> > > Carl Loewe: Symphonies 1 & 2: Jenaer Philharmonie, Simon Gaudenz
Samstag, 23. September 2023

Carl Loewe: Symphonies 1 & 2 - Jenaer Philharmonie, Simon Gaudenz

Jenseits des Kernrepertoires


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Als Sinfoniker haben Carl Loewe wohl die wenigsten auf dem Schirm.

Selbst in der Gattung, für die er früher einmal berühmt war, das Klavierlied (genauer die Ballade für Gesang und Klavier) ist in den vergangenen Jahren, hat Carl Loewes Name etwas von seinem hellen Glanz verloren (vergessen fast sind die Zeiten, da Edith Mathis, Werner Hollweg, Christoph Prégardien, Hermann Prey oder Kurt Moll den Gesängen Charakter und Vielfalt verliehen), obschon gelegentlich in den vergangenen Jahren ambitionierte Einspielungen junger Sänger die Diskografie ergänzt haben. Vor allem das Label cpo setzt sich seit vielen Jahren für Loewes Schaffen ein - nicht nur 21 Lieder-CDs, auch Klavier- und Kammermusik, nun auch die Sinfonien finden sich im Katalog des Labels. Beide blieben unveröffentlicht und wurden 2018 von Cord Garben ediert. Beide viersätzigen Werke sind ungefähr gleich lang, sie stammen aus den Jahren 1834-35. Musikalisch stehen sie der Vorgängergeneration Marschner (dessen Hans Heiling 1833 seine Uraufführung erfuhr) oder Spohr näher als den nach 1800 geborenen Sinfonikern.

Loewes spätere d-Moll-Sinfonie zeichnet sich vielleicht nicht durch besonders memorable Melodik aus und hinterlässt auch in harmonischer Hinsicht eher selten wirklich nachhaltigen Eindruck; 'schulmäßig' mag mancher Hörer versucht sein zu den kontrapunktischen Abschnitten des Werks zu sagen, und an anderer Stelle im Andantin o grazioso 'Wie naiv'. Es ist dies wohl auch mit ein zentrales Problem der unmittelbaren Nach-Beethoven-Generation, die an Beethovens Ausnahmewerken gemessen werden statt an der damals üblichen Musikästhetik. Instrumentatorisch zeichnet sich die Sinfonie durch einfallsreichen Einsatz der Holzbläser aus. Beeindruckend wird die Sinfonie aber im Finale, wo Loewe seine Fähigkeiten in vorteilhaftester Weise einsetzt.

Tiefe und Stärke

Die e-Moll-Sinfonie setzt qualitativ dort an, wo die d-Moll-Sinfonie endete - auch mit einfallsreicher Harmonik in der langsamen Einsatz, charaktervollerer Thematik und spannungsvollem Dialog zwischen Streichern und Bläsern. Gibt es da ferne Reminiszenzen an Haydn oder Beethoven? War das Scherzo ein Vorbild für Liszt? Ist das von Relevanz? Die Musik hat Tiefe und Stärke, und einmal mehr erweist es sich, dass es sich lohnt, 'sinfonische Nebenwege' zu verfolgen. Gerade die e-Moll-Sinfonie gehört in den Konzertsaal.

Komplettiert wird die CD durch die Ouvertüre zu dem Schauspiel 'Themisto', 1835 in Berlin uraufgeführt. Die Ouvertüre bestätigt das musikdramatische Talent Loewes, auch sein Interesse an harmonischen Schärfungen, gleichzeitig seine Fähigkeit der Unterordnung unter die Gegebenheiten des Anlasses (hier Ernst Raupachs Tragödie).

Die Jenaer Philharmonie unter Simon Gaudenz lässt das Werk in voller Pracht und mit viel Verve erstrahlen, nimmt die Musik ernst, ohne sich ihr interpretatorisch 'aufzudrängen' (wie Richard Wagners es bekanntlich als Dirigent mit Werken seiner Meinung nach minderer Komponisten tat). Hier hören wir nicht mehr Schein als Sein, wir hören aber die Hingabe der Mitwirkenden an die Musik. Leider ist der Aufnahmeklang nicht ganz so transparent, wie man es sich hätte wünschen können - die Stimmen vereinen sich zu harmonischem Mischklang, die Tiefendimension wird aber nicht hinreichend ausgeleuchtet.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Carl Loewe: Symphonies 1 & 2: Jenaer Philharmonie, Simon Gaudenz

Label:
Anzahl Medien:
cpo
1
Medium:
EAN:

CD
761203531929


Cover vergössern

Loewe, Carl


Cover vergössern

cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:

blättern

Alle Kritiken von cpo...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:

  • Zur Kritik... Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Jürgen Schaarwächter...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
    (Oliver Bernhardt, )
  • Zur Kritik... Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... "Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Georges Bizet: Jeux d'enfants op.22

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich