
Ravel, Maurice - Orchesterwerke Vol.3
Kristallklar
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Der Repertoirewert kann die teilweise nur mittelmäßige Interpretation der vorliegenden Produktion nicht voll aufwiegen.
Einen spannenden Blick auf Ravel haben wir hier vorliegen: eine CD mit Stücken, von denen die meisten nur wenig bekannt sind, nämlich allenthalben Orchestrierungen von Werken anderer. Die Werke sind wenig ambitioniert in Umfang und Anspruch – Emmanuel Chabriers 'Menuet pompeux', vier Nummern aus Robert Schumanns 'Carnaval' und zwei Stücke von Claude Debussy. Das Orchestre National de Lyon überzeugt durch kristallklare Transparenz, die Einspielung durch sehr gute Aufnahmetechnik. Dennoch bleiben die interpretatorischen Leistungen eine sehr gemischte Angelegenheit. Während es beim Chabrier der Produktion an Elan und Charme, an gallischem Esprit und dem Wunsch mangelt, aus der Masse herauszustechen, zeigen sich die Musiker in den beiden Debussy-Orchestrierungen bestens in ihrem Element; hier lässt Leonard Slatkin Martinon oder Ansermet weit abgeschlagen hinter sich, sowohl die klangliche Imagination als auch den rechten Puls betreffend. Beim Schumann scheinen wiederum ganz andere Musiker am Werk – die Blechbläser intonieren nicht immer präzise, so dass insgesamt die alte Gülke-Interpretation denn doch vorzuziehen ist, trotz der klug gewählten Tempi und des überzeugenden Schlussstückes mit dem zentralen Beethoven-Zitat. Insgesamt aber bleibt dennoch der Eindruck, dass die französischen Musiker noch ein bisschen mehr hätten studieren – und vor allem auch einen genuinen ‚Ravel-Ton‘ hätten suchen können. Interpretatorisch bleibt das Ganze matt und farblich nicht ganz angemessen.
Das bekannteste Werk auf der Platte ist natürlich Mussorgskys 'Bilder einer Ausstellung', das hier in einer Komplettierung durch Leonard Slatkin 2007 nochmals revidiert wurde. Wozu in einer Gesamtschau von Ravels Orchesterschaffen? Ravel hatte die Promenade nach 'Samuel Goldenberg und Schmuyle' gestrichen, sicher nicht ganz ohne Grund – Slatkin hat die Stückfolge der Klavierfassung restituiert. Hier zeigen sich auch interpretatorische Unsauberkeiten, gleich im ersten Takt: Die vorgeschriebenen Portati werden gebunden, überhaupt das ganze Eröffnungsstück fließender dargeboten – für eine Referenzeinspielung ein zu starker Eingriff. Im weiteren Verlauf immer wieder viel zu geringe Berücksichtigung von Ravels genauen dynamischen Angaben – so wird manche Mittelstimme zu laut, mancher Kontrast nicht kontrastreich genug. Leider keine von Slatkins allerbesten Leistungen.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Ravel, Maurice: Orchesterwerke Vol.3 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Naxos 1 29.04.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
747313312474 |
![]() Cover vergössern |
Ravel, Maurice |
![]() Cover vergössern |
Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Naxos:
-
Camille Saint-Saëns und die große Form: Marc Soustrot und das Malmö Symphony Orchestra begeistern mit sämtlichen Symphonien Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Miss Marple lässt grüßen : Teil 11 der British-Light-Music-Serie von Naxos bringt einen Querschnitt durch Ron Goodwins Schaffen. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Liebestrank à la française: Das Belcanto-Festival Bad Wildbad entdeckt Daniel-François-Esprit Aubers Oper 'Le Philtre'. Weiter...
(Karin Coper, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Jugendliche Größe in der Musik: Henry Raudales und das Münchner Rundfunkorchester brillieren mit Mendelssohns sämtlichen Streichersymphonien. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Auf der Suche nach einer verlorenen Zeit: Alexander Glasunows aparte Streichquartette liegen nun endlich in einer Gesamteinspielung vor. Weiter...
(Michael Pitz-Grewenig, )
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Jetzt im klassik.com Radio


Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich