Lento' lässt Rubbra Tradition und Gegenwart verschmelzen, in einem ausdrucksvollen, großbogig angelegten Satz, der ohne Pause in das lebhafte, stellenweise an Tippett gemahnende Finale übergeht.
2001/2 spielte das Dante Quartet Rubbras Streichquartette für Dutton ein (in anderer Kopplung, mit jeweils zwei Quartetten pro CD). Ein direkter Vergleich zeigt, dass das Maggini Quartet den Kopfsatz geringfügig schneller nimmt als die Dantes – vielleicht bezeichnend ist die falsche Tempoangabe im CD-Booklet ('Allegro moderato' statt 'Allegretto moderato'). Ein weiterer Punkt ist die stellenweise starke Zurücknahme des Vibratos durch die Magginis (etwa im Finale) bei gleichzeitiger starker Betonung des Vibratos etwa im langsamen Satz. Dies bewirkt eine gewisse Uneinheitlichkeit im Stil des Ensembles, die mir schon auf anderen CDs der Magginis aufgefallen war. Und schließlich muss man beim direkten Vergleich zugestehen, dass die dynamische Abstimmung zwischen den Musikern bei dem Dante Quartet noch deutlich differenzierter ist als bei dem Maggini Quartet, und überdies auch farbenreicher. Das (1988 gegründete) Maggini Quartet ist in vielen ihrer Einspielungen nahezu ein einziger mehrstimmiger Streicherorganismus, ohne eigene Individualität, was zwar zum einen die große Professionalität der Musiker spiegelt, zum anderen aber auch zum Eindruck von Langeweile führen kann. Dahingegen ist das Dante Quartet schlicht reicher an Farbvaleurs, an Varianten des Austausches.
Das dritte Streichquartett op. 112 wurde 1963 vollendet. Rubbra schuf es für das Allegri String Quartet, ein 1953 gegründetes Ensemble, das (in immer wieder wechselnder Besetzung) bis heute besteht und immer wieder Uraufführungen britischer Musik gespielt hat. Die Komposition wird eröffnet durch ein umfangreiches 'Largo ma molto flessibile', dem kurze 'Allegretto'-Abschnitte eingeschoben sind. Die großen Bögen werden im 'Adagio' überschriebenen Mittelsatz weitergetragen, ehe ein rhythmisch und metrisch ausgefeiltes Finale ('Allegro leggiero') das Werk zu einem äußerst überzeugenden Schluss treibt. Das Zusammenspiel der Musiker, der ästhetische Ansatz des Ensembles geht hier deutlich besser auf als beim ersten Quartett – in diesem Finale müssen die Musiker mehr Klangfarben bemühen und leisten so dem genuinen Vorteil der Dantes bei Dutton Abhilfe.
Der Streichquartettkomponist Robert Simpson ist Widmungsträger des vierten Streichquartetts op. 150, einer nach außen hin zweisätzigen, im Grunde aber das Konzept des dritten Quartetts weiterführenden Form, besteht doch der erste Satz aus zwei ganz klar voneinander geschiedenen Teilen, so dass sich die Satzfolge 'Andante moderato ma liberamente – Allegretto scherzando' und 'Adagio e con molta espressione' ergibt. Der zweite Satz ist als Elegie für den kalifornischen Radiomoderator Bennett Tarnish zu verstehen, der 1972 verstorben war. Auch hier ist der eher monochrome Ensembleklang zugunsten größerer Farbigkeit aufgebrochen, auch wenn das eine oder andere Mal ein wenig mit dem Vibrato über- bzw. untertrieben wird.
Der eine Druckfehler im Booklet der CD war schon vermerkt worden, allerdings stammt der Booklettext von Edmund Rubbras Sohn Adrian Yardley. Leider ist er, wie bei englischem Repertoire von Naxos üblich, nur auf Englisch. Die Aufnahmetechnik ist tadellos. Insgesamt lässt sich sagen, dass man mit dieser neuen Einspielung der Rubbra-Quartette nichts falsch machen kann, insbesondere wenn die Dutton-CDs nicht greifbar sind, die aber (für den Rezensenten) bei direktem Vergleich einen Hauch weit die Nase vorne haben.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Rubbra, Edmund: Streichquartette Nr. 1, 3,4 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Naxos 1 31.01.2011 |
Medium:
EAN: |
CD
747313255573 |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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