
Carl Nielsen: Complete Works for Violin Solo and Violin and Piano - Hasse Borup, Andrew Staupe
Unerfüllt ambitioniert
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Hasse Borup und Andrew Staupe dienen Carl Nielsens Kammermusik für Violine und Klavier nicht immer mit vollem Verständnis.
Zwei ambitionierte Sonaten für Violine und Klavier hat Carl Nielsen 1895 bzw. 1912/19 komponiert, dazu eine frühe Sonate 1881/82. Diese drei Werke haben der Geiger Hasse Borup und der Pianist Andrew Staupe im Frühjahr 2019 in der dänischen Musikakademie Odense eingespielt. Akustisch kann der Hörer den unmittelbaren Eindruck der interpretatorischen Bemühungen beider Musiker erleben, deren Interpretation aber weit von einem Referenzcharakter entfernt ist.
Während die Schülersonate des Sechzehn- bis Siebzehnjährigen nachgerade nachklassischer Faktur ist, spiegelt die erste große Sonate A-Dur op. 9 nachromantische Ambition, während die zweite Komposition dieser Art mit Opuszahl, die Sonate op. 35, Nielsens ‚Zukunftspotenzial‘ auslotet: Schweifende Modulationen, intensive Konzentration und ökonomischer Einsatz der Texturen fordern höchste technische Meisterschaft und tiefes Verständnis für die Musik. Leider vermittelt sich der Eindruck, Andrew Staupe habe nicht ganz Nielsens Idiom verstanden, so dass die Musik merkwürdig entwurzelt klingt; vielleicht ist auch die Wahl eines ‚neutralen‘ Konzertflügels der Interpretation abträglich.
Zwiespältiger Eindruck
Einen weitaus zwiespältigen Eindruck aber hinterlässt nicht nur in diesem hochkomplexen Werk der Beitrag des Geigers. Hasse Borups Violinton ist nicht selten verhangen (aber dies nicht als besondere spieltechnische Eigenheit eingesetzt), die musikalischen Bögen sind nicht hinreichend auf ein Ziel hin entwickelt, die Modulationen in ihrer inneren Logik nicht sicher genug ausgeführt, vor allem aber wird allzu oft nicht sauber intoniert, so dass sich ein harmonisches Miteinander mit dem Pianisten nicht entwickeln kann. (Sollte Borup auf eine unharmonische Oktavaufteilung hinzielen, hätte er den Pianisten um eine entsprechende Flügelstimmung bitten müssen.) In der großen Sonate, der bekanntesten Komposition der CD, bleibt – besonders im Kopfsatz – auch die Gesamtstruktur unklar, zerfällt die Musik in Einzelmomente, statt ein zwingendes Ganzes zu ergeben. Vielleicht kann man den Nielsen-Interpreten mit auf den Weg geben, sie sollten sich einmal mit den zeitgleich entstandenen Violinsonaten Max Regers befassen (und vice versa) – das Verständnis für die Musik und ihre Interpretation dürfte sich stark entwickeln.
Überzeugender, auch wenn auch hier offenbar nicht immer ganz intonationsexakt ist Borup in den Kompositionen für Violine allein – Präludium und Thema mit Variationen op. 48 (1927/28) sowie Polka a-Moll und ‚Gruss‘ von 1873 bzw. 1890. Hier fühlt sich Borup hörbar um ein Vielfaches wohler als in den Violinsonaten mit Klavierbegleitung, selbst als in den beiden sentimentalen Romanzen für Violine und Klavier ohne Opuszahl. So versöhnt ein wenig gerade die große späte Komposition für Violine allein mit den eher missglückten Wiedergaben der Violinsonaten.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Carl Nielsen: Complete Works for Violin Solo and Violin and Piano: Hasse Borup, Andrew Staupe |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313387076 |
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Nielsen, Carl August |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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