
Pfitzner, Hans - Das Christelflein
Liebes Christkind...
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Liebes Christkind, kannst Du machen, dass das auch bald einmal andernorts passiert?
ich weiß, ich bin nicht immer brav gewesen im vergangenen Jahr. Ich habe manches Mal böse Dinge über Menschen gesagt, die nicht schön Musik gemacht haben oder die Musik nur wegen des Geldes gemacht haben. Ich hoffe aber, dass Du mir zu Weihnachten trotzdem ein paar Wünsche erfüllen willst.
Ich wünsche mir zu allererst, dass ich nie wieder eine Opern-CD hören muss, in der Menschen sich nicht getraut haben, ein Stück so einzuspielen, wie es geschrieben wurde. Dass ich nie wieder Märchentanten anhören muss, die die Dialoge der Personen ersetzen und den ganzen Zauber einer Spieloper nach jeder Musiknummer immer wieder unterbrechen. Für das ‘Christelflein’ von Hans Pfitzner, das der Bayerische Rundfunk vor einem Jahr produziert hat und wovon ich nun einen live-Mitschnitt auf zwei CDs gehört habe, wünsche ich mir, dass Alois Fink, der solch überflüssige Texte schreibt und Andrea Sokol, die so etwas spricht, ihr Geld künftig wieder anderweitig verdienen können.
Ich wünsche mir auch, dass der Dirigent Claus Peter Flor zu Weihnachten etwas Humor und Leichtigkeit geschenkt bekommt. Dass er sich vielleicht einmal die alte Aufnahme des ‘Christelfleins’ von 1979 unter seinem Kollegen Kurt Eichhorn anhört und erkennen mag, wie lebendig dieses Werkchen ist, wie temperamentvoll, wie satt im Klang es ist und wie viel unterschiedliche, fein abgestufte Gefühle und Stimmungen darin stecken, wie schön der Rhythmus die Musik immer wieder weiter trägt und welche Wirkung die Befolgung dynamischer Anweisungen hat. Dass der Herr Flor oft so zurückhaltend ist, finde ich langweilig. Da können mich auch das so klangschön aufspielende Münchner Rundfunkorchester und die Engelsstimmen des Tölzer Knabenchors nur wenig trösten.
Für Marlis Petersen, die das Christelflein mit so schöner Stimme singt, wünsche ich mir, dass ihre Karriere weiterhin so gut verläuft, wie in den letzten Jahren. Ihre Natürlichkeit und ihre sichere Höhenlage, mit der sie in dieser Rolle die Koloraturen so trefflich singt, strahlen die nötige Naivität und Kindlichkeit für diese Rolle aus. Ihr Christelflein, das sich für das todkranke Trautchen, die Tochter des Herrn von Gumpach (Andreas Hörl) opfert und für diese mit dem Christkind in den Himmel geht, trifft den richtigen Ton. Mir hat auch das besinnliche, klare Timbre gefallen, das Martina Rüping für das Christkind gefunden hat. Aber ein bißchen mehr auf den Punkt gebracht würde ich mir die Partien von Kevin Conners als Trautchens Bruder Frieder, von Christian Bauer als Jochen und Friedemann Röhling als Tannengreis wünschen. Auch wenn sie alle ganz ordentlich singen, kann da doch die ältere Aufnahme viel mehr Atmosphäre erzeugen. Aus dem Knecht Ruprecht (Michael Volle) bin ich nicht so ganz schlau geworden, denn er hat schönes, volles Stimmaterial, aber die Worte scheinen ihm nicht immer leicht über die Lippen zu kommen.
Zuletzt liebes Christkind, wünsche ich mir noch, dass andere Menschen den Mut bekommen, das Werk von Herrn Pfitzner wieder einmal auf die Bühne zu bringen (und Weihnachten in der Oper nicht immer nur ‘Hänsel und Gretel’ spielen). In Freiberg in Sachsen hat man das vor ein paar Jahren getan und großen Erfolg damit gehabt. Liebes Christkind, kannst Du machen, dass das auch bald einmal andernorts passiert?
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Pfitzner, Hans: Das Christelflein |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 2 20.09.2005 96:20 2004 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203715527 777 155-2 |
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Pfitzner, Hans |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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