
Schumann, Robert - Werke für Cello & Klavier Vol. 2
Entschieden musikalisch
Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Francesco Dillon und Emanuele Torquati mit Bearbeitungen für Cello und Klavier von Schumann und anderen. Das Ergebnis ist durchwachsen.
Schumann und Cello: Neues Licht auf diese vermeintlich bekannte Kombination werfen die beiden italienischen Musiker Francesco Dillon (Cello) und Emanuele Torquati (Kalvier) mit ihren bei Brilliant Classics erschienenen Aufnahmen von Schumann-Bearbeitungen für die Duo-Besetzung. ‚Schumann-Bearbeitungen‘ ist dabei in mehrfachem Sinn zu verstehen, denn auf der gegenwärtig vorliegenden zweiten Folge der Einspielungen von Dillon-Torquati sind sowohl Bearbeitungen von Werken Schumanns durch andere zu hören als auch solche, die der Meister selbst von fremden Stücken anfertigte.
Unter ersteren sticht zweifellos die Einrichtung der ersten Violinsonate op. 105 hervor. Wie die Arrangements, die die Ausführenden auf ihrer ersten CD vorstellten, stammt auch dieses von Friedrich Grützmacher, einem gefeierten Cello-Virtuosen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den Vorbehalten, die man gegen die Arrangement-Praxis wohl anmelden könnte, begegnen Dillon und Torquati durch eine unprätentiöse, entschieden musikalische Darbietung. Der Celloton ist hell, präsent; Dillon moduliert ihn durch sparsam, aber ausdrucksstark eingesetztes Vibrato. Sein Spiel ist keineswegs extrovertiert, seine Phrasierung natürlich, schlüssig, pointiert – Torquati gestaltet den fast unablässig sprudelnden Klavierpart ganz übereinstimmend.
Stromhafte Weite
Zugute kommt der Darbietung namentlich im ersten Satz des Werkes ein getragen-fließendes Tempo: Die Musiker setzen nicht auf Überwältigung des Zuhörers mit rasender Geschwindigkeit, sondern lassen der Musik Platz zum Erblühen – das gilt besonders für jene Stellen, wo, wie bei der chromatisch geschärften Schlusspassage des Eröffnungssatzes, das unaufhörliche Fließen sich zu stromhafter Weite zu verbreitern scheint. Hier wie auch in den Romanzen op. 94, in denen Dillon auf kleinem Raum Potenzial und Wandlungsfähigkeit seines Tons vorführt, ist man geneigt zu glauben, dass jene Werke aufs Cello mindestens genauso gut passen wie auf ihre Ursprungsbesetzung, ja dass ihnen durchs Arrangement noch neue Ausdrucksvaleurs zuwachsen.
Drei andere kurze Grützmacher-Arrangements – 'Festlicher Marsch' aus op. 76, 'Aufschwung' aus op. 12 sowie der hier als 'Trauermarsch' erscheinende zweite Satz des Klavierquintetts op. 44 – erreichen naturgemäß nicht das Gewicht jener größeren Werke, doch werden sie von Dillon und Torquati gleichwohl mit Feuer und Musizierfreude dargeboten.
Trockenes Klangbild
Das Klangbild der Aufnahme genügt höheren Ansprüchen kaum. Die Akustik am Aufnahmeort scheint etwas trocken, und die Wiedergabe bildet das voll ab, ja wirkt vor allem bei Schumanns Bearbeitung von J. S. Bachs dritter Cello-Suite (C-Dur, BWV 1009) nachgerade muffig; dem Cello-Klang scheint es an Raum zu fehlen, sich zu entfalten. Schade, denn gerade dieses Stück gehört zweifellos zum interessantesten Repertoire der Aufnahme.
Nachdem Schumann Bachs Solo-Violinsonaten mit Klavierbegleitung versehen hatte, wandte er sich den Schwesterwerken für das größere Instrument zu – und schuf gewiss keine ‚Vervollständigungen‘ der Vorlagen (die dergleichen kaum nötig haben), wohl aber interessante und höchst charakteristische Interpretationen.
Zweifellos liegt darin die Problematik der Komposition wie ihrer Wiedergabe: Wie den Begleitpart einrichten, ohne die ohnehin schon so reiche Solostimme zuzudecken? Und wie ihn interpretieren, ohne der gleichen Gefahr zu erliegen? Schumann setzt eine nur gelinde bewegte, oft akkordisch fortschreitende Begleitung, die gleichwohl meisterhaft Farb- und Stimmungsakzente setzt. Torquati gestaltet sehr zurückhaltend, Nuancierungen setzen er und der Cellist lebendig und frisch, wenn auch nicht spektakulär aufspielende Dillon stets gemeinsam und gleichen Sinnes. Auf diese Weise erzielen die Musiker etwa in der Sarabande intime Wirkungen, die den Hörer berühren und erfreuen.
Den Abschluss der Aufnahme bildet die Bearbeitung einer anderen Bach-Sarabande, nämlich der aus der c-Moll-Cellosuite, zu der Friedrich Wilhelm Stade, ein weiterer Cello-Virtuose des 19. Jahrhunderts, eine Klavierbegleitung schrieb. Farbig auch sie, vielleicht noch eine Spur romantischer als die Schumann-Arrangements – in jedem Fall eine willkommene Ergänzung und Abrundung des Programms auf dieser CD.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Schumann, Robert: Werke für Cello & Klavier Vol. 2 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Brilliant classics 1 30.11.2012 |
Medium:
EAN: |
CD
5028421943282 |
![]() Cover vergössern |
Brilliant classics Brilliant Classics steht für hochwertige Klassik zu günstigen Preisen! Mit den Veröffentlichungen von komplettierten Gesamtwerks- Editionen und Zyklen berühmter Komponisten, hat sich das Label erfolgreich am Musikmarkt etabliert. Der Klassikmusikchef, Pieter van Winkel, ist Musikwissenschaftler und selbst Pianist. Mit seinem professionellen musikalischen Gespür für den Klassikmarkt, hat er in den letzten Jahren ein umfangreiches Klassikprogramm aufgebaut. Neben hochwertigen Lizenzprodukten fördert er mit Eigenproduktionen den musikalischen Nachwuchs und bietet renommierten Musikern eine ideale Plattform. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Brilliant classics:
-
Wie ein Krebs im Bach: Michele Benuzzi überzeugt mit Johann Ludwig Krebs' sämtlichen Cembalowerken. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Spiritistische Klaviermusik : Jeroen van Veen verblüfft mit sämtlichen Klavierwerken von George Gurdjieff und Thomas de Hartmann. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Vielfältiges vom Berliner Hof: Die Kammermusik eines Berliner Hofmusikers Friedrichs des Großen scheint stilistisch ungemein reich. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere CD-Besprechungen von Gero Schreier:
-
Charaktervoll, mit Reibungsflächen: Der Geiger Giuliano Carmignola ist vor allem als Vivaldi-Interpret hervorgetreten, aber seine Lesarten der Musik von Bach haben nicht alle Hörer überzeugt. Jetzt hat er Bachs Sonaten und Partien für Geige allein eingespielt. Weiter...
(Gero Schreier, )
-
Explosiv, dissonant, introvertiert: Das Arcadia-Quartett hat Béla Bartóks Streichquartette eingespielt. Frühere Aufnahmen des Ensembles weckten hohe Erwartungen. Weiter...
(Gero Schreier, )
-
Über die Liebe: Einen Erkundungsgang ins musikalische Mittelalter bietet das Ensemble Trobar e Cantar. Die Liebe ist das verbindende Thema. Weiter...
(Gero Schreier, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Mehr Fantasie als Ordnung: Federico Colli fasziniert und irritiert mit Klavierwerken W. A. Mozarts. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich