
Pleyel: Preußische Quartette 10-12 - Pleyel Quartett Köln
Abschluss einer Referenzeinspielung
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ignaz Pleyels Preußische Streichquartette in vorbildlicher Wiedergabe.
Als ich 2012 die zweite Folge dieser vier CDs umfassenden Edition in die Hände bekam, bestätigte sich für mich sogleich die Vermutung, dass neben Mozart, Haydn und Beethoven noch diverse andere Komponisten der sogenannten Wiener Klassik in die erste Reihe gehören. Es ist vielfach allzu unfair von Konzertveranstaltern, Lexika oder Interpreten, auf immer den gleichen Pfaden zu wandeln, nicht links noch rechts zu schauen, oder wenn, dann nur mit einem abschätzigen Blick ‚nach unten‘. Das Pleyel Quartett Köln war vom ersten Moment ein lebendiger, lebhafter, exzellenter Sachwalter von Pleyels Musik, und gleich ob die vier Musiker ihre Erkundung bei Pleyel fortsetzen wollen oder sich anderen Vergessenen zuzuwenden vorziehen, ihr Platz im gutsortierten CD-Regal sollte für immer reserviert sein.
Ignaz Pleyels ‚Preußische‘ Streichquartette erschienen 1786 im Druck. Sie zeigen einen Komponisten, der als Kammermusikkomponist längst etabliert ist, durchaus seinen eigenen Weg geht und gelegentlich auch den Hörer etwas vor den Kopf stößt – etwa beim Elften Quartett, das nur zweisätzig ist und mit einem Menuettsatz endet: eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, schaut man etwa auf Sonatenkompositionen von Zeitgenossen oder ähnliches. Doch für gewöhnlich lässt sich Pleyel die Möglichkeit, ein tiefgründiges Adagio zu schreiben, nicht entgehen; so sind denn in den Quartetten Nr. 10 und 12 eben diese Sätze die emotionalen Zentren dieser Werke, jeweils gefolgt von charaktervollen Rondi, die keineswegs nur oberflächlichen Kehrauscharakter haben.
Große Frische
Das Pleyel Quartett Köln macht – man muss es fast nicht erwähnen – seinem Namen alle Ehre und vermittelt auf historischen Instrumenten und mit historisch informierten Spieltechniken einen äußerst ‚werknahen‘ Blick auf die Musik – bewusst verzichten die Musiker auf Neueditionen und greifen vielmehr auf Erst- oder Frühdrucke zurück, um so durch möglichst wenige ‚Fremdbrillen‘ sehen zu müssen. Möglicherweise auch hierdurch ergeben sich Interpretationen, die von großer Frische und Spontaneität erfüllt sind, sozusagen auf nächster Ebene nach der Erarbeitung des Notentextes und seiner besonderen Eigenheiten. Selbst scheinbare Banalitäten, wie sie im Schlussrondo des zwölften Quartetts kurz vorm Schluss vorkommen, werden mit Charme und Witz überspielt, als das was sie sind, als kleiner bewusster Affront des Komponisten seinen Zuhörern gegenüber.
Die Produktion des Deutschlandfunk Köln ist wieder einmal aufnahmetechnisch vorbildlich realisiert, die Veröffentlichung ein würdiger Abschluss eines ambitionierten Projekts. Leider ist der Booklettext nicht auf einer Höhe mit jenen der früheren Veröffentlichungen der Reihe. Doch das ist nur ein verhältnismäßig marginaler Abstrich.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Pleyel: Preußische Quartette 10-12: Pleyel Quartett Köln |
|||
Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203777921 |
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Pleyel, Ignaz Joseph |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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