> > > Franz Ignaz Beck: L'isle déserte: La Stagione Frankfurt, Michael Schneider
Montag, 2. Oktober 2023

Franz Ignaz Beck: L'isle déserte - La Stagione Frankfurt, Michael Schneider

Frischer Quell auf wüster Insel


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ein gänzlich unitalienischer Blick auf ein bekanntes Metastasio-Libretto.

Das Sujet der vorliegenden im Januar 1779 in Bordeaux uraufgeführten Opéra comique ist hinlänglich aus der Opera buffa ‚L’isola disabitata‘ (Dezember 1779) von Joseph Haydn auf Metastasios Libretto bekannt; gleichwohl stehen beide Werke in einer langen Traditionslinie mit knapp zwanzig Vertonungen seit 1752 bis 1778. Ein Schüler von Johann Stamitz, war Franz Ignaz Beck seit Anfang der 1760er-Jahre für mehr als 25 Jahre am Opernhaus von Bordeaux tätig und prägte auch sonst nachhaltig das Musikleben der Stadt in unterschiedlicher Weise.

‚L'isle déserte‘ weist Beck als feinsinnigen Bühnenkomponisten aus, der selbst bei einer beschränkten Auswahl an szenischen Charakteren die Figuren hinreichend mit musikalischer Statur auszustatten imstande war. Im vorliegenden Fall haben wir nur Constance und ihre jüngere Schwester Laurette, Constances von Piraten verschleppter Ehemann Dorval und dessen Gefährten Sainville, der – natürlich, möchte man nach der alten Operntradition fast sagen – Laurettes Glück vollendet.

Der konzertante Livemitschnitt von den Schwetzinger Festspielen 2019 sprüht vor Leben und feiner Charakterisierung und lässt Beck etwa dem Opernkomponisten Grétry zur Seite stellen. La Stagione Frankfurt, die sich unter Michael Schneider schon seit Jahrzehnten für Becks Schaffen einsetzen, erweisen sich auch als sensibles Opernorchester, mit perfektem Timing und bester Klangbalance.

Überzeugende Charakterisierung

Ana Maria Labin stattet die Constance mit jugendlicher Reife aus und bietet so einen perfektes Komplement zu Samantha Gauls hörbar naiverer Laurette; das harmonische Miteinander beider Sängerinnen führt zu einem glaubhaften Verwandtschaftsverhältnis und überzeugender Charakterisierung. Theodore Browne ist der anspruchsvollen Partie des Dorval gewachsen. Die Partie wurde für einen koloraturagilen hohen Tenor geschrieben, und wenn es Browne an etwas mangeln sollte, so höchstens an einer etwas überzeugenderen Tiefe und wirklich stimmschönen Spitzentönen in der extremen Höhe; weniger anspruchsvoll, in gewisser Weise auch charmanter ist die gleichfalls für einen haute-contre geschriebene Partie des Sainville, von Fabian Kelly mit ausgewogenerer Stimme, doch etwas weniger agil in den Verzierungen sehr gut dargeboten.

Was bei der Live-Aufführung (mit von einem Sprecher dargebotenen Zwischentexten) akzeptabel gewesen sein mag – die Weglassung der Dialoge – ist auf Tonträger ein störendes Ärgernis: Ein wirklich Bühnenerlebnis kann sich zwangsläufig nicht einstellen. Die Lebendigkeit des Live-Erlebnisses wirkt sich positiv auf die musikalische Darbietung aus. Dem Booklettext (unverändert aus dem Abendprogramm übernommen) mangelt es an ausführlicheren Einlassungen zur musikhistorischen Einordnung von Becks Opus sowohl innerhalb dessen Bühnenschaffen als auch in der Tradition des Metastasio-Librettos.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Franz Ignaz Beck: L'isle déserte: La Stagione Frankfurt, Michael Schneider

Label:
Anzahl Medien:
cpo
1
Medium:
EAN:

CD
761203533626


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Beck, Franz Ignaz
 - L'isle déserte - Overture
 - L'isle déserte -
 - L'isle déserte -
 - L'isle déserte -
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Dirigent(en):Schneider, Michael
Orchester/Ensemble:La Stagione Frankfurt


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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