
Andrzej Panufnik - Symponic Works Vol. 6
Temporäre Referenz
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
In der bei CPO erscheinenden Reihe der Orchesterwerke Andrzej Panufniks liegt eine weitere Folge vor, die ihre Meriten hat, aber gegen die Einspielung des Komponisten doch ein wenig abfällt.
Mit der 'Sinfonia della Speranza' (Sinfonie Nr. 9) legt Łukasz Borowicz nunmehr die vorletzte Folge der Sinfonien Andrzej Panufniks vor. Auf CD-Premieren kann man diesmal nicht hoffen, die Ersteinspielung wurde 1991 bei Conifer (heute RCA) unter Leitung des Komponisten vorgelegt. Das Werk entstand 1986-7 im Auftrag der Londoner Royal Philharmonic Society, die schon Beethovens Neunte bestellt hatte, und wurde 1990 überarbeitet. Das durchkomponierte, über vierzig Minuten lange Werk erlebt hier eine brillante Darbietung, die, wie wir das nun mittlerweile schon ein paarmal erlebt haben, vielleicht geringfügig weniger emotional geladen ist als die Konkurrenzeinspielung. Das London Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten musiziert insgesamt deutlich spannungsvoller als das Konzerthausorchester Berlin, das aber der zwanzig Jahre jüngeren Einspielung rein klanglich nicht im Geringsten nachsteht. Zu Beginn des zweiten Abschnittes ist das Cembalo deutlich präsenter zu hören als unter Panufnik selbst, und auch sonst legt Borowicz die Partiturauslegung deutlich konzertanter an als Panufnik (ganz anders als in hier früher vom Rezensenten besprochenen Werken), der sein eigenes Werk sinfonischer darbietet. Wo Borowicz Farben präsentiert, da belebt Panufnik selbst einen ganzen musikalischen Kosmos.
Komplettiert wird die CD durch das Concertino für Pauken, Schlagzeug und Streicher – auch dieses durch das London Symphony Orchestra und den Komponisten auf Tonträger vorgelegt (1989 bei Unicorn-Kanchana erschienen). Das 1979-80 entstandene Werk ist musikalisch deutlich einfacher zu interpretieren als die Sinfonie, doch auch hier darf man nicht nur die Musik darbieten, sondern muss eine Gedankenwelt transportieren. Schon die eröffnenden Glocken erweisen den Unterschied, der die beiden Einspielungen ausmacht – auf der einen Seite Klangfarben, auf der anderen Seite eine intensive, ganz eigene Stimmung. Was Borowicz an Tiefe fehlt, versucht er (und seine beiden Solisten Michael Oberaigner und Christian Löffler) durch Raffinesse und Intensität zu kompensieren – und kennt man die Unicorn-Einspielung nicht, so überzeugt die neue Produktion auch recht gut, nicht zuletzt weil die beiden Soloparts (für Wettbewerbsteilnehmer geschrieben) hervorragend (und höchst brillant musiziert) zur Geltung kommen. Allein, es gibt das Konkurrenzprodukt (auch wenn es heute nur schwer zu bekommen ist) und dieses ist deutlich empfehlenswerter.
Das Booklet bezieht sich häufig auf Äußerungen Panufniks selbst, die aber im Internet ohnehin frei abrufbar sind – mehr dort nicht verfügbare Informationen hätten den Mehrwert der Texte deutlich erhöht. Überdies ist die Problematik des Titels der Sinfonie nicht angesprochen (in seinen Begleitnotizen schreibt Panufnik 'Sinfonia di Speranza', veröffentlich wurde sie als 'Sinfonia della Speranza'). So haben wir insgesamt eine beachtliche Produktion, die aber nur so lange Referenzcharakter beanspruchen kann, bis die vom Komponisten dirigierten Einspielungen wieder greifbar sind.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Andrzej Panufnik: Symponic Works Vol. 6 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 1 20.05.2013 058:38 2011 |
Medium:
EAN: |
CD
761203768523 |
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Panufnik, Andrzej |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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