
Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 8 - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Rafael Kubelik
Voller Innenspannung
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nach Eugen Jochum erweist sich auch Rafael Kubelík beim Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunk als begabter Bruckner-Dirigent.
Fast zwanzig Jahre, von 1961 bis 1979, war Rafael Kubelík Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, und wie kaum einer seiner Vorgänger und Nachfolger hat er das Profil des Orchesters geprägt. Das Orchester hatte schon unter Eugen Jochum seinen Bruckner gut kennengelernt, wenn auch die früheste veröffentlichte Aufnahme der Achten Sinfonie von 1971 unter der Leitung Karl Böhms stand, eines anderen großen Brucknerianers.
Kubelíks Bruckner ist wohlbekannt, von der Achten Sinfonie in c-Moll, die der Dirigent schon in seinen Zwanzigerjahren in Prag dirigiert hatte, gibt es sechs Einspielungen aus dem Zeitraum 1950 bis 1983. Der vorliegende Konzertmitschnitt aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz entstand am 12. Mai 1977 und gilt als beste Aufführung des Werks durch den Dirigenten. Die Behauptung im Booklet, es werde die Fassung von 1887 gespielt, trifft nicht zu, vielmehr hören wir die übliche Fassung von 1890, deren es in reicher Menge Einspielungen auf dem Markt gibt, nicht zuletzt unter George Széll, Eugen Jochum, Otto Klemperer, Bernard Haitink, Klaus Tennstedt, Zubin Mehta, Lorin Maazel, Carlo Maria Giulini oder Sergiu Celibidache bis hin zu Mariss Jansons und Christian Thielemann – mehrere davon auch aus München.
Das richtige Tempo
Mit 78 Minuten ist Kubelíks Achte von der Spieldauer eher im Mittelfeld einzuordnen. Seine Lesart ist im Detail fein ausgearbeitet, aber mit starkem Blick auf die Gesamtarchitektur. Ein großer Vorteil ist für ihn hier das Live-Erlebnis: Die Musiker bleiben jederzeit im Fluss, behalten das Gesamtziel im Auge, lassen in der Innenspannung nicht nach. Und diese Innenspannung ist ausgesprochen dicht, verbunden mit tiefem Verständnis für die architektonischen Substrukturen und klanglichen Details. Jederzeit hat der Hörer den Eindruck, gerade das richtige Tempo zu hören. Kubelík, ein Meister des Großen wie der Detailzeichnung, betont immer wieder auch einen böhmischen Ton in der Musik und erhellt etwa die Verwandtschaft zu Janáčeks Sinfonietta, aber auch zu Dvořák. Die Raffinesse im Detail lässt den Hörer bei jedem Wiederhören der CD immer wieder neue Feinheiten entdecken, die die Musiker unter Kubelíks Leitung erkunden.
Leider ist die Aufnahmetechnik, die die Blechbläser häufig grob und dynamisch ohne große Differenziertheit wiedergibt, trotz guter Tiefenstaffelung und sorgfältiger Wiedergabe auch leiser und leisester kontrapunktischer Passagen nicht ganz so gelungen, wie wir dies nicht nur heute von Digitalaufnahmen, sondern auch von analogen Studioaufnahmen kennen. Möglicherweise hätte ein begabter Tonmeister in den komplexeren Texturen noch mehr Differenzierung herausarbeiten können. Doch bleibt die Aufführung ein packendes Erlebnis bis zum Finale, einem monumentalen Finale wahrlich.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 8: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Rafael Kubelik |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 1 25.10.2010 078:12 1977 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4035719007039 900703 |
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Bruckner, Anton |
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"Rafael Kubelík und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dem CD- und Schallplattensammler fällt dazu zuerst die berühmte Mahler-Gesamteinspielung ein, die erste Aufnahme des vollständigen Zyklus mit einem deutschen Orchester. Musik tschechischer Komponisten wie Dvorák, Smetana, Janácek und Martinů zählte zu seinen Vorlieben ebenso Werke des 20. Jahrhunderts. Jedoch pflegte Kubelík in seiner Amtszeit als Chefdirigent des Orchesters von 1961 bis 1979 auch das traditionelle deutsch-romantische Repertoire, mit dem sich der Klangkörper des Bayerischen Rundfunks bereits seit den Gründungsjahren unter Eugen Jochum international einen Namen gemacht hatte. Im Mai 1977 dirigierte er ein Konzert im Münchner Herkulessaal, bei dem Bruckners Symphonie Nr. 8 c-Moll auf dem Programm stand. Der Mitschnitt dieses Konzerts liegt nun auf CD vor. Die Achte Symphonie entstand in einer Phase, in der Bruckner auf dem Höhepunkt seines Schaffens wie auch seiner öffentlichen Wertschätzung stand. Die Aufführung der Siebten war ein grandioser Erfolg gewesen, und Bruckner komponierte voll Euphorie und Selbstvertrauen seine umfangreichste Symphonie, die Achte. Zu Bruckners großer Bestürzung war das Urteil des von ihm hochgeschätzten Hermann Levi jedoch alles andere als positiv, und so geschah es zum ersten Mal in seiner Laufbahn, dass er eine seiner Symphonien unmittelbar nach der Komposition umarbeitete. Auch wenn heute die Vorzüge der ersten Fassung wieder an Gewicht gewinnen und eine fruchtbare Diskussion in Gange ist, hat sich im Konzertleben doch die Zweitfassung weitgehend durchgesetzt. " |
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BR-Klassik BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben. Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr. Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte. Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA. BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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