> > > Pleyel: Preußische Quartette 10-12: Pleyel Quartett Köln
Freitag, 31. März 2023

Pleyel: Preußische Quartette 10-12 - Pleyel Quartett Köln

Abschluss einer Referenzeinspielung


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ignaz Pleyels Preußische Streichquartette in vorbildlicher Wiedergabe.

Als ich 2012 die zweite Folge dieser vier CDs umfassenden Edition in die Hände bekam, bestätigte sich für mich sogleich die Vermutung, dass neben Mozart, Haydn und Beethoven noch diverse andere Komponisten der sogenannten Wiener Klassik in die erste Reihe gehören. Es ist vielfach allzu unfair von Konzertveranstaltern, Lexika oder Interpreten, auf immer den gleichen Pfaden zu wandeln, nicht links noch rechts zu schauen, oder wenn, dann nur mit einem abschätzigen Blick ‚nach unten‘. Das Pleyel Quartett Köln war vom ersten Moment ein lebendiger, lebhafter, exzellenter Sachwalter von Pleyels Musik, und gleich ob die vier Musiker ihre Erkundung bei Pleyel fortsetzen wollen oder sich anderen Vergessenen zuzuwenden vorziehen, ihr Platz im gutsortierten CD-Regal sollte für immer reserviert sein.

Ignaz Pleyels ‚Preußische‘ Streichquartette erschienen 1786 im Druck. Sie zeigen einen Komponisten, der als Kammermusikkomponist längst etabliert ist, durchaus seinen eigenen Weg geht und gelegentlich auch den Hörer etwas vor den Kopf stößt – etwa beim Elften Quartett, das nur zweisätzig ist und mit einem Menuettsatz endet: eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, schaut man etwa auf Sonatenkompositionen von Zeitgenossen oder ähnliches. Doch für gewöhnlich lässt sich Pleyel die Möglichkeit, ein tiefgründiges Adagio zu schreiben, nicht entgehen; so sind denn in den Quartetten Nr. 10 und 12 eben diese Sätze die emotionalen Zentren dieser Werke, jeweils gefolgt von charaktervollen Rondi, die keineswegs nur oberflächlichen Kehrauscharakter haben.

Große Frische

Das Pleyel Quartett Köln macht – man muss es fast nicht erwähnen – seinem Namen alle Ehre und vermittelt auf historischen Instrumenten und mit historisch informierten Spieltechniken einen äußerst ‚werknahen‘ Blick auf die Musik – bewusst verzichten die Musiker auf Neueditionen und greifen vielmehr auf Erst- oder Frühdrucke zurück, um so durch möglichst wenige ‚Fremdbrillen‘ sehen zu müssen. Möglicherweise auch hierdurch ergeben sich Interpretationen, die von großer Frische und Spontaneität erfüllt sind, sozusagen auf nächster Ebene nach der Erarbeitung des Notentextes und seiner besonderen Eigenheiten. Selbst scheinbare Banalitäten, wie sie im Schlussrondo des zwölften Quartetts kurz vorm Schluss vorkommen, werden mit Charme und Witz überspielt, als das was sie sind, als kleiner bewusster Affront des Komponisten seinen Zuhörern gegenüber.

Die Produktion des Deutschlandfunk Köln ist wieder einmal aufnahmetechnisch vorbildlich realisiert, die Veröffentlichung ein würdiger Abschluss eines ambitionierten Projekts. Leider ist der Booklettext nicht auf einer Höhe mit jenen der früheren Veröffentlichungen der Reihe. Doch das ist nur ein verhältnismäßig marginaler Abstrich.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Pleyel: Preußische Quartette 10-12: Pleyel Quartett Köln

Label:
Anzahl Medien:
cpo
1
Medium:
EAN:

CD
761203777921


Cover vergössern

Pleyel, Ignaz Joseph
 - String Quartet Ben 340 in G major - Allegro
 - String Quartet Ben 340 in G major - Adagio molto
 - String Quartet Ben 340 in G major - Rondo. Allegro
 - String Quartet Ben 341 in C minor - Moderato
 - String Quartet Ben 341 in C minor - Tempo di Minuetto. Moderato
 - String Quartet Ben 342 in D major - Allegro molto
 - String Quartet Ben 342 in D major - Adagio espressivo
 - String Quartet Ben 342 in D major - Rondo. Moderato - Presto assai


Cover vergössern

cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Von Dr. Jürgen Schaarwächter zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:

  • Zur Kritik... Licht und Schatten: In seiner Einspielung dreier der „Preußischen Quartette“ von Ignaz Pleyel legt die nach dem Komponisten benannte Kölner Formation eine akkurat intonierte, dabei aber dynamisch nicht sonderlich sensibel ausgestaltete Interpretation vor. Weiter...
    (Thomas Gehrig, 07.06.2008)
  • Zur Kritik... Intim: Das Pleyel Quartett erweist sich auch in der zweiten Folge von Ignaz Pleyels "Preußischen Quartetten" als idealer Antwalt für die Musik seines Namensgebers. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, 01.06.2012)
  • Zur Kritik... Freudenquell: Das Pleyel Quartett Köln legt in der bei cpo erscheinenden Reihe der Streichquartette von Ignaz Pleyel eine weitere Folge vor, die durchweg fasziniert. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, 28.04.2014)

Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:

  • Zur Kritik... Mehr als vier Hände: Das Duo Genova-Dimitrov bietet an zwei Flügeln eine reiche Reinecke-Lese. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Ein Schatz: Johann Hermann Schein und seinem Israelsbrünnlein die Ehre zu geben, ist nie vertane Mühe: Opella Musica und Gregor Meyer reihen sich mit dieser exquisiten solistischen Deutung in die Folge künstlerisch hochstehender Gesamtbetrachtungen ein. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Familiendinge: Familiendinge bei und mit den Bachs der verschiedenen Generationen und Zweige: Glücklich gefügt und luzide präsentiert vom Ensemble Polyharmonique und Teatro del mondo. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von cpo...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:

  • Zur Kritik... Mehr als vier Hände: Das Duo Genova-Dimitrov bietet an zwei Flügeln eine reiche Reinecke-Lese. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Uneinheitlich: Kenneth Woods und das English Symphony Orchestra sind wieder einmal unermüdlich für den Komponisten Philip Sawyers im Einsatz. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Gleichberechtigte: Eine interessante Lesart von Schoecks 'Elegie'. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Jürgen Schaarwächter...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (5000 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Ignaz Joseph Pleyel: String Quartet Ben 341 in C minor - Tempo di Minuetto. Moderato

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich