
Boston Symphony Commissions - Robert Sheena, Boston Symphony Orchestra, Andris Nelsons
Orchestral virtuos
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Boston Symphony Orchestra spielt Auftragskompositionen von unterschiedlich starker Inspiration.
Für Interpretationen zeitgenössischer Musik war das Boston Symphony Orchestra in den vergangenen Jahrzehnten eher weniger im internationalen Bewusstsein präsent – der Fokus lag zumeist eher auf dem Standardrepertoire, mit besonderem Schwerpunkt auf dem interpretatorischen Erbe der Vergangenheit. Dass aber auch Repertoire-Nischen erkundet und die zeitgenössische Musik gepflegt wurden und werden, geriet dagegen in Vergessenheit (obschon Koussevitzky, Munch und Ozawa sich alle in ihrer Art um die Auseinandersetzung mit der Musik ihrer Zeit verdient gemacht haben).
Die vier hier vorgelegten Kompositionen entstanden allesamt als Auftragsarbeiten des Orchesters und erlebten in der Saison 2016/17 ihre Uraufführungen. All diese Kompositionen sind keineswegs in einem modernistisch-avantgardistischen Ton gehalten, sondern lassen dem Orchester vielmehr vielfältige Möglichkeiten, in ‚altmodischer Weise‘ (d. h. verschiedenen Anklängen an die Musik des 20. Jahrhunderts) die hohe Virtuosität des Orchesters und seiner einzelnen Musiker zu beweisen. Eric Nathans 'the space of a door' ist eine orchestrale Tour de Force, während George Tsontakis‘ 'Sonnets' für Englischhorn und Orchester eine konzertante Suite mit reichen Entfaltungsmöglichkeiten für den Solisten Robert Sheena wie das Orchester darstellt. Unterschiedlichste Stimmungen werden evoziert, aber die Musik selbst erreicht selten eine Art existenzielle Tiefe – am stärksten vielleicht im letzten Satz von Tsontakis‘ Komposition.
Timo Andres‘ 'Everything Happens So Much' (inspiriert durch einen Twitter-Eintrag) ist ein spielerisches 'Variatives Konzert für Orchester'. Zwar ebenfalls grundsätzlich tonal gebunden und auch gewissermaßen deskriptiv (und mit starkem Fokus auf den Holzbläsern des Orchesters) ist Sean Shepherds 'Express Abstractionism', eine von fünf abstrakten Malern ausgehende viersätzige Komposition, die in unterschiedlicher Weise Formen, Farben und Strukturen erkundet und nicht zuletzt dadurch wohl die interessanteste Komposition der CD ist. Hier geht es nicht nur um die Erfüllung einer Konvention, sondern auch um eine Auseinandersetzung mit der Kunst der Gegenwart; dieser metatheoretische Aspekt gerät aber in keinster Weise trocken, sondern voller Wärme und Farbe – nicht zuletzt auch durch die herausragenden Leistungen des Orchesters und seines Leiters Andris Nelsons. Dass die Produktion dennoch keine Pflicht in jedem CD-Regal sein kann, liegt an den immer wieder eklektischen Eigenschaften der Kompositionen – so perfekt sie hier dargeboten werden mögen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Boston Symphony Commissions: Robert Sheena, Boston Symphony Orchestra, Andris Nelsons |
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Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
636943987421 |
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