> > > Offenbach Fantastique!: Leipziger Symphonieorchester, Nicolas Krüger
Donnerstag, 1. Juni 2023

Offenbach Fantastique! - Leipziger Symphonieorchester, Nicolas Krüger

Hölle und Himmel


Label/Verlag: Genuin
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ein ambitioniertes, aber nicht ganz gelungenes Projekt des Leipziger Symphonieorchesters.

Himmel und Hölle umrahmen quasi das imaginative Offenbach-Programm des Leipziger Symphonieorchesters unter dem kurzzeitigen Chefdirigenten Nicolas Krüger – von den 'Drei Haaren des Teufels' (1857) bis zu 'Orpheus in der Unterwelt' (1858), in dem Pluto und Jupiter höchstpersönlich auftreten, ist es im Grunde nur ein kurzer Weg. Fast ausschließlich aus Raritäten besteht das Programm der vorliegenden CD, von den Ouvertüren zu 'Le voyage dans la lune' (1874) oder 'Die Rheinnixen' (1864 – mit den Originalgestalten der später berühmten Arie 'Scintille diamant' bzw. der noch weit berühmteren Barcarole, die posthum Eingang in 'Les contes d’Hoffmann' fanden) über die Ballettmusik aus 'Le roi carotte' (1872) bis hin zu Entr’actes aus 'Robinson Crusoé' (1867) oder 'Fantasio' (1872); am unbekanntesten ist wahrscheinlich die 'Marche réligieuse' aus der Schauspielmusik zu 'La haine' (1874) von Victorien Sardou. Die gewählten Stücke verweigern sich zumeist der exuberanten Seite Offenbachs – vielmehr haben wir hier sorgfältig ausgearbeitete Bühnenmusik, die die Szene stilgemäß erhellt. Da geht es wenig um äußeren Effekt und vielmehr um starke Stimmungsevokation.

Neigung zum Sentimentalen

Die vorliegende Produktion ist die bislang ambitionierteste Veröffentlichung des Leipziger Symphonieorchesters – eines Klangkörpers, der neben dem Gewandhausorchester, das auch das Opernprogramm der Stadt bestreitet, immer weit hinten sowohl im Anspruch als auch im Renommee angesiedelt war. Die interpretatorische Leistung der Musiker ist gerade mit Blick auf diesen Anspruch durchaus beachtlich – gerade im Zeichnen von Konturen und in feiner Farbschattierung muss sich das Orchester nicht verstecken. Nur wenn es an die Attacke sowohl in der Lautstärke als der Stretta geht, mangelt es an Raffinement und Noblesse, gerät auch die Klangbalance etwas durcheinander.

Auch ist die in der Tempowahl gelegentlich festzustellende Neigung zum Sentimentalen – wohl ein Erbe der langjährigen Befassung mit gehobener Unterhaltungsmusik – hier fehl am Platz. So gerät gerade die abschließende Ouvertüre zu 'Orpheus in der Unterwelt' in gleich mehrfacher Hinsicht zum Spiegel eben dieser Befassung: Als wirklich ernsthaftes Sinfonieorchester kann sich der Klangkörper noch nicht profilieren. Hierfür wie auch für entsprechend anspruchsvollere Projekte wäre kontinuierliche intensive Orchesterarbeit dringend erforderlich – und gerade da vom Gewandhausorchester so bald wohl keine Operetteneinspielung zu erwarten ist, wäre eine Aufwertung des Leipziger Symphonieorchesters sicher wünschenswert.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Offenbach Fantastique!: Leipziger Symphonieorchester, Nicolas Krüger

Label:
Anzahl Medien:
Genuin
1
Medium:
EAN:

CD
4260036256987


Cover vergössern

Offenbach, Jacques


Cover vergössern

Genuin

Im Jahr 2002 standen die jungen Tonmeister von GENUIN vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte man sich weiterhin lediglich auf das Aufnehmen und Produzieren konzentrieren, oder auf die zahlreichen Nachfragen und positiven Rückmeldungen von Musikern und Fachzeitschriften eingehen und ein eigenes Label ins Leben rufen? In einer Zeit, in der praktisch alle großen Klassik-Label ihre Produktion eingestellt oder zumindest stark gedrosselt hatten, fiel die Entscheidung nicht leicht – aber sie fiel einstimmig aus: zugunsten einer offiziellen Vertriebsplattform für die GENUIN-Aufnahmen. Und der Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen.

Das Label GENUIN hat sich in seinem zwölfjährigen Bestehen zu einem Geheimtipp unter Musikern und Musikliebhabern entwickelt. Schon vor dem Leipzig-Debüt im Oktober 2004, einem Antrittskonzert im Robert-Schumann-Haus mit Paul Badura-Skoda, wurden die CDs in den deutschlandweiten Vertrieb gebracht und von Fachpresse und Musikerwelt hochgelobt. Inzwischen werden GENUIN-CDs in den meisten Ländern Europas sowie in Japan, Süd-Korea, Hongkong und den USA vertrieben.

Das Erfolgsrezept von GENUIN: Die gesamte Produktion, also die Beratung der Künstler bei Aufnahmeraum und Repertoire, die Vorbereitung und Durchführung der Aufnahme selbst, der Schnitt mit allen notwendigen Korrekturen, generelle Entscheidungen beim Cover- und Bookletentwurf bis hin zur fertigen Veröffentlichung liegen in der Hand der Tonmeister. Nur so haben die Musiker den größtmöglichen Entfaltungsspielraum bei der Einspielung und Gestaltung ihrer CDs. Und gleichzeitig kann bis zuletzt eine gleichbleibend hohe Qualität garantiert werden.

GENUIN bietet auch abseits ausgetretener Pfade etablierten Künstlern genauso wie der Nachwuchsgeneration die Möglichkeit, Musik nach eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Das macht sich positiv bemerkbar für die Hörer der mittlerweile mehr als 300 GENUIN-CDs mit Interpreten wie Paul Badura-Skoda, Nicolas Altstaedt oder der Dresdner Philharmonie.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Genuin:

  • Zur Kritik... Hommage an einen unbekannten Musiker: Zwischen Barock und Sturm und Drang komponierten viele Musiker hörenswerte Musik, die nicht zum Kanon der Großmeister gehört. Georg Zeike und Bernadett Mészáros, entreißen den Magdeburger Komponisten Johann Friedrich Ruhe der Vergessenheit. Weiter...
    (Diederich Lüken, )
  • Zur Kritik... Blockflötenvielfalt: Diese Platte ist mehr als eine simple Talentprobe: Max Volbers und sein Ensemble überzeugen mit einem eigenwilligen, am Ende stimmigen Programm. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Ars moriendi: Ein feines Album – niemand sollte sich von Titel und eher düsterer Aufmachung schrecken lassen. Franz Vitzthum ist in lyrischer Hochform zu erleben. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Genuin...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:

  • Zur Kritik... Im Studio und live: Otto Klemperer und die Wiener Symphoniker – Versuch einer Dokumentation. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Bescheiden in der Ambition: Alec Rowley ist ein gewichtiger englischer Komponist der zweiten Reihe. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Fern der Metropole: Paul Lacombe liefert einen nicht uninteressanten Beitrag zur französischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Jürgen Schaarwächter...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

Class aktuell (1/2023) herunterladen (5900 KByte) NOTE 1 - Mitteilungen (2/2023) herunterladen (5000 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Henri Bertini: Grand Trio op.43 in A major - Menuet. Allegro vivace

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich