
Bolcom, William - Canciones de Lorca
Tiefer Gegenwartbezug
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Zwei Vokalwerke William Bolcolms mit Orchester zeigen einen imaginativen Komponisten, dem aber stilistisch das letzte Quäntchen musikalische Eigenart fehlt.
William Bolcom (* 1938) ist zutiefst in der Gegenwart verankert, mit starken Bezügen in die Vergangenheit. Der umfangreiche Orchesterliederzyklus 'Canciones de Lorca' entstand 2006 für Plácido Domingo; ähnlich wie in Menottis 'Goya'-Oper hört man in der melodienreichen Komposition auch gleich die berühmte Stimme des Spaniers. Bolcolms Musik ist im Vergleich zu vielen Zeitgenossen eher eklektisch, gerade im Vokalen offen konventionell – die Bezugnahmen zu Puccini sind aber auch im Orchestersatz unüberhörbar. Dem Tenor René Barbera, der anstelle von Domingo in der vorliegenden Einspielung den Solopart übernommen hat, mangelt es leider allzu sehr an vokaler Phantasie und stimmlicher Eigenart – häufig klingt er nur wie ein Domingo-Imitat, aber ohne die strahlende Höhe, die Sensitivität für die Texte. Das klingt alles wie gut auswendig gelernt, aber nicht wirklich von Herzen kommend. Die vielleicht spannendere Komposition ist 'Prometheus' (2009) für Klavier, Chor und Orchester, von der Besetzung her lässt Skrjabins 'Prométhée' grüßen. Bolcom zeigt hier, dass er kein ‚Schönklangkomponist‘ ist; Cluster und komplexe atonale Harmonien und Harmonieprogressionen (gelegentlich an Messiaen gemahnend) fordern höchste Konzentration vom Pianisten Jeffrey Biegel sowie dem Pacific Chorale and Symphony unter Carl St. Clair. Bolcom interpretiert den Prometheus-Stoff (hier durch das Gedicht Byrons gesehen) als Spiegel unserer heutigen turbulenten Zeiten mit Digitalisierung, 09/11, Bankenkrise usw. Doch es tut der Musik gut, derartige Assoziationen hinter sich zu lassen. Auch so bleibt die Musik zwar nicht primär innovativ, spiegelt aber nicht außermusikalische Momente, die sie für ihre eigentliche Würdigung nicht benötigt.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bolcom, William: Canciones de Lorca |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
636943978825 |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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