
Offenbach Fantastique! - Leipziger Symphonieorchester, Nicolas Krüger
Hölle und Himmel
Label/Verlag: Genuin
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein ambitioniertes, aber nicht ganz gelungenes Projekt des Leipziger Symphonieorchesters.
Himmel und Hölle umrahmen quasi das imaginative Offenbach-Programm des Leipziger Symphonieorchesters unter dem kurzzeitigen Chefdirigenten Nicolas Krüger – von den 'Drei Haaren des Teufels' (1857) bis zu 'Orpheus in der Unterwelt' (1858), in dem Pluto und Jupiter höchstpersönlich auftreten, ist es im Grunde nur ein kurzer Weg. Fast ausschließlich aus Raritäten besteht das Programm der vorliegenden CD, von den Ouvertüren zu 'Le voyage dans la lune' (1874) oder 'Die Rheinnixen' (1864 – mit den Originalgestalten der später berühmten Arie 'Scintille diamant' bzw. der noch weit berühmteren Barcarole, die posthum Eingang in 'Les contes d’Hoffmann' fanden) über die Ballettmusik aus 'Le roi carotte' (1872) bis hin zu Entr’actes aus 'Robinson Crusoé' (1867) oder 'Fantasio' (1872); am unbekanntesten ist wahrscheinlich die 'Marche réligieuse' aus der Schauspielmusik zu 'La haine' (1874) von Victorien Sardou. Die gewählten Stücke verweigern sich zumeist der exuberanten Seite Offenbachs – vielmehr haben wir hier sorgfältig ausgearbeitete Bühnenmusik, die die Szene stilgemäß erhellt. Da geht es wenig um äußeren Effekt und vielmehr um starke Stimmungsevokation.
Neigung zum Sentimentalen
Die vorliegende Produktion ist die bislang ambitionierteste Veröffentlichung des Leipziger Symphonieorchesters – eines Klangkörpers, der neben dem Gewandhausorchester, das auch das Opernprogramm der Stadt bestreitet, immer weit hinten sowohl im Anspruch als auch im Renommee angesiedelt war. Die interpretatorische Leistung der Musiker ist gerade mit Blick auf diesen Anspruch durchaus beachtlich – gerade im Zeichnen von Konturen und in feiner Farbschattierung muss sich das Orchester nicht verstecken. Nur wenn es an die Attacke sowohl in der Lautstärke als der Stretta geht, mangelt es an Raffinement und Noblesse, gerät auch die Klangbalance etwas durcheinander.
Auch ist die in der Tempowahl gelegentlich festzustellende Neigung zum Sentimentalen – wohl ein Erbe der langjährigen Befassung mit gehobener Unterhaltungsmusik – hier fehl am Platz. So gerät gerade die abschließende Ouvertüre zu 'Orpheus in der Unterwelt' in gleich mehrfacher Hinsicht zum Spiegel eben dieser Befassung: Als wirklich ernsthaftes Sinfonieorchester kann sich der Klangkörper noch nicht profilieren. Hierfür wie auch für entsprechend anspruchsvollere Projekte wäre kontinuierliche intensive Orchesterarbeit dringend erforderlich – und gerade da vom Gewandhausorchester so bald wohl keine Operetteneinspielung zu erwarten ist, wäre eine Aufwertung des Leipziger Symphonieorchesters sicher wünschenswert.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Offenbach Fantastique!: Leipziger Symphonieorchester, Nicolas Krüger |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Genuin 1 |
Medium:
EAN: |
CD
4260036256987 |
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Offenbach, Jacques |
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