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Freitag, 31. März 2023

Dresdner Kammerchor - Weihnachten

Die gute Mär aus Dresden


Label/Verlag: Raumklang
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Von Hans-Christoph Rademann sind Chorfreunde ja seit längerer Zeit einiges gewohnt: wo und mit welchen Chören auch immer der 1965 geborene Dresdner auftritt oder CD-Aufnahmen vorlegt, sie bewegen sich jedes Mal auf höchstem Niveau. Fünf Produktionen mit seinem 1985 eigens gegründeten Dresdner Kammerchor hat Rademann mit geistlicher Musik bei dem Label RAUMKLANG bereits veröffentlicht. Mit 'Weihnachten' beschert er seinen Fans zum Fest der Liebe ein Fest betörender Sinnlichkeit.

Es handelt sich um 19 populäre und weniger geläufige Lieder in Deutsch und Latein aus dem 16., 17., 19. und 20. Jahrhundert von Cornelius Freundt bis Karsten Gundermann in dramaturgisch geschickter und abwechslungsreicher Reihenfolge. Nach Schütz, Rheinberger, Brahms und Eccard bildet Arvo Pärts ergreifendes 'Magnificat' den ersten Höhe- sowie intensiven Ruhepunkt. Die glockenklaren, fast bordunartig vorgetragenen Frauenstimmen werden in einfacher Melodieführung von den Männerstimmen kontrastartig und untermauernd umsungen, so dass ein durchdringendes Klanggebilde aus vibrierenden Dissonanzen sowie klaren Harmonien entsteht, das tiefe Religiosität erahnen lässt. Wie ein Weckruf aus sanften Träumen kommt dann Brahms appellierendes 'O Heiland, reiß die Himmel auf', gefolgt von den Dauerbrennern 'Macht hoch die Tür' (Reger) und 'Es ist ein Ros entsprungen' (Praetorius). Letzteres ist die faszinierend sphärische Bearbeitung des 1954 geborenen Jan Sandström, in der das seit Jahrhunderten bedeutendste Weihnachtslied wie unter extremer Zeitlupe unser Ohr mit gleichmäßigen Schallwellen im warmen Wasser umschwebt. Ein wenig unheimlich, dass dabei rein menschliche Stimmen und keine Synthesizer mit im Spiel sind. Ähnlich 'mysteriös' ist die Poulenc-Vertonung 'O magnum mysterium', wie es aus der Tiefe der Seele empor fließt und den Blick auf den Himmel - die Frauenstimmen - lenkt. In all den anderen Liedern wird sinnlich und aus voller Brust frohlockt, sich gefreut, gelobt und gejauchzt, als wären die Sängerinnen und Sänger bei der Verkündung der Frohen Mär live dabei gewesen. Selten hört man die Engel so auffordernd und verheißungsvoll wie in dieser Version von 'Kommet, ihr Hirten' und kaum war 'Stille Nacht, heilige Nacht' je stiller und heiliger als hier.

Die Gesangs-Studierenden der Dresdner Musikhochschule, aus denen der Kammerchor überwiegend besteht, haben in der Lukaskirche zu Dresden erneut die vollreifen Früchte einer kreativen Zusammenarbeit mit Rademann geerntet. Dabei ging es ihnen nicht einfach nur um saubere Intonation, klare Artikulation und spannende Dynamik, sondern wieder einmal um die für Rademann so typisch formschön geschwungenen Bögen und sinnliches Fließen. Wie von selbst lenkt Rademann damit die Aufmerksamkeit zum Ursprung und dem religiösen Geist dieser Lieder, der vielleicht für manchem nach den unzähligen Malen, die er sie selbst bereits gesungen oder gehört hat, untergegangen war. Obwohl die Lieder frisch und modern dargeboten werden, sind sie fern von dem Kitsch und Konsum, der in unserem Kulturkreis nicht selten mit Weihnachten in Verbindung gebracht wird. Sie sind intim und für Freunde von a capella-Musik eine wohltuende Gelegenheit, sich für eine Stunde aus dem harmonie- und kaufsüchtigen Weihnachtstrubel auszuklinken.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Dresdner Kammerchor: Weihnachten

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
Veröffentlichung:
Raumklang
1
25.11.2002
61:23
2002
2003
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
4018767022018
RK 2201


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Brahms, Johannes
Demantius, Christoph
Eccard, Johannes
Freundt, Cornelius
Gundermann, Karsten
Mandyczewski, Eusebius
Mendelssohn Bartholdy, Felix
Pärt, Arvo
Poulenc, Francis
Praetorius, Michael
Reger, Max
Rheinberger, Joseph
Riedel, Karl
Sandström, Jan
Schütz, Heinrich


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Dirigent(en):Rademann, Hans-Christoph
Interpret(en):Dresdner Kammerchor,


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Raumklang

Das Label RAUMKLANG wurde 1993 von Sebastian Pank in Leipzig gegründet. Nach wie vor steht der Name Raumklang für ein authentisches Klangerlebnis. Die Aufnahmen entstehen überwiegend mit nur einem Stereo-Kugelflächen-Mikrophon (One-Point-Recording).
Den Schwerpunkt aller RAUMKLANG-Veröffentlichungen bildet die Alte Musik. In jüngster Zeit ergänzt neben experimenteller/zeitgenössischer Musik eine Reihe mit Weltmusik das RAUMKLANG-Programm. Für seine aufwendig produzierten und anspruchsvoll gestalteten CDs mit ausführlichem Begleitheft erhielt RAUMKLANG bereits zahlreiche begehrte Auszeichnungen, darunter "Grand Prix de l'Académie Charles Cros" und den "Diapason 5".
Seit 1998 liegt der Hauptsitz des Labels auf Schloss Goseck in Sachsen Anhalt, auf dem sich in den letzten Jahren das "Europäsiche Musik- und Kulturzentrum" sowie ein Zentrum für Archäologie (7000 Jahre altes Sonnenobservatorium) etabliert haben. Nicht zuletzt aus dieser Verknüpfung ergeben sich zahlreiche Kontakte zu renommierten Künstlern der Alten Musik im In- und Ausland.
Seit 2003 veröffentlicht RAUMKLANG verschiedene Editionen. Jede Edition wird von einem anderen Produzenten herausgegeben und erweitert damit die Vielfalt des Labelrepertoires. So erscheint neben edition raumklang von Sebastian Pank (Schloss Goseck) die marc aurel edition in Köln, gegründet von Aurelius Donath. Aus der Zusammenarbeit mit der berühmten Schola Cantorum Basiliensis (SCB) in Basel hat sich die schola cantorum basiliensis edition ergeben. In dieser Reihe stellt der Produzent Thomas Drescher (stellv. Direktor der SCB) viel versprechende Absolventen aus Basel vor. 2005 entstand aus den engen Kontakten zur Musikstadt Leipzig eine weitere neue Edition: Unter dem Namen edition apollon veröffentlicht nun das international bekannte Vokalesemble "amarcord" seine CDs.


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