
Tschaikowski: Pique Dame - Tchaikovsky Symphony Orchestra of Moscow Radio, Vladimir Fedoseyev
Klassiker wiederaufgelegt
Label/Verlag: Pan Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein konzertanter Livemitschnitt von Tschaikowskys 'Pique Dame' in idiomatischer Wiedergabe.
Irina Arkhipova, Dmitri Hrostovsky, Alexander Vedernikov - drei große Gesangsstars der UdSSR. Zusammen sind sie in Tschaikovskys 'Pique Dame' nur in einem konzertanten Mitschnitt aus dem Moskauer Konservatorium vom Dezember 1989 dokumentiert. Zugegeben, weder der Fürst Jeletzki noch der Surin sind echte Hauptrollen, doch sind sie in der Ensemblestruktur von entscheidender Bedeutung, und eine hochkarätige Besetzung auch bis ins Detail war damals noch leichter möglich als heutzutage, gleich wo wir suchen.
In der Tat ist Irina Arkhipova in der Rolle der alten Gräfin ein Ereignis, von ganz ähnlicher Präsenz und Charakterisierungskunst wie Martha Mödl im nicht russischsprachigen Raum; was sie in kleinsten Szenen an Valeurs und dramatischer Tiefe evoziert, ist mehr als beeindruckend. Auch Natalia Datsko haucht ihrer Enkelin Lisa pralles Leben ein - weit entfernt von kühlem Matronenton, wie wir es gelegentlich in dieser Partie gehört haben und wie es in der russischen Ästhetik auch wohl nicht widerspricht, wohl aber mitteleuropäischen Hörerwartungen. Ihre Leistung ist vokal emotional involviert, szenisch pointiert und insgesamt überzeugend (wenn auch derart emanzipiert, dass man ihr den Selbstmord in der Newa nicht ganz abnimmt). Gleiches lässt sich von Hrostovsky sagen, der dem Jeletzki Noblesse und verhaltene Leidenschaft verleiht. Umso bedauerlicher, dass der Sänger des Hermann nicht ganz mithalten kann. Vitaly Tarashchenko, der sich auf den Hermann spezialisiert hatte, betont zumeist die lauten Seiten der Partie, eine wirkliche vokale Charakterisierung erfolgt nicht.
Überzeugende Gesamtleistung
Das rundum idiomatische Sängerensemble samt Chor und Orchester unter der engagierten Leitung Vladimir Fedoseyevs bietet eine überzeugende Gesamtleistung, wenn auch nicht von jener vokalen und instrumentalen Ausarbeitung, wie wir dies von den besten Einspielungen (gleich ob live oder aus dem Studio) kennen. Klangtechnisch ist die Produktion, die in den vergangenen zehn Jahren mindestens dreimal wiederveröffentlicht worden war, gerade für damalige Livemitschnitt-Verhältnisse mehr als akzeptabel.
Als Bonusmaterial bietet die Veröffentlichung Auszüge aus einem 'Puschkin-Konzert' aus dem Moskauer Konservatorium vom 24. Mai 1999, in dem neben Lesungen aus Puschkins 'Pique Dame' (durch Alla Demidova) auch Auszüge aus der Oper geboten werden - abermals mit Tashchenko als Hermann (nun nicht mehr ganz so brüllend wie zehn Jahre zuvor), dazu Sergey Mursayevv als Jeletzki, Albert Shagidullin als Tomski, Maria Gavrilova als Lisa und Irina Chistyakova als Gräfin - letztere deutlich jünger klingend als Arkhipova, aber kaum weniger eindrücklich. Gavrilova darf keinen umfänglicheren Beitrag beisteuern.
Leider ist das Booklet betrüblich unterbelichtet - der informative Einführungsessay findet weder durch eine hinreichende Inhaltsangabe noch durch ein einigermaßen brauchbares Tracklisting akzeptable Begleitung.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Tschaikowski: Pique Dame: Tchaikovsky Symphony Orchestra of Moscow Radio, Vladimir Fedoseyev |
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Label: Anzahl Medien: |
Pan Classics 3 |
Medium:
EAN: |
CD
7619990104303 |
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Tschaikowsky, Peter |
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Pan Classics Gegründet 1992 vom Musikhaus Pan in Zürich, wurde das Label 1997 von den Tonmeistern Clement Spiess und Koichiro Hattori übernommen. 2011 entschloss man sich zu einem radikalen Neuanfang: Der umfangreiche Katalog wurde gelichtet und die verbliebenen Aufnahmen erhielten ein neues, attraktives Erscheinungsbild. Den CDs wird so ein unverwechselbares Äußeres mit einem hohen Wiedererkennungswert verliehen. Geblieben sind dagegen die Vorliebe für außergewöhnliches Repertoire und der Anspruch, mit renommierten Musikern und Ensembles einen künstlerisch hochwertigen Katalog zu schaffen. Zu diesen Künstlern zählen Namen wie die Hammerklavier-Spezialisten Edoardo Torbianelli und Arthur Schoonderwoerd, der Tenor Jan Kobow u.v.a. Mehr Info... |
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