> > > Eliasson: Symphonies No. 3 & 4, Trombone concerto: Christian Lindberg, Gothenburg Symphony, Johannes Gustavsson
Samstag, 23. September 2023

Eliasson: Symphonies No. 3 & 4, Trombone concerto - Christian Lindberg, Gothenburg Symphony, Johannes Gustavsson

Mit prominentem Blech


Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Eine spannungsvolle Würdigung zum 75. Geburtstag Anders Eliassons.

Der schwedische Komponist Anders Eliasson (1947–2013) ist ein weiterer Exponent der großen schwedischen Tradition seit dem späten 19. Jahrhundert. Sein Motto ‚Musik ist ganz einfach, sie ist wie Wasser: H2O entspricht Melodie+Harmonik+Rhythmik‘ resultiert in einer spannungsvoll pulsierenden, tonal scheinbar freien, vielmehr aber auf einem anders konstituierten harmonischen System basierender Musik. Die Dritte Sinfonie entstand 1989 und wurde 2010 überarbeitet. Das in fünf Abschnitte gegliederte, durchkomponierte Werk verwendet neben dem differenziert eingesetzten Sinfonieorchester ein konzertantes Sopransaxophon (für den amerikanischen Saxophonisten John-Edward Kelly, 1958–2015, einen besonderen Exponenten von Eliassons Saxophonkompositionen) und ist bei aller klanglichen und musikalischen Frische zutiefst der sinfonischen Tradition des 20. Jahrhunderts verbunden. Die hier nun vorgelegte Einspielung entstand bereits 2017 in Göteborg mit dem Solisten Anders Paulsson unter der Leitung von Johannes Gustavsson – nun, anders in der ursprünglichen Fassung, mit Sopransaxophon, das, wie Paulsson berichtet, laut Aussage Eliassons der Musik angemessener sei. Das kontrast- und farbenreiche Werk wird – in vorzüglicher SACD-Klangqualität – in mustergültiger Wiedergabe dargeboten, besonders die Ecken und Kanten der Musik werden hinreichend ausgeleuchtet und geschärft.

Traditioneller viersätziger konzipiert (wenn auch durchkomponiert) ist die Vierte Sinfonie von 2005, die aus dem ‚Grundmotiv‘ der abwärts gerichteten großen Sekunde entwickelt wird und eine ganz eigene Welt erschafft. Der Orchesterklang ist diesmal hörbar kompakter konzipiert (mit Flügelhornsoli an entscheidenden Stellen), die Texturen für das Orchester noch dankbarer in der Ausarbeitung als bei der Dritten Sinfonie, und es überrascht nicht, dass das Werk schon eine beachtliche Aufführungshistorie aufweisen kann. Das Kungliga Filharmoniska Orkestern unter Sakari Oramo erfüllt die stimmungsmäßig starke Komposition, deren Schlusssatz ein sich im Saal verlierender Adagio-Epilog ist, mit beeindruckender Dichte und Spannkraft, und gerade das mehr oder minder unerwartete Ende, das das Ende von Eliassons Sinfonieschaffen anzeigt, ist von verblüffender Wirkung.

Gleichfalls mit dem Kungliga Filharmoniska Orkestern unter Oramo erklingt Eliassons Posaunenkonzert aus dem Jahr 2000. Das Werk entstand für Christian Lindberg, der auch hier (in einer Einspielung aus dem Jahr 2011) den Solopart spielt, der weit weniger das musikalische Geschehen dominiert als das Saxophon die Dritte Sinfonie. „Du solltest wie ein eingesperrter Vogel spielen – bloß ist in dem Stück der Vogel eigentlich ausgeflogen“, soll Eliasson Lindberg vor der Uraufführung gesagt haben, um damit einen eher gedeckten Klang des Soloinstruments zu erreichen, der die Expression der Komposition verstärkt. Die satztechnische Dichte des Werks nähert sich einer sinfonischen an, und der Dialog zwischen Solist und Orchester ist – nicht zuletzt dank der ausgezeichneten Klangqualität – von beklemmender Nähe zueinander. Eine kongeniale, wenn überhaupt vielleicht nur im Gesamtergebnis noch einen Hauch zu ‚glatte‘ Wiedergabe. Insgesamt aber haben BIS Eliassons 75. Geburtstag 2022 mehr als würdig eingeläutet.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Eliasson: Symphonies No. 3 & 4, Trombone concerto: Christian Lindberg, Gothenburg Symphony, Johannes Gustavsson

Label:
Anzahl Medien:
BIS Records
1
Medium:
EAN:

CD SACD
7318599923680


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Eliasson, Anders


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BIS Records

Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees.


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