
Live from Stadtcasino Basel - Sinfonieorchester Basel, Ivor Bolton
Hochglanzveröffentlichung
Label/Verlag: Berlin Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein Konzertmitschnitt aus dem Corona-Sommer 2020 – ohne nachhaltige künstlerische Bedeutung.
1876 wurde der Musiksaal des Stadtcasinos Basels am Barfüsserplatz erbaut – ein Saal, der bekannt ist für seine ausgezeichnete Akustik. Die letzte umfangreiche Renovierung war 1976 erfolgt – der Um- und Erweiterungsbau war ab 2000 eine langwierige Angelegenheit. Dass die Wiedereröffnung in den Corona-Sommer fiel, war sicher kein geringer Wermutstropfen.
Allzu häufig verdeckt im vorliegenden Konzertmitschnitt vom 26. August 2020 ein matter Hall die Klarheit der Interpretation des Sinfonieorchesters Basel. Offenbar stellt der Saal besondere Anforderungen sowohl an die Aufnahmetechnik als auch an die Interpreten. Wir hören zumeist einen warmen Mischklang, in dem besonders die Holzbläser laut (nicht selten zu laut) herüberkommen; im Forte oder Fortissimo schwächt die Aufnahmetechnik (oder die Saalakustik?) den Effekt des Tutti nicht selten, teilweise sogar beträchtlich.
Das Programm des Wiedereröffnungskonzerts ist ebenso vorhersehbar wie beliebig (Dirigent: Ivor Bolton). Beethovens Ouvertüre 'Die Weihe des Hauses' op. 113 kommt in einer zahmen, klar strukturierten Interpretation daher, aber ohne die reiche Klangfarbigkeit, in der wir sie in den vergangenen Jahren anderswo haben kennenlernen dürfen. Saties 'Troisième Gymnopédie' in der Orchesterfassung von Debussy zeigt die besonderen klanglichen Möglichkeiten des Saales, in der sich der Klang gerade im Pianobereich vorzüglich entfalten kann. Wohl als (etwas missglückte) Konzession an die Pandemiesituation mag man die Wahl von Richard Strauss‘ 'Morgen!' op. 27 Nr. 4 verstehen (das Booklet ergeht sich in Hochglanzfotos und lässt die Musik nur als dekoratives Beiwerk zu). Christina Landshamer überzieht die Musik mit unnötigem Kitschvibrato; in typischer Unart wird der Soloviolinist/die Soloviolinistin, der/die aber gleichfalls in dieser Hinsicht etwas übertreibt, im Booklet nicht genannt.
Etwas beliebig
Zum Höhepunkt Dvořáks Sinfonie 'Aus der Neuen Welt' – warum gerade dies Werk und nicht eins, das Bedeutung für die Stadt Basel, vielleicht sogar den Saal besitzt, bleibt unerfindlich. Auch die Interpretation ist etwas beliebig – Dvořáks genaue dynamische Bezeichnungen werden nicht immer sorgsam befolgt, manche Übergänge klingen nicht organisch entwickelt, sondern eher forciert. Umgekehrt kommen viele Details hier klar zur Geltung, treten auch etwas zu stark in den Vordergrund, so dass sich eine rechte Rundung der Interpretation noch nicht einstellen will.
Hoffen wir, dass in der kommenden Zeit (wenn denn Konzerte oder Tonträgeraufnahmen wieder möglich sind) das Sinfonieorchester Basel im Musiksaal wieder rundum heimisch wird und mit den besonderen Möglichkeiten der Saalakustik auch Nicht-Standardrepertoire neu und heller beleuchten wird.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Live from Stadtcasino Basel: Sinfonieorchester Basel, Ivor Bolton |
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Label: Anzahl Medien: |
Berlin Classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
885470016757 |
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Beethoven, Ludwig van |
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Berlin Classics Berlin Classics (BC) ist das Klassik-Label der Edel Germany GmbH. Es ist das Forum für zahlreiche bedeutende historische Aufnahmen, wichtige Beiträge der musikalischen Zentren Leipzig, Dresden und Berlin sowie maßgebliche Neuproduktionen mit etablierten und aufstrebenden jungen Klassik-Künstlern. Dazu zählen etablierte Stars, wie z.B. die Klarinettistin Sharon Kam, die Pianisten Ragna Schirmer, Sebastian Knauer, Matthias Kirschnereit, Anna Gourari und Lars Vogt, die Sopranistin Christiane Karg oder auch die Ensembles Concerto Köln, Pera Ensemble, sowie der Dresdner Kreuzchor und das Vocal Concert Dresden. Mehrfach wurden Produktionen mit einem Echo-Preis ausgezeichnet. Im Katalog von Berlin Classics befinden sich Aufnahmen mit Kurt Masur, Herbert Blomstedt, Kurt Sanderling, Franz Konwitschny, Hermann Abendroth, Günther Ramin, Peter Schreier, Ludwig Güttler, Dietrich Fischer-Dieskau, die Staatskapellen Dresden und Berlin, das Gewandhausorchester Leipzig, die Dresdner Philharmonie, die Rundfunkchöre Leipzig und Berlin, der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor Leipzig. Sukzesssive wird dieses historische Repertoire für den interessierten Hörer auf CD wieder zugänglich gemacht, wobei die künstlerisch hochrangigen Analogaufnamen mit größter Sorgfalt unter Anwendung der Sonic Solutions NoNoise-Technik bearbeitet werden, um sie an digitalen Klangstandard anzugleichen. Mehr Info... |
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