> > > Woyrsch, Felix: Sinfonie Nr. 2 & Hamlet Ouvertüre op. 56
Mittwoch, 27. September 2023

Woyrsch, Felix - Sinfonie Nr. 2 & Hamlet Ouvertüre op. 56

Sonnenstrahl


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die hier aufgenommenen Orchesterwerke von Felix Woyrsch, allesamt Raritäten, sind beim Oldenburgischen Staatsorchester unter Thomas Dorsch in den allerbesten Händen.

Felix Woyrsch (1860–1944) gehört zu jenen ‚vergessenen Generationen‘, die in Deutschland kaum ein CD-Label, geschweige denn ein Konzertveranstalter zur Programmgestaltung in Erwägung zieht. Auch Woyrsch gehörte jener Generation an, die die Tonalität nicht ad acta legte, sondern vielmehr unbeirrt seinen eigenen Weg weiterging, der irgendwo jenseits von Brahms, Tschaikowsky und Bruckner verläuft, mit fernen Echos Regers, Busonis und sogar Mahlers. Woyrschs Musik ist technisch sehr gut gemacht, mit einer groß angelegten Fuge im Finale der Zweiten Sinfonie C-Dur op. 60, die 1914 ihre Uraufführung erfuhr, aber erst 1927 verlegt wurde – zu einer Zeit, als Woyrschs Musik lange aus der Mode gekommen war.

Weit mehr als eine Ehrenrettung erfährt die Sinfonie sowie auch die Ouvertüre zu Shakespeares ‚Hamlet‘ op. 56 (1912 uraufgeführt). Man muss sich in Woyrschs durchaus eigenes Idiom erst hineinhören. Woyrschs Steigungen sind nicht unähnlich manchen seines Zeitgenossen Granville Bantock, neben Elgar der erfolgreichste britische Komponist vor dem Ersten Weltkrieg. Doch hat sich Woyrsch in eine andere Richtung entwickelt als der Brite, mehr in Richtung der deutschen Neoklassik, doch mit all der Eleganz, die ihm aus dem deutschen Kaiserreich zur Verfügung stand. Da gibt es nur selten polytonalen Schärfen (vor allem in der Eröffnung des Finales), da gibt es keine verstörende Instrumentierung – alles ist an seinem angestammten Platz. Was nicht heißt, dass Woyrsch einfallslos gewesen sei. Die geradezu impressionistischen Klangeffekte im Kopfsatz der Sinfonie etwa ist genauso ingeniös wie der in Momenten fast an Mahler gemahnende langsame Satz. Das in Variationenform gestaltete Scherzo ('Einfach und schlicht' überschrieben) scheint ein Nachklang an jene Epoche zu sein, die ihrem Ende entgegendämmerte – immer wieder scheint aus dem sich umwölkenden Himmel ein Sonnenstrahl die Welt zu erhellen. Woyrsch war Musikdirektor in Altona und somit Inhaber einer durchaus angesehenen Position und so lässt sich sein Kompositionsstil sicher zum Teil auch als Konzession an sein unmittelbares Publikum verstehen.

Das Oldenburgische Staatsorchester unter der Leitung seines musikalischen Oberleiters Thomas Dorsch bietet Referenzeinspielungen beider Werke, die an Farbe und Tiefe wohl kaum zu übertreffen sind. Die sorgsame NDR-Aufnahmetechnik unterstützt den herausragenden Eindruck. Auch das Booklet ist rundum gelungen. Insgesamt schrieb Woyrsch nicht weniger als sechs Sinfonien. Ist vielleicht zu hoffen, dass seine vollständigen Orchesterwerke bei cpo vorgelegt werden?

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Woyrsch, Felix: Sinfonie Nr. 2 & Hamlet Ouvertüre op. 56

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
cpo
1
20.05.2012
Medium:
EAN:

CD
761203774425


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Woyrsch, Felix
 - Ouvertüre zu Shakespeare's -
 - Sinfonie Nr. 2 op. 60 in C-Dur - Belebt
 - Sinfonie Nr. 2 op. 60 in C-Dur - Sehr langsam und getragen
 - Sinfonie Nr. 2 op. 60 in C-Dur - Einfach und schlicht; etwas gemächliches Zeitmaß
 - Sinfonie Nr. 2 op. 60 in C-Dur - Lebhaft und feurig - sehr schnell und drängend


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Dirigent(en):Dorsch, Thomas
Orchester/Ensemble:Oldenburgisches Staatsorchester
Interpret(en):Dorsch, Thomas


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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