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Donnerstag, 30. März 2023

Das lyrische Intermezzo - Heine-Lieder und -Gedichte

Neue Umgebung – bezwingendes Ergebnis


Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Hier erklingen in bezwingender Einheit Musik und Wort nebeneinander: Klemens Sander singt Schumanns 'Dichterliebe', Cornelius Obonya rezitiert Gedichte Heines. Toll!

Text und Musik, ein interdisziplinäres Programm. Nicht immer geht die Rechnung auf, dass sich die verschiedenen Vortragsformen gut ergänzen, oft kommen allzu intellektuelle Programme dabei heraus. Wenn jedoch ein Dichter wie Heinrich Heine alle Texte verfasst hat und dazu Künstler wie Schauspieler Cornelius Obonya und Sänger Klemens Sander diese Texte interpretieren und nicht zuletzt Robert Schumann der Komponist der vertonten Gedichte ist, wird dieses ambitionierte Projekt zu einem hinreißenden Gesamtpaket.

Für seine 'Dichterliebe' entnahm Robert Schumann Gedichte aus dem 'Buch der Lieder' bzw. dem 'Lyrischen Intermezzo' von Heinrich Heine. Im vorliegenden, im Sommer 2017 aufgenommenen Programm werden diese Lieder nun ergänzt durch die Gedichte, die das 'Lyrische Intermezzo' von Heine komplettieren. Dadurch ergeben sich inhaltlich spannende Ergänzungen, werden Charaktere, Emotionen und Sehnsüchte vielschichtiger beleuchtet. Dramaturgisch ergibt sich durch diese Ergänzung der Kunstgriff, dass der Rezitator beginnt, das Programm also allein mit Text eröffnet wird. Das nimmt der Musik ein wenig Kraft in ihrer Vormachtstellung, was aber nur positiv zu verbuchen ist, denn die zwei Künste gelangen so auf ein gemeinsames Niveau. Text und Musik stehen nicht nebeneinander, sondern ergänzen und durchdringen einander, die Musik gewinnt neue Intensität, da der Hörer nicht mehr Altbekanntes in hinlänglich vertrautem Zusammenhang wahrnimmt, vielmehr wird durch die rezitierten Gedichte, denen man in der zu hörenden Interpretation, aber auch in ihrer pointierten Sprache gespannt folgen möchte, die immer gleiche Umgebung geändert. Es scheint, als würde ein schon 100 mal gesehenes Haus in eine neue Umgebung versetzt und man sieht es dadurch neu. Selbst Puristen, die ihren Schumann gerne ohne ‚störende‘ Texte hören möchten, dürften zu dem Schluss gelangen, dass hier eine Struktur aufgebrochen und dadurch in ungeahntem Ausmaß bereichert wird.

Das ist nicht zuletzt natürlich den drei Ausführenden zu verdanken. Cornelius Obonya bleibt bei den leisen, den feinen Tönen, findet einen ruhigen, aber tragenden Rhythmus der Rezitation und behält, selbst wenn er in verschiedene Klanglichkeiten zur Interpretation der Charaktere schlüpft, immer eine schönklingende, stabile Stimmbasis. Klemens Sander folgt mit seinem in der Tiefe wie in der Höhe klangschönen Bariton der Schumannschen Intention, bleibt nah am Notentext, immer verständlich in der Sprache, immer inhaltlich nachvollziehbar aus dem Bedeutungskontext des Liedes. Zwischen ihm und Pianistin Uta Sander herrscht tiefes Verständnis, was bewirkt, dass sie in ein ruhiges, fast puristisches Musizieren finden, das jegliche Manierismen vermeidet. Damit sind alle drei Künstler nah am Text, nah am Werk von Heine und Schumann und schaffen dadurch sehr bezwingende Momente.

Es ist wunderbar, dass eine solche CD durch Mithilfe vieler Menschen, nämlich durch Crowdfunding realisiert werden konnte, und man kann den drei Herrschaften nur viele begeisterte Hörer, auch in den Liederabenden, wünschen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Das lyrische Intermezzo: Heine-Lieder und -Gedichte

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
ARS Produktion
1
03.11.2017
73:26
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
4260052385470
ARS 38 547


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Schumann, Robert
 - Prolog -
 - Im wunderschönen Monat Mai -
 - Aus meinen Tränen sprießen -
 - Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne -
 - Wenn ich in deine Augen seh' -
 - Dein Angesicht -
 - Lehn' deine Wang' -
 - Ich will meine Seele tauchen -
 - Es stehen unbeweglich -
 - Auf Flügeln des Gesanges -
 - Die Lotosblume -
 - Im Rhein, im heiligen Strome -
 - Du liebst mich nicht -
 - O schwöre nicht und küsse nur -
 - Auf meiner Herzliebsten Äugelein -
 - Die Welt ist dumm, die Welt ist blind -
 - Liebste, sollst mir heute sagen -
 - Wie die Wellenschaumgeborene -
 - Ich grolle nicht -
 - Ja, du bist elend, und ich grolle nicht -
 - Das ist ein Flöten und Geigen -
 - So hast du ganz und gar vergessen -
 - Und wüsstens's die Blumen, die kleinen -
 - Was sind denn die Rosen so blass -
 - Sie haben dir viel erzählet -
 - Die Linde blühte, die Nachtigall sang -
 - Wir haben viel füreinander gefühlt -
 - Du bliebest mir treu am längsten -
 - Die Erde war so lange geizig -
 - Und als ich so lange, so lange gesäumt -
 - Die blauen Veilchen der Äugelein -
 - Die Welt ist so schön und der Himmel so blau -
 - Mein süßes Lieb, wenn du im Grab -
 - Ein Fichtenbaum steht einsam -
 - Ach, wenn ich nur der Schemel wär -
 - Seit die Liebste war entfernt -


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Interpret(en):Sander, Klemens
Obonya, Cornelius
Sander, Uta


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ARS Produktion

Das exquisite Klassiklabel ARS Produktion wurde 1987 von Annette Schumacher mit dem Ziel gegründet, jungen, aufstrebenden Künstlern und interessanten Programmen gleichermaßen eine individuelle musikalische Heimat und entsprechende Marktchancen, u.a. durch internationalen Vertrieb und Vermarktung zu geben. Die bei Paul Meisen ausgebildete Konzertflötistin hat sich damit nach langer aktiver Musikerlaufbahn einen geschäftlichen Traum erfüllt.
Für die hervorragende Aufnahmequalität der zahlreichen ARS Produktionen ist Manfred Schumacher, Tonmeister und Aufnahmeleiter, verantwortlich.
Spezifisch für das Label und die Haltung seiner Macher/in: stets wird u.a. den klanglichen Erfordernissen der jeweiligen Werke, Musikepochen und Instrumente in größtmöglicher Weise Rechnung getragen sowie im Übrigen die neueste, beste Technik eingesetzt.
Annette und Manfred Schumacher sind ?Überzeugungstäter?. Zwei Individualisten, die Kunst, Kommerz und Können geschickt vereinbaren.
?Die SACD - Super Audio CD kombiniert die Präzision der digitalen Reproduktion mit der Wärme des analogen Klanges. Das hat uns überzeugt.?


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