> > > Gems from the Belgian Treasure Trove: Werke von Rasse, Ryelandt & Vreuls
Samstag, 23. September 2023

Gems from the Belgian Treasure Trove - Werke von Rasse, Ryelandt & Vreuls

Für Entdecker


Label/Verlag: Phaedra CD
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die 80. Folge der Reihe "In Flanders' Fields" beinhaltet attraktive Klaviertrios belgischer Komponisten. Sie kennenzulernen ist eine Bereicherung.

Bereits die achtzigste (!) Folge hat das belgische Label Phaedra in der Reihe ‚in Flanders‘ Fields’ vorgelegt, in der das nationale musikalische Erbe erkundet wird. Achtzig Folgen– das ist, in einem Land, von dem man an Komponisten (mit etwas Mühe) gemeinhin gerade einmal drei Komponisten kennt (Henri Vieuxtemps, Eugène Ysaÿe und César Franck), weit mehr als beachtlich. Der Interessierte kennt mittlerweile ein paar Namen mehr, doch gibt es hier noch eine große Menge zu entdecken.

So auch François Rasse, Joseph Ryelandt und Victor Vreuls, deren hier vorgelegte Klaviertrios allesamt der Zeit um 1900 entstammen. Rasse (1873–1955) war in Brüssel Schüler Ysaÿes und wurde später Professor dort; er war aber auch Dirigent am Théâtre de la Monnaie, am Théâtre du Capitole de Toulouse an der Noord-Nederlandsche Opera und am Concertgebouw Amsterdam sowie Direktor des Konservatoriums von Lüttich. Sein dreisätziges Klaviertrio in h-Moll op. 16, entstanden kurz nach Studienende 1897, widmete er seinem ehemaligen Lehrer. Es ist eine Komposition, die mit vielen anderen Klaviertriokompositionen der Zeit durchaus mithalten kann – dem Medium bestens angemessen, voll vielfältiger Klangfarben und Texturen, mit sicherem Formgespür und mit klar erkennbarem Themenmaterial. Die Klangsprache ist zwischen Godard, Saint-Saëns und Franck anzusiedeln, das heißt wir haben es hier mit essenziell spätromantischer Tonsprache zu tun, die von ihrer Qualität nicht zu unterschätzen ist.

Mehr als fünfzehn Jahre später, nämlich unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand das erste Klaviertrio in h-Moll op. 57 von Joseph Ryelandt (1870–1965). Musikalisch ist es der Komposition von Rasse nicht ganz unähnlich, wenn auch in seiner Zweisätzigkeit immerhin formal nicht ganz der Konvention entsprechend. Die Klangsprache ist vom Duktus her etwas lyrischer, nicht zuletzt wird dies vor allem im zweiten Satz der Komposition, einem Variationen-'Andante' voll ausgespielt.

Obschon um 1896 entstanden, weist Victor Vreuls (1876–1944), seines Zeichens Schüler von Vincent d’Indy, mit seinem Erstlingswerk in d-Moll op. 1 musikalisch am stärksten in die Zukunft. Viele Momente sind nicht fern von dem, was später impressionistisch genannt wurde – es wäre in der Tat interessant, würde man im Konzert einmal dieses Werk neben Debussys Klaviertrio G-Dur oder Faurés Klaviertrio d-Moll quasi im Vergleich hören: Es ist davon auszugehen, dass der Hörer positiv überrascht sein wird.

Keinerlei Wünsche offen lässt das Giocatori Klaviertrio, eine belgische Formation (Hendrik Ide, Violine, Ludo Ide, Violoncello und Hans Ryckelynck, Klavier), ein Ensemble, dem das belgische Erbe hörbar am Herzen liegt und das, zumindest für den Moment, Referenzeinspielungen vorlegt. Mit längerer Vertrautheit mit der Musik mögen die Musiker sich noch mehr Elan und dramatische Zuspitzung zutrauen, doch ist dies auch eine Frage des persönlichen Geschmacks – zumindest überladen die drei Musiker die Werke nicht mit unangemessener Emotion, sondern treffen zumeist perfekt den Stil der Zeit. Bestens unterstützende Aufnahmetechnik und ein Booklet in nicht weniger als vier Sprachen, in dem einzig die Tonarten der Kompositionen fehlen, komplettieren eine empfehlenswerte Produktion. Ich freue mich darauf, in der Reihe ‚in Flanders‘ Fields’ anderes mir unbekanntes Repertoire zu erkunden (u.a. Klaviertrios von Joseph Jongen, Guillaume Lekeu und Arthur de Greef).

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Gems from the Belgian Treasure Trove: Werke von Rasse, Ryelandt & Vreuls

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Phaedra CD
1
22.11.2013
Medium:
EAN:

CD
5412327920803


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Phaedra CD

Phaedra is an Ancient Greek name meaning "the beautiful, the bright, the shiny one". It is related to a verb that means "to shine light on". That is why we thought Phaedra an appropriate name for a label that meant proposed to assume a special task: to shine a light on music by composers from the Low Countries, especially from Flanders and Wallonia, and thus to save them from indifference and oblivion.

The idea was realized in 1992, when Phaedra was founded. With its limited means, but with a generous heart, Phaedra was to promote this music, to record it and to publish it. Moreover, Phaedra intended to work with young and highly talented musicians, both from the Low Countries and from abroad.

Phaedra is the first label to consistently and continually draw attention to composers of the Low Countries, regardless of their philosophies or their careers. First their works are read, studied and evaluated; then Phaedra searches out talented musicians who might be interested in studying and recording these works. The series "In Flanders' Fields" was started for this very purpose.

After ten years of hard work, after recordings of over eighty Belgian composers and over one hundred and eighty of their works, came the first official recognition. On March 12, 2002, in a ceremony in the Sabam building in Brussels, Phaedra was awarded the 2001 Fugue Prize of the Union of Belgian Composers. — Another Prize awarded, to Phaedra's founder and producer, Luc Famaey, was the 2010 ANV-Visser Neerlandia Prize, "for his world-wide promotion of music by Flemish composers vial the CD-label Phaedra, especially the impressive series In Flanders’ Fields." Meanwhile this series "In Flanders' Fields" has expanded steadily and has in fact acquired a world-wide reputation. It presents today more than a thousand different compositions of over one hundred and twenty composers.

Whereas Phaedra continues to produce the large majority of its recordings itself, it occasionally works together with Klara, the classical channel of the Flemish Radio and Television (VRT). Thus its catalogue features some of the best and most remarkable radio recordings from the archives of VRT and its predecessors (BRT and BRTN) made in the last few decades. When necessary, older recordings are digitalized such that they meet the expectations of the modern listener. The "Classics" series features local and foreign artists who meanwhile have acquired international reputations, in numerous works from the standard repertoire, both classical and modern. All Phaedra recordings are made using the most recent technology, in the most suitable locations, and by highly qualified professional technicians.


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