
Bruckner, Anton - Messe F-Moll
Für den Konzertgebrauch
Label/Verlag: Pentatone Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Janowski nimmt sich in seinem Bruckner-Zyklus für Pentatone auch der Messen an. Die nun vorgelegte Einspielung der Messe f-Moll ist tadellos, aber auch ohne "magische" Momente.
Vollkommen ungerechtfertigt stehen Anton Bruckners Messen im Schatten der Sinfonien, und das obgleich Bruckners Religiosität zentrales Element seiner Persönlichkeit war. So ist es umso erfreulicher, dass Marek Janowski sich nicht nur der Sinfonien annimmt, sondern auch jetzt der großen f-Moll-Messe aus den Jahren 1867-8, mit Revisionen 1877, 1881 und 1893 (die kritische Neuausgabe erschien 2005). Mit dem Rundfunkchor Berlin hat er den derzeit wohl besten Rundfunkchor Deutschlands zur Verfügung (der die Messe bereits 1997 auf CD vorgelegt hat, damals unter Heinz Rögner und hier im Vergleich in einigen Sopranpassagen geringste Schwingungen zu tief singt), dazu mit dem Orchestre de la Suisse Romande ein Orchester, um das es zwar im internationalen Vergleich in den letzten Jahrzehnten etwas ruhiger geworden ist, das aber immer noch zu den besten Orchestern der Schweiz gehört.
Janowski ist ein Dirigent, der für die Sorgfalt seiner Produktionen bekannt ist, den man im Grunde als Kapellmeister im besten Sinne des Wortes bezeichnen kann. Er stellt sich hinter das Werk, ordnet sich ihm unter, lässt die Musik für sich sprechen. Was der Produktion bei aller musikalischen Sorgfalt fehlt, ist aber die gehörige Portion unmittelbar sich übertragende Spiritualität, die diverse frühere Einspielungen auszeichnet (teilweise möglicherweise auch bedingt durch die damals nicht ganz so kristallklare Aufnahmeakustik wie in der vorliegenden Produktion).
Die Solisten ordnen sich in der vorliegenden Studioproduktion vom Juni 2012 der Interpretation unter, brillieren nicht durch ihr eigenes Timbre oder besondere Eigenheiten. Lenneke Ruiten hat einen leichten, silbrigen Sopran, der sich besonders im 'Benedictus' mit Iris Vermillions Mezzo bestens mischt. Der Tenor Shawn Mathey passt sich dem Ensemble bestens ein, muss im Mezzoforte in der Höhe aber ein wenig ‚pressen‘. Bei gehaltenen Tönen hat Franz Josef Seligs Bass mittlerweile etwas die Stetigkeit der Stimmproduktion verloren, dennoch ist er wegen seiner feinen Pianoschattierungen von den Solisten vielleicht am ausdrucksstärksten.
Der SACD-Klang übermittelt unmittelbar das musikalische Erlebnis, ohne Beeinträchtigungen, ohne Beschönigungen, in guter Staffelung und extremer Durchhörbarkeit, in unglaublicher Textverständlichkeit – doch gerade hierdurch mag die ‚magische‘ Dimension, die dem Werk in anderen Einspielungen innewohnt, etwas zu kurz kommen. Die konventionellen Passagen des Werks stechen stärker hervor, ebenso die vorwärtsblickenden Passagen, so dass bei aller musikalischen Brillanz die Möglichkeit, das Werk emotional noch stärker wirken zu lassen, nicht umgesetzt werden kann. Eine sehr gute Einspielung also, aber keinesfalls eine neue Referenzaufnahme.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bruckner, Anton: Messe F-Moll |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Pentatone Classics 1 08.04.2013 |
Medium:
EAN: |
SACD
827949050169 |
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