
Schubert: Complete Symphonies & Fragments - L'Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg
Ohne Ergänzungen
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Schubert-Sinfonien vollständig und unvollendet – und (fast) ohne Fremdeingriffe.
Viele Mythen ranken sich um Franz Schuberts Sinfonien – und sie haben sich immer noch nicht im Musikleben verflüchtigt, obschon die Neue Schubert-Ausgabe längst die Situation korrigiert hat. Ko-Editionsleiter Michael Kube ist denn auch der Bookletautor zu diesem Live-Mitschnitt von der Schubertiade Hohenems 2018 (mit ergänzenden Aufnahmesitzungen 2018 und 2021). Wir haben hier die Sinfonien Nr. 1–6 in der üblichen Zählung, die ‚Unvollendete‘ (mit einer halben Minute Scherzo-Fragment) als Nr. 7, die große C-Dur-Sinfonie als Nr. 8. Ergänzend hören wir die unvollendet gebliebene Sinfonie E-Dur D 729, die längere Zeit als Nr. 7 lief, von der aber nur 115 Takte orchestriert vorliegen (5:46), dazu Fragmente von Orchesterwerken D 2 A, D 2 B, D 2 G, D 71 C, D 74 A und D 94 A. Keines dieser Fragmente ist länger als vier Minuten, zusammen kommen sie auf knapp 12 Minuten. Spannende neue Entdeckungen, die aber eben leider alle viel zu schnell zu Ende sind. Da freue ich mich über die philologisch vielleicht diskutablen, aber musikalisch attraktiven Ergänzungen renommierter Schubert-Forscher der Vergangenheit, die etwa Peter Gülke, Neville Marriner oder Charles Mackerras eingespielt haben.
Michi Gaigg und das Barockorchester L’Orfeo haben sich schon zuvor durch auch auf Tonträger mit Schubert befasst – die jetzige Veröffentlichung ist eine wichtige Ergänzung und hoffentlich noch nicht das Ende der Auseinandersetzung mit dem Komponisten: Einige spannende Ouvertüren und die Konzertstücke mit Violine wären noch eine dankbare weitere Produktion wert.
Wichtiger Beitrag
Bei den ‚kanonischen‘ sieben Sinfonien ist der Markt naturgemäß voll an Alternativen unterschiedlichsten Zugangs. Gaigg und ihr Orchester erweisen sich als Meister des historisch informiert dargebotenen musikalischen Tiefgangs. Frische und Prägnanz, Emotion und Transparenz zeichnen die Neueinspielungen aus, mit besonderer Ausleuchtung der ‚Zwischentöne‘, die bislang kaum je zu hören waren; vor allem auch den ‚leisen Tönen‘ wird mit viel Feingefühl nachgespürt. Leider beeinträchtigt die bei mehreren Werken die zu geringe Präsenz der Streicher die Gesamtbalance nicht selten empfindlich, so dass selbst wichtige Hauptstimmen gelegentlich fast untergehen. Besonders aufhorchen lassen in der Wahl der Tempi das Eröffnungsadagios der Ersten und der Vierten und das Finale der Fünften Sinfonie. Ansonsten bewegt sich Gaigg häufig in tradierter Tempowahl und tradiertem Formverständnis. Gaiggs Beitrag ist ein wichtiger diskografischer Beitrag zu diesem kanonischen Werkkorpus, kann aber bisherige Referenzen nicht vollumfänglich vom Thron stürzen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubert: Complete Symphonies & Fragments: L'Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203522828 |
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Schubert, Franz |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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