
Weinberg: String Quartets No, 2, 5 & 8 - Arcadia Quartett
Weinberg für den Mainstream
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Fulminante, aber emotional wenig involvierte erste Folge einer neuen Gesamteinspielung von Mieczyslaw Weinbergs Streichquartetten.
An Einspielungen der Streichquartette von Mieczysław Weinberg herrscht auf dem Tonträgermarkt gegenwärtig kein Mangel. Nach dem Quatuor Danel (cpo) und dem Silesian String Quartet (Accord) beginnt nun also das in Rumänien gegründete Arcadia Quartet mit einer Werkschau. Die drei hier vorgestellten Werke entstanden 1939-40 (rev. 1987, mit der doppelten Opuszahl 3 und 145), 1945 (Op. 27) und 1959 (Op. 66). Das zweite Quartett in G-Dur ist Mutter und Schwester gewidmet, die zu jener Zeit bereits von den Nazis ermordet worden waren. Das Arcadia Quartet betont weniger die emotionalen Tiefen des Werks als ihre spieltechnische Virtuosität und ihre Verortung im europäischen Musikleben und der europäischen Musikgeschichte. Der langsame Satz ist fast naturgemäß Zentrum der Komposition, und trotz etwas zu starkem Vibrato vor allem in der Viola beeindruckt der Satz durch expressive Dichte. Das intermezzo-artige Scherzo changiert zwischen Schostakowitsch und Reger und ist nicht zuletzt durch seine besondere Konzeption im Bereich der Dynamik von großem Reiz, während das turbulente Presto-Finale an Prokofjeff frühe Schlusssätze denken lässt.
Das fünfte Quartett in B-Dur umfasst fünf Sätze und ist in der Klangsprache weitaus reifer als das zweite, Weinbergs Freundschaft zu Schostakowitsch ist an wenigen Stellen hörbar. Auch hier erleben wir unmittelbare Freude an Kontrapunktik, mit Genuss und Verve ausmusiziert durch das Arcadia Quartet. Das Spiel der vier Musiker ist, vergleicht man mit dem Quatuor Danel, womöglich spieltechnisch noch ausgereifter – doch eine gewisse raue, widerborstige Komponente fehlt dieser Lesart, selbst im überbordenden zentralen Scherzo. Das durchkomponierte achte Quartett in C-Dur erfährt zwar eine eindrucksvolle, aber keine emotional mitreißende Wiedergabe, wie sie das Silesian String Quartet oder auch das Quatuor Danel vorgelegt haben. Emotionen werden nicht ausgespielt, das Arcadia Quartet begnügt sich (auf höchstem Niveau) damit, die Musik als Musik wiederzugeben, mögliche biografische oder auch nationalstiltypische Eigenheiten scheint's bewusst außer Acht zu lassen. Ein Vergleich mit dem Borodin Quartet, dem die Komposition gewidmet ist, zeigt besonders eklatant, wie viel mehr in der Musik steckt als wir hier zu hören bekommen.
Obschon von einem Weinberg-Spezialisten verfasst, fehlen dem Booklettext einige wesentliche Informationen zu den Werken. So bleibt vor allem die vorzügliche Aufnahmetechnik zu loben, die aber die nicht die nicht hinreichende interpretatorische Tiefe nicht ausgleichen kann.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Weinberg: String Quartets No, 2, 5 & 8: Arcadia Quartett |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Chandos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
095115215821 |
![]() Cover vergössern |
Weinberg, Mieczyslaw |
![]() Cover vergössern |
Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Von Dr. Jürgen Schaarwächter zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:
-
Die muss man haben!: Diese großartige, kaum hoch genug zu lobende Einspielung der Streichquartette von Mieczyslaw Weinberg gibt dem Weinberg-Biographen David Fanning Recht: " auf lange Sicht überlebt nur Musik von innerer Stärke und Überzeugung, Musik wie die Weinbergs." Weiter...
(Christian Starke, 24.06.2014)
-
Auf vermeintlichen Seitenwegen der Musikgeschichte: Das Quatuor Danel hat mit vorliegender Einspielung ein denkbar kraftvolles Plädoyer für Mieczyslaw Weinberg geliefert. Weiter...
(Michael Pitz-Grewenig, 15.03.2011)
-
Russische Moderne: Bei cpo erscheint der dritte Teil einer verdienstvollen Gesamteinspielung der 17 Streichquartette Mieczyslaw Weinbergs mit dem Quatuor Danel. Weiter...
(Dr. Aron Sayed, 21.01.2010)
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Chandos:
-
Mehr Fantasie als Ordnung: Federico Colli fasziniert und irritiert mit Klavierwerken W. A. Mozarts. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Neue Facetten des Kanons: Jean-Efflam Bavouzet und die Manchester Camerata unter Gabor Takacs-Nagy beleben Mozarts Klavierkonzerte KV 482 und 488. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Kraft und Kalkül: Louis Lortie bietet nuancierten Chopin Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Mehr Fantasie als Ordnung: Federico Colli fasziniert und irritiert mit Klavierwerken W. A. Mozarts. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich