
Franz Ignaz Beck - 9 Symphonien
Liebesdienst
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das auf historischen Instrumenten spielende Ensemble La Stagione Frankfurt hat sich in der Vergangenheit für die Sinfonien von Franz Ignaz Beck eingesetzt. Nun werden die bislang erschienenen, sehr hörenswerten Produktionen in einer Box zusammengefasst.
Wie Concerto Köln in den 1990er-Jahren sich für Werke von Rosetti, Vanhal, Brunetti, Kozeluch oder Joseph Martin Kraus eingesetzt hat, so finden sich in der Diskografie von La Stagione Frankfurt neben Werken von Georg Anton Benda, Carl Friedrich Abel oder Simon le Duc schon seit langem immer wieder auch Einspielungen von Kompositionen Franz Ignaz Becks (1734–1809), eines anderen Haydn-Zeitgenossen. Beck gilt als Vertreter der sogenannten Mannheimer Schule, damit eines Stils, der durch Haydn und Mozart abgelöst wurde. Neben einem 1782 entstandenen Stabat Mater, das La Stagione 1999 bei Koch vorlegten, sind es vor allem seine Sinfonien, derentwegen er heute noch bekannt ist. Becks Opus 1 (Sechs Sinfonien) erschien 1758. Zu dieser Zeit hatte er Deutschland bereits verlassen und sich nach Italien gewendet; gegen 1764 zog er nach Bordeaux, wo er eine Lebensstellung als Dirigent des Grand Théâtre erhielt; außerdem war er dort Organist an St. Seurin.
Die Sinfonien stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus Becks reichem Schaffen dar, wenngleich einen ausgesprochen attraktiven. Schon in seinem Opus 3 zeigt sich Beck als durchaus modernistischer Erkunder der noch jungen Idee der Sinfonie. Mannheimer Gestus ist zwar immer wieder durch reichen Dynamikgebrauch erkennbar, doch gleichzeitig hören wir hier auch die italienische Tradition, oder besser den modernsten italienischen Stil. Mozarts Jugendsinfonien sind teilweise deutlich konservativer im Stil als Becks hier vorgestellte Werke, die schon lange vor diesem Schlagwort als Sturm-und-Drang-Werke bezeichnet werden könnten. Die Vielfalt der Beck’schen sinfonischen Kunst hat ohne Frage die Musikgeschichte ihrer Zeit mehr beeinflusst, als dies die Apologeten der Meisterkomponisten wahrhaben wollen; es gab eben viel mehr Strömungen und Traditionen als heute gemeinhin bekannt; die wissenschaftliche Erschließung der Quellen reicht nicht aus, sie müssen zum Leben gebracht und aus dieser lebendigen Perspektive eine neue Einschätzung erfahren. Man mag sich fragen, ob sich ohne Beck Haydns oder Mozarts Sinfonik so entwickelt hätte, wie sie dies hat.
Eine solche neue Einschätzung ist immer abhängig von der Qualität der vorgelegten Interpretationen. So wie es immer noch nicht möglich ist, Ignaz Pleyel oder Johann Nepomuk Hummel angemessen zu würdigen, so haben La Stagione bislang eben nur die Sinfonien opp. 3 und 4 vorgelegt (1762/1766; die 3 CDs bzw. SACDs erschienen 1996, 2004 und 2006) – die späteren Sinfonien, die musikalisch bis in die französische Revolution hineinragen, fehlen bislang. Doch fällt bei der Überschau über die beiden vorliegenden Sinfonieopera auf, dass es sich um einen ausgesprochen eng miteinander verbundenen Werkkanon handelt – musikalische Formeln aus beiden Opera sind miteinander verschränkt, schaffen so eine klare musikalische Identität, die Becks persönliche Identität mit ausmachen mag.
So oder so – La Stagiones Liebeseinsatz hat sich mehr als gelohnt, in Einspielungen von musikalischer wie aufnahmetechnischer Perfektion, ohne auf extreme Effekte zielen zu müssen, sondern allein aus der Kraft der Musik heraus. Es steht zu hoffen, dass cpo die Reihe fortführen, dass weiter die Schätze der Vergangenheit gehoben werden.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Franz Ignaz Beck: 9 Symphonien |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 3 20.03.1996 |
Medium:
EAN: |
CD
761203939022 |
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Beck, Franz Ignaz |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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