
Kornauth & Fuchs: Works for viola & piano - Litton Duo
Erdverbunden
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
'Bremsen los!', will man den Interpreten der vorliegenden SACD wiederholt zurufen.
Unter dem eher selten zu hörendem Repertoire für Viola und Klavier ist die Sonate d-Moll op. 89 von Robert Fuchs (1847–1927) gut auf dem Tonträgermarkt vertreten. 1899 entstanden, handelt es sich um ein elegantes, charmantes Werk in spätromantischer Tonsprache. Das Werk enthält, wenn es mit hinreichender Verve und feinem Stilgefühl dargeboten wird, sowohl Wiener Schmäh als auch eine beträchtliche expressive Dimension. Leider bleibt die Neueinspielung mit dem Litton Duo, der Zukerman- und Laredo-Schülerin Katharina Kang Litton und ihrem als Dirigent ungleich berühmteren Ehemann Andrew Litton, gerade im Bereich des Expressiven und der klanglichen Vielfalt der Musik einiges schuldig. Das Spiel ist überall kompetent, künstlerisch fein ausgearbeitet, auch emotional involviert, bleibt aber im Grunde dennoch etwas zu kalkuliert, zu wenig impulsiv, und an einigen wenigen Stellen wirken beide nicht wirklich innerlich frei. Das mag auch an der vorbildlichen Einspielung des Werks mit Máté Szücs und Oliver Triendl liegen, die die Maßstäbe besonders hoch setzt.
Nicht weniger Konkurrenz hat das Litton Duo im Falle von Fuchs‘ Sechs Phantasiestücken op. 117, die erst kurz vor Fuchs‘ Tod 1927 entstanden. Auch hier bleibt das Litton Duo eher erdverbunden, elegant, aber auch ohne echtes Stilverständnis, und die Musik wirkt nicht ganz so überzeugend, wie es andere Interpreten vorgemacht haben. Nicht zuletzt die teilweise recht bedächtigen Tempi lassen die Musik nicht selten fast neutral erscheinen.
Feine und feinste Details
Egon Kornauth wurde erst 1891 geboren und lebte bis 1959, und seine Kammermusik ist bislang weit weniger diskografisch erschlossen als jene Fuchs‘. Die Violasonate cis-Moll op. 3 entstand um 1912 und erschien kurz darauf im Druck. Auch dieses kraftvoll-eindringliche Werk, das besonders im langsamen Satz die Dekadenz der wilden 1920er-Jahre vorwegnimmt und das möglicherweise seine Tonträgerpremiere erfährt, bleibt in seinen Ecksätzen in der Interpretation durch das Litton Duo in gewisser Weise gezähmt – ständig wünscht sich der Hörer, die Musiker würden noch beherzter aufspielen und echten Mut zum Risiko zeigen. Dass sie’s könnten, kann man an vielen feinen und feinsten Details wahrnehmen, die in vorzüglichem SACD-Klang eingefangen worden sind. Am überzeugendsten ist das Duo in den zurückgenommenen Passagen, wobei allerdings der langsame Satz durch ein gewisses Übermaß an Vibrato teilweise in der Wirkung mehr verliert als gewinnt.
Ein rechter Fremdkörper ist der Bonus-Track – ein koreanisches Volkslied im Arrangement von Stephen Hough – hier bewegt die Wiedergabe durch die beiden Musiker gefährlich nahe am Rande des Schmalzig-Salonhaften. Ein entbehrlicher Beitrag im Bezug auf die drei anderen vorgestellten Werke.
Der Booklettext trieft vor Oberflächlichkeit – BIS haben sich mit der Wahl ihres Bookletautors hier keinen Gefallen getan.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Kornauth & Fuchs: Works for viola & piano: Litton Duo |
|||
Label: Anzahl Medien: |
BIS Records 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
7318599925745 |
![]() Cover vergössern |
Fuchs, Robert |
![]() Cover vergössern |
BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Von Dr. Jürgen Schaarwächter zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:
-
Herbstlaub: Die hier aufgenommenen Kammermusikwerke von Robert Fuchs sind kompositorisch inspiriert und erkunden zum Teil Pfade, die der Komponist nicht so oft eingeschlagen hat. Die musikalische Umsetzung ist tadellos. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, 09.08.2015)
-
Kontrollierte Emotion: Die Interpreten nähern sich Kammermusikwerken von Robert Fuchs gewissermaßen mit neoklassischer Klarheit, wenn auch durchaus mit viel Feingefühl. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, 19.11.2015)
-
Wiener Sonatenreigen: Der Geiger David Frühwirth und der Pianist Florian Uhlig präsentieren drei Sonaten, in denen sich die ästhetischen Positionen des Wiener Musiklebens um 1920 jenseits der Schönberg-Schule spiegeln. Weiter...
(Prof. Dr. Stefan Drees, 18.04.2010)
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag BIS Records:
-
Grüblerisch und extrovertiert: Olli Mustonen und das Lahti Symphony Orchestra unter Dalia Stasevska spielen seltenes Repertoire des 20. Jahrhunderts: Die jeweils dritten Klavierkonzerte von Einojuhani Rautavaara und Bohuslav Martinů. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Programmatische Streichquartette: Das Escher Quartett legt eine grandiose Einspielung mit Streichquartetten Leoš Janáčeks und Pavel Haas’ vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Kunstvolle Aneignung musikalischer Geschichte: Das Orchestre Philharmonique Royal de Liège unter John Neschling beglücken mit Orchestersuiten von Ottorino Respighi. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
"Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich