
Gorecki, Henryk Mikolay: String Quartets No.1 & 2 - Tippett Quartet
Mit und ohne Minimal
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Tippett Quartet widmet sich mit seinen enormen Qualitäten den Streichquartetten des polnischen Komponisten Henryk Górecki.
Die unbillige Reduktion des Schaffens des polnischen Komponisten Henryk Górecki (1933–2010) auf die 'Sinfonie der Klagelieder' (1976) für Sopran und Orchester hat über Jahrzehnte die Qualitäten dieses Komponisten ignoriert. Dies trifft nicht auf Góreckis Streichquartette zu, die erst ab 1988 für das Kronos Quartet entstanden und hier vom Tippett Quartet in einer neuen Gesamteinspielung vorgelegt werden (hier Folge 1). Die expressive Intensität der Kompositionen ist von den ersten Takten an offenkundig (das Kronos Quartet war berühmt für extragavante und avantgardistische Konzertprogramme), und die Tippetts erweisen sich einmal mehr als Meister des Ungewohnten und Schwierigen. Da hält niemand mit seinen technischen Fähigkeiten, aber auch nicht mit seinen emotionalen Möglichkeiten zurück – gerade das erste Quartett op. 62 ist heiße, sehrende Musik, die den Hörer emotional ‚ausgewrungen‘ zurücklässt. Muss es auch sein, nutzt Górecki doch etwa in seinem ersten Quartett auch Techniken der Minimal Music, die ohne völlige Hingabe fast sofort leer und formalistisch klingen.
VielfältigeStimmungen
Das zweite Quartett op. 64, mit dem Untertitel 'Quasi una fantasia', entstand 1990/91 und nimmt offenkundig, und mehr als in einer Hinsicht, Bezug auf Beethovens Klaviersonaten, aber auch seine späten Streichquartette. Das halbstündige Werk zeigt mehr als eindeutig, dass auch das traditionelle viersätzige Streichquartett alles andere als überholt ist. Die Vielfalt der emotionalen Stimmungen der einzelnen Sätze, von verzweifelter Trauer bis zu trotzigem Aufbegehren (und einen mehr oder minder versteckten, verzerrten tänzerischen Ton) reichend, entspricht in diesem Werk dennoch in den Augen des Rezensenten nicht ganz der tatsächlichen Qualität der Komposition, die – betrachtet man sie eher abstrakt, von der emotionalen Interpretation losgelöst – in diesem Fall ein paar Längen aufweist und manche Querverknüpfungen zwischen den Sätzen auch einen gewissen kompositorischen Schematismus aufblitzen lassen.
Darum vielleicht am interessantesten ist die frühe Komposition 'Genesis I: Elementi' op. 19 Nr. 1 (1962) – ein Werk, das noch vor jeder ‚minimalistischen Berührung‘ entstand und einen Komponisten zeigt, der mit rein analogen Mitteln Effekte erzielt, für die andere Komponisten elektronische Gerätschaften bemüht hätten. Das Tippett Quartet zeigt hier erst recht seine enormen Qualitäten, und auch die kompositorische Vielfalt Góreckis kommt hier noch besser zur Geltung als bei den beiden Quartetten. Hier quietscht und zuckt es, die technische wie die emotionale Bandbreite überzeugt noch unmittelbarer als bei den beiden Streichquartetten – aber der Anspruch an Interpreten wie Zuhörer ist auch ungleich höher. Aber es lohnt sich und eröffnet neue Welten – gerade im ‚Górecki-Kosmos‘.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Gorecki, Henryk Mikolay: String Quartets No.1 & 2: Tippett Quartet |
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Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313391974 |
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Gorecki, Henryk |
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