> > > Violin Muse: Violinwerke von Poole, Puw, Matthews, Weir u.a.
Montag, 2. Oktober 2023

Violin Muse - Violinwerke von Poole, Puw, Matthews, Weir u.a.

Femme formidable


Label/Verlag: Divine Art
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Madeleine Mitchell zeigt sich als neugierige Interpretin, die sich inspiriert mit den Werken zeitgenössischer Komponisten auseinandersetzt.

24 Jahre ist das Tonträgersolodebüt der britischen Geigerin Madeleine Mitchell (der ehemaligen ersten Geigerin von Peter Maxwell Davies Fires of London) her, und seither hat sie sich im Bereich der zeitgenössischen britischen Musik als Auftraggeberin von Kompositionen nachhaltig profiliert. Sieben Komponist(inn)en (zwei Damen und fünf Herren) haben hier Beiträge für ihre ‚Violin Muse‘ beigesteuert, alle außer einem Werke von kammermusikalischer Intimität. Die Ausnahme ist das Violinkonzert 'Soft stillness' (nach einem berühmten Shakespeare-Zitat) des Walisers Guto Pryderi Puw aus dem Jahr 2014, das in einer äußerst dichten Interpretation mit dem BBC National Orchestra of Wales unter Edwin Outwater vom 12. Mai 2016 dargeboten wird – für Solistin wie das Orchester ein anspruchsvolles zweisätziges Werk, dessen Kontrapunktik hier äußerst reizvoll herausgearbeitet wird. Ein zum Wiederhören äußerst dankbares Werk eines außerhalb Großbritannien viel zu wenig bekannten Komponisten.

Ebenfalls noch nicht rundum geläufig ist der Name von Sadie Harrison, nach Puw der jüngsten Komponistin auf der vorliegenden CD (warum übrigens werden die Lebensdaten der Komponisten genannt und die der Interpretin nicht?). 'Aurea luce' (Mit goldenem Licht) nennt sie ihre 2015 entstandene Komposition auf eine Choralmelodie, ein Stück für Violine und Klavier, das man in unmittelbaren Konnex zu Ralph Vaughan Williams und anderen Komponisten des 20. Jahrhunderts stellen kann, auch wenn es gleichfalls Elemente der neueren britischen Musik (MacMillan) spiegelt. Zwar vom 20. Jahrhundert ausgehend, aber doch zeitgemäßer scheint dem Rezensenten da 'Veilleuse' (Nachtwache, 1997 – keine Auftragskomposition von Mitchell) von Michael Berkeley, eine polytonal ausgesprochen spannungsvolle, im Violin- wie im Klavierpart vielleicht nicht progressiv sein wollende, dafür umso überzeugender wirkende Komposition. Mitchells Klavierpartner ist hier wie in allen entsprechenden Werken auf der CD der Pianist Nigel Clayton, ein Professorenkollege am Londoner Royal College of Music. Insgesamt konventioneller, vor allem im Rhythmisch-Metrischen spannend ist Geoffrey Pooles 'Rhapsody' für Violine und Klavier (2015), die auch in einer Fassung für Orchester existiert. 'Taking it as Read' sind zwei kurze Stücke von Michael Nyman (2007), die wiederum eine ganz andere Komponente der kompositorischen Landschaft Großbritanniens repräsentieren. David Matthews‘ 'Romanza' op. 119a (2012) ist im Vergleich ein deutlich anspruchsvolleres, genuin kammermusikalisches Werk, das zwar aufnahmetechnisch vielleicht am wenigsten glücklich geraten ist, dem Rezensenten aber musikalisch am meisten zu sagen hat.

'Atlantic Drift' nennt Judith Weir, Master of the Queen‘s Music, drei Stücke für zwei Violinen, die zunächst einzeln uraufgeführt wurden; auch wenn sie auf traditionellen Weisen aufbauen, erweisen sie sich aufgrund ihrer intensiven Kontrapunktik schnell als Musik der Gegenwart, mit der die Komponistin den transatlantischen Austausch pflegen will. Gleichzeitig greift sie die große Vergangenheit internationaler Musik für zwei Violinen auf. Mitchells Partnerin ist hier ihre frühere Schülerin Cerys Jones. Und gleich in welcher Besetzung – wie dort erweisen sich sämtliche Interpretationen auf der CD als maßstabbildend und dem Geist der Musik zutiefst vertraut und verbunden. Die Aufnahmetechnik ist insgesamt rundum zufriedenstellend (die Ausnahme wurde bereits erwähnt), das Booklet hätte noch etwas prägnanter im Inhalt sein können – aber insgesamt eine mehr als beachtliche Produktion, in der die unterschiedlichen Besetzungen gut miteinander harmonieren.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Violin Muse: Violinwerke von Poole, Puw, Matthews, Weir u.a.

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Divine Art
1
29.09.2017
Medium:
EAN:

CD
809730516023


Cover vergössern

Divine Art

Divine Art wurde von Stephen Sutton 1993 gegruendet und ist in den letzten Jahren schnell gewachsen mit einem Repertoire von klassischer Musik (und jetzt auch ?mow Swing?, leichte Musik und Jazz) jeglicher Art, von Mittelalter über Barock, Klassik, Oper bis zur heutigen Moderne. Anfang 2009 wurde Heritage Media in Divine Art integriert, eine Firma, die sich auf klassische Radio Programme und Dramen mit den berühmtesten Britischen und Amerikanischen Film- und Theater Schauspielern der 1940 und 1950iger Jahre spezialisiert. Diese Werke werden bald per Katalog und per download für Divine Art Kunden zu kaufen sein.

Divine Art spezialisiert sich auf die Entdeckung und Aufnahme unbekannter Werke von wichtigen Komponisten wie beispielsweise Mozart, Schubert und einige der wichtigsten Britischen Komponisten. Hauptserien schliessen alle 90 Pianosonaten von B. Galuppi, die neulich entdeckte Orchester- und Kammer-Musik von dem in Newcastle upon Tyne geborenen Charles Avison und Weltpremieren von Musik für Piano Duo, ein

Innerhalb Divine Art umfasst die ?Diversions? - Niedrigpreis Serie viele neue Aufnahmen wie auch Neu-Ausgaben von historischen Aufnahmen. Unsere ?Historic Sound? Serie von alten Klassikern, 2005 gegruendet, hat Preise fuer besondere Restaurationsqualitaet gewonnen. Seit 2008 verfügt Divine Art über eine Zweigstelle in den USA.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Divine Art:

  • Zur Kritik... Von allem ein bisschen: Das Huberman Piano Trio überzeugt interpretatorisch mehr als das Huberman Duo. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Rares für 30 Finger: Drei alte Kommilitonen betreiben Völkerverständigung in vorbildlicher Art. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Unter dem Sternenmantel: Franziskanische Orgelmusik aus den USA: Erik Simmons lässt die wohltönenden, aber auch wenig abwechslungsreichen Klänge von Carson Cooman in das Ohr des Hörers träufeln. Weiter...
    (Diederich Lüken, )
blättern

Alle Kritiken von Divine Art...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:

  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Mehr Männer: Drei Countertenöre, ein Sopranist und ein Tenor gegen zwei Soprane. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Jürgen Schaarwächter...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Kollaboratives Komponieren: Das Label Kairos präsentiert facettenreiche Ensemblemusik des schwedischen Komponisten Jesper Nordin. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Hoher Abstraktionsgrad: Marco Fusi beeindruckt mit Violin-'Werken' Giacinto Scelsis. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

Class aktuell (2/2023) herunterladen (5500 KByte) NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich