
Josef Suk: Symphonie Nr.2 c-Moll op.27 - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Jakub Hrusa
Klanglich heikel
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Der Bayerische Rundfunk bietet keine rundum gelungene Leistung bei Josef Suks 'Todesengel'-Sinfonie 'Asrael'.
Als Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks kann Jakub Hrůša seine großen Qualitäten gerade auch bei nicht-kanonischem Repertoire zeigen. Josef Suks 'Asrael'-Sinfonie ist zwar keine Rarität, aber sie ist nicht leicht zu interpretieren. Die Balance zwischen den Orchestergruppen wie auch die starken dynamischen Steigerungen sind heikel zu erreichen – und die BR-Tontechnik überzeugt hier (besonders in den Ecksätzen) in überraschend geringem Maße, nicht zuletzt wegen fehlerhafter Mikrofonierung im Gasteig 2018.
Dabei ist Hrůša, vormals Schüler von Jiří Bělohlávek, dem das Werk zeitlebens ein absolutes Herzensanliegen war, mit der Musik durchaus vertraut. Im Vergleich zu anderen aber (etwa zu Rafael Kubelík mit demselben Orchester 1981, aber auch zu Bělohláveks dichter erster Einspielung auf Chandos) bleibt er insgesamt weniger involviert, weniger überzeugend, vor allem in den Ecksätzen – bei einem in der Substanz derart kraftvollen und expressiven Werk ein deutliches Manko. In den beiden langsamen Sätzen stört die Aufnahmetechnik die Intimität nicht, wenn auch einzelne Instrumente etwas zu stark hervorgehoben werden. Die feinen Klangvaleurs des Scherzos kommen gleichfalls gut zur Geltung, doch bleibt vieles zu virtuos, zu wenig emotional involviert.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Josef Suk: Symphonie Nr.2 c-Moll op.27: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Jakub Hrusa |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 1 06.03.2020 062:43 2018 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4035719001884 900188 |
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Suk, Josef |
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"Josef Suk war in der tschechischen Komponistengeneration nach Antonín Dvořák wohl derjenige, der stilistisch den weitesten Weg zurückgelegt hat, und sicherlich neben Leo Janáček derjenige, der am ehesten Anspruch auf Weltgeltung hat, so der Musikwissenschaftler Ludwig Finscher in seinem Lexikonartikel in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, dem Standardwerk der Musikhistorie schlechthin. Dass die Musik Suks, eines der bedeutendsten Symphoniker Böhmens, in westeuropäischen Konzertsälen nur wenig präsent ist, sollte sich schleunigst ändern. Mit der vorliegenden Aufnahme seiner zweiten Symphonie mit dem Beinamen Asrael hält BR KLASSIK ein starkes Plädoyer für die eindrucksvoll-überzeugende Musik des Geigers und Komponisten. Josef Suk, anfangs Geiger, wurde 1891 Meisterschüler des bereits weltberühmten Dvořák, wurde regelmäßig in dessen Landhaus eingeladen und verliebte sich dort in die Tochter seines Lehrers, mit der er sich vermählte. Die Asrael-Symphonie entstand nach Dvořáks Lebensende; der Tod seiner eigenen Ehefrau gab ihr eine neue Wendung (beiden ist das Werk gewidmet). Der Untertitel verweist auf den Todesengel der islamisch-persischen Mythologie: Asrael ist ein geheimnisvoller Begleiter der Seele vom Diesseits ins Jenseits. Suk entwickelte eine eigene musikalische Sprache, in welche die Solo-Violine häufig eingebunden ist (hier im beruhigten Mittelteil des Andante): die Geige war sein Instrument; bis 1933 musizierte er auf ihr im Böhmischen Streichquartett. Bewusst griff er die Tradition einer Schicksals-Symphonie auf, seit Beethovens Fünfter mit der Tonart c-Moll verbunden, die sich am Ende nach Dur lichtet. Seit ihrer Uraufführung am 3. Februar 1907 im Prager Nationaltheater gilt Asrael als Suks bedeutendste Symphonie und als visionärer Blick in die Zukunft. Für das glühende Plädoyer sorgt die Interpretation des jungen tschechischen Dirigenten Jakub Hrůa, seit 2016 Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, ferner erster Gastdirigent des Londoner Philharmonia Orchestra und der Tschechischen Philharmonie. Mit ihm am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks erklang Suks Asrael-Symphonie im Oktober 2018 bei Konzerten in der Münchner Philharmonie im Gasteig, welche für die vorliegende CD mitgeschnitten wurden. " |
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Pizzicato: "Josef Suk: Symphonie Nr. 2, Asrael; Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, Jakub Hrusa; Liveaufnahme 10/2018, Veröffentlichung 28/02/2020 (62'43) - Rezension von Remy Franck Die 2. Symphonie des Tschechen Josef Suk (1874-1935), Asrael, so benannt nach dem Todesengel, ist eine Reaktion auf den Tod von Suks Schwiegervater Antonin Dvorak und dem seiner Frau, der Tochter Dvoraks. Geprägt von einem immer wieder auftauchenden Schicksalsmotiv hat das Werk etwas von einer Tondichtung in fünf Sätzen. Jakub Hrusa nimmt sich Zeit für Asrael. Er braucht in allen Sätzen mehr davon als seine Kollegen Belohlavek, Ancerl oder Kubelik. Das erlaubt es ihm, die Symphonie so zu entwickeln und zu strukturieren, wie man es wohl selten gehört hat. Für die fast 63 Minuten bringt Hrusa einen guten Atem mit, und sein Umgang mit der musikalischen Spannung und deren Auf- bez. Abbau ist meisterhaft. Ich glaube nicht, dass ich diese Symphonie schon einmal in einer derart zwingenden Erzählung, so atmosphärisch, so aufgewühlt gehört habe, in einer so packenden und völlig logisch-natürlichen, bruchlos fließenden Folge von hoch leidenschaftlichem und zutiefst poetischem Musizieren. Hrusas Asrael ist ein über eine Stunde langer Albtraum aus Erinnerung, Trauer und Hoffnung. Das ist die rein interpretatorische Meisterleistung. Hinzu kommt das Orchesterspiel, das in diesem ganzen emotionalen Brodeln ungemein kultiviert klingt und auch im leidenschaftlichsten Fortissimo noch klangschön und flexibel." |
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BR-Klassik BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben. Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr. Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte. Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA. BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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