> > > Overtures from the British Isles Vol.2: Werke von Walton, Leigh, Bowen, u.a.
Samstag, 23. September 2023

Overtures from the British Isles Vol.2 - Werke von Walton, Leigh, Bowen, u.a.

Lollipops und mehr


Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ruman Gamba verleiht den britischen Orchesterminiaturen symphonische Größe. Das ist aber nicht nur Zugewinn; manches dramatische Potential wird verschenkt.

‚Lollipops‘ nannte Sir Thomas Beecham kürzere Orchesterstücke, die er als Zugaben in Konzerten dirigierte – häufig Kompositionen eher heiteren Charakters, mit denen er das Publikum in den Abend entließ. Die Hälfte der Beiträge der vorliegenden CD (kaum einer eine echte Rarität d. h. CD-Premiere) entspricht nach landläufiger Meinung dieser Beschreibung: William Waltons 'Portsmouth Point' (1925), Eric Coates‘ 'The Merrymakers' (1923), John Ansells 'Plymouth Hoe' (1914), Roger Quilters 'A Children‘s Overture' op. 17 (1911-19) und John Foulds‘ 'Le cabaret' op. 72a (ca. 1921/1934).

Verglichen mit den besten Interpretationen, mit denen sie sich messen lassen müssen, liefert das BBC National Orchestra of Wales unter Rumon Gamba beachtliche Leistungen und erweist sich als virtuos-verständiger Klangkörper, doch bleiben seine Interpretationen teilweise etwas hinter den Referenzeinspielungen zurück, gerade weil die virtuosen Abschnitte nicht ganz mit jener Leichtigkeit und jenem Witz daherkommen, die die älteren Aufnahmen (unter Adrian Boult, Charles Mackerras, Vivian Dunn oder Barry Wordsworth) in besonderem Maße auszeichnen. Das bedeutet aber auch umgekehrt, dass diese Lollipops an musikalischer Substanz gewinnen und ‚symphonischen Status‘ bekommen. So stehen sie fast gleichgewichtig neben Hubert Parrys 'Overture to an Unwritten Tragedy' (1893/1894/1905), Ethel Smyths Ouvertüre zu 'The Boatswain‘s Mate' (1913-4), Alexander Mackenzies 'Britannia' op. 52 (1894), Walter Leighs 'Agincourt' (1935) und York Bowens 'Fantasy Overture' op. 115 (1945 – die einzige CD-Premiere).

Kenner einst populären britischen Liedgutes werden immer wieder interessante Anlehnungen finden, ob an Seefahrtsgesänge oder Kinderlieder, manche offenkundig ('Rule, Britannia' einerseits, 'Agincourt' andererseits – eine Anspielung auf das berühmte Schlachtfeld, auf dem sich in Shakespeares ‚Henry V‘ die entscheidende Handlungswende vollzieht), manche stark versteckt. Es ist spannend, die zehn Ouvertüren zueinander in Beziehung gesetzt zu hören – hierdurch gewinnen sie und setzen sich charakterlich doch deutlich voneinander ab.

Die besondere Qualität der Interpretation, die nachhaltig haften bleibt, ist der überzeugend symphonische Zug, der auch kleinen Miniaturen Gewicht verleiht; unaufgeregt gestaltet Gamba die einzelnen Werke, wenn auch ohne musikalische Steigerungen und Zuspitzungen dramatisch in aller Tiefe auszuloten. So bleibt es bei sauber musizierten, immer lebensvollen und atmosphärisch warmen Wiedergaben, denen es allenthalben an Exuberanz mangeln mag. Wunderbar klare BBC-Aufnahmetechnik unterstützt das klar ausgerichtete interpretatorische Konzept.

Der Reihe ‚Overtures from the British Isles‘ sind noch mehrere Folge-CDs zu wünschen, ist Großbritannien doch reich an (bislang immer noch vergessenen) entsprechenden substanziellen Werken, die es nur zu erkunden gälte – nicht nur aus dem hier umfassten engen Zeitraum von 1893–1945, sondern auch aus den Jahrzehnten davor und danach. Gerade auch wenn Booklettexte von Lewis Foreman Teil er Produktion sind, wird jede solche Folge für den interessierten Hörer ein Gewinn sein.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Overtures from the British Isles Vol.2: Werke von Walton, Leigh, Bowen, u.a.

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Chandos
1
06.05.2016
Medium:
EAN:

CD
095115189825


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Ansell, John
Foulds, John
Mackenzie, Alexander Campbell, Sir
Parry, Sir Hubert
Quilter, Roger
Smyth, Ethel
Walton, Sir William


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Chandos

Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
The company has championed rare and neglected repertoire, filling in many gaps in the record catalogues. Initially focussing on British composers (Alwyn, Bax, Bliss, Dyso, Moeran, Rubbra, Walton etc), it subsequently embraced a much wider field. Chandos' diverse catalogue contains over 2000 titles, from early music to contemporary, with composers from around the world. The company's aim is to present an exciting and varied selection of superbly recorded music to as many people as possible.
The following artists are strongly associated with, or exclusive to, the label: Richard Hickox, Matthias Bamert, I Fagiolini, Neeme Järvi, Louis Lortie, Jean-Efflam Bavouzet, Rumon Gamba, James Ehnes, Sir Charles Mackerras, David Parry, Valeri Polyansky, The Purcell Quartet, Gennady Rozhdestvensky, Howard Shelley, Simon Standage, Yan Pascal Tortelier, Vernon Handley, the BBC Philharmonic, BBC National Orchestra of Wales, the City of London Sinfonia and Collegium Muscium 90.
Chandos is universally acclaimed for the excellence of its sound quality and has always been at the forefront of technical innovation. In 1978, Chandos was one of the first to record in 16bit/44.1kHz PCM digital, as well as being one of the first to edit a digital recording completely in the digital domain (Holst: the Planet ? SNO/Gibson). In 1983, Chandos was one of the first to produce and release Compact Discs into the marketplace ? a revolution in the recorded music industry.
Today, Chandos has kept up with technology by recording mostly in 24bit/96kHz PCM but now also in DSD for producing ?surround sound? SACDs. Chandos releases at least five new recordings a month, together with imaginative re-issues of back-catlogue material.
The company has received countless awards, including several Gramophone Awards, notably the 2001 ?Record of the Year? for Richard Hickox?s recording of the original version of Vaughan Williams? A London Symphony; ?Best Choral Recording of 2003? for its recording of an undiscovered mass by Hummel and the ?Best Orchestral Recording? of 2004 for its set of Bax Symphonies. Other highlights include the American Grammy for Britten?s opera Peter Grimes, and most recently (2008), two further Grammy Awards, one for Hansel and Gretel and the other for Grechaninov?s Passion Week. Jean-Efflam Bavouzet?s debut on Chandos was also awarded Record of the Year by Monde de la Musique this year.
Chandos remains an independent, family run company which produces and markets its recordings from its office in Colchester, England, and is distributed worldwide.


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