> > > Kalevi Aho: Symphony No.5: Colin Currie, Lahti Symphony Orchestra, Dima Slobodeniouk
Montag, 2. Oktober 2023

Kalevi Aho: Symphony No.5 - Colin Currie, Lahti Symphony Orchestra, Dima Slobodeniouk

Widersprüchliche Welt


Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Diskontinuitäten und unharmonische Balancen bestimmen den Charakter einer Einspielung rund um Kalevi Ahos Fünfte Sinfonie.

Die BIS-Gesamteinspielung der Sinfonien von Kalevi Aho wird immer wieder substanziell durch ergänzende Kompositionen bereichert. Hier ist es das Konzert 'Sieidi' für Schlagwerk und Orchester aus dem Jahr 2010, das faktisch den Großteil der SACD einnimmt. Man darf darüber diskutieren, ob Solo- und Orchesterpart in hinreichender Beziehung zueinander stehen, in den Ohren des Rezensenten ist der Kontrast hier wesentlicher als der Wettstreit miteinander im Sinne von ‚concertare‘. Auch ist der Orchesterpart konventioneller als die Behandlung des Soloparts, von Colin Currie mit hoher Virtuosität und großer Differenziertheit dargeboten. Die rhythmischen Impulse, die das Schlagwerk aussendet, werden vom Orchester kaum substanziell ‚konterkariert‘ und nur gelegentlich aufgenommen oder gespiegelt, etwa in den verschiedenen Abschnitten, in denen es zum echten Dialogisieren kommt. Dies mag auch daran liegen, dass der Solopart hörbar ins Zentrum gestellt ist und die Orchesterinstrumente häufig untergeordnet erscheinen, das Orchester (abgesehen vielleicht von den drei Orchesterschlagzeugern) nachgerade als Folie für den Solisten erscheint. Der Titel 'Seidi' ließe sich wohl frei als Ritualstele der Samen, einer in Finnland lebenden Minderheit, deuten.

Nie nachlassender Spannungsbogen

Die durchkomponierte Fünfte Sinfonie aus den Jahren 1975/76 hat im Groben die Widersprüchlichkeit der Welt zum Thema. Der Spannungsbogen der Komposition lässt nie nach, unterschiedliche ‚Teilmusiken‘ (Aho) überlagen sich, kollidieren und/oder kulminieren miteinander. Die Orchestervirtuosität ist beeindruckend, die Sinfonia Lahti arbeitet die Polyphonie der Komposition in großer Klarheit heraus, wobei die SACD-Aufnahme ihren nicht zu vernachlässigenden Anteil hat. Dennoch scheint das Gesamtergebnis bei aller vorgeschriebenen Disharmonie nicht rundum harmonisch, d.h. aufeinander perfekt abgestimmt. Die Orchestermusiker wirken mehr nebeneinander her denn aufeinander hörend, in veritabler simultaner ‚Vielsprachigkeit‘. Es steht zu fragen, ob dies vielleicht auch an Dima Slobodaniouk liegt, seit 2016 Okko Kamus Nachfolger der Sinfonia Lahti (Kamu hatte 1977 die Uraufführung der Sinfonie dirigiert). Die Entscheidung für Slobodaniouk als Dirigent dieser SACD war auch eine Entscheidung gegen Osmo Vänskä, den Uraufführungsdirigent von 'Sieidi', der in der BIS-Reihe fast alle Folgen der Aho-Sinfonien mit der Sinfonia Lahti eingespielt hat. Das soll nicht heißen, dass Slobodaniouk keine Hand für die Disposition der Musik und den rechten Puls hätte, doch drängt sich im vorliegenden Fall die Aufnahmetechnik etwas aufdringlich in den Vordergrund – ein autoritärerer Dirigent hätte vielleicht die Mehrkanaltechnik noch stärker der Musik und ihrer Bedeutung bei- bzw. nachgeordnet. Wie in der BIS-Reihe üblich, werden im Booklet Einführungen des Komponisten bereitgestellt, in diesem Falle leider in problematischer Übersetzung.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Kalevi Aho: Symphony No.5: Colin Currie, Lahti Symphony Orchestra, Dima Slobodeniouk

Label:
Anzahl Medien:
BIS Records
1
Medium:
EAN:

CD
7318599923369


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BIS Records

Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees.


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