
Woyrsch, Felix - Sinfonie Nr. 2 & Hamlet Ouvertüre op. 56
Sonnenstrahl
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die hier aufgenommenen Orchesterwerke von Felix Woyrsch, allesamt Raritäten, sind beim Oldenburgischen Staatsorchester unter Thomas Dorsch in den allerbesten Händen.
Felix Woyrsch (1860–1944) gehört zu jenen ‚vergessenen Generationen‘, die in Deutschland kaum ein CD-Label, geschweige denn ein Konzertveranstalter zur Programmgestaltung in Erwägung zieht. Auch Woyrsch gehörte jener Generation an, die die Tonalität nicht ad acta legte, sondern vielmehr unbeirrt seinen eigenen Weg weiterging, der irgendwo jenseits von Brahms, Tschaikowsky und Bruckner verläuft, mit fernen Echos Regers, Busonis und sogar Mahlers. Woyrschs Musik ist technisch sehr gut gemacht, mit einer groß angelegten Fuge im Finale der Zweiten Sinfonie C-Dur op. 60, die 1914 ihre Uraufführung erfuhr, aber erst 1927 verlegt wurde – zu einer Zeit, als Woyrschs Musik lange aus der Mode gekommen war.
Weit mehr als eine Ehrenrettung erfährt die Sinfonie sowie auch die Ouvertüre zu Shakespeares ‚Hamlet‘ op. 56 (1912 uraufgeführt). Man muss sich in Woyrschs durchaus eigenes Idiom erst hineinhören. Woyrschs Steigungen sind nicht unähnlich manchen seines Zeitgenossen Granville Bantock, neben Elgar der erfolgreichste britische Komponist vor dem Ersten Weltkrieg. Doch hat sich Woyrsch in eine andere Richtung entwickelt als der Brite, mehr in Richtung der deutschen Neoklassik, doch mit all der Eleganz, die ihm aus dem deutschen Kaiserreich zur Verfügung stand. Da gibt es nur selten polytonalen Schärfen (vor allem in der Eröffnung des Finales), da gibt es keine verstörende Instrumentierung – alles ist an seinem angestammten Platz. Was nicht heißt, dass Woyrsch einfallslos gewesen sei. Die geradezu impressionistischen Klangeffekte im Kopfsatz der Sinfonie etwa ist genauso ingeniös wie der in Momenten fast an Mahler gemahnende langsame Satz. Das in Variationenform gestaltete Scherzo ('Einfach und schlicht' überschrieben) scheint ein Nachklang an jene Epoche zu sein, die ihrem Ende entgegendämmerte – immer wieder scheint aus dem sich umwölkenden Himmel ein Sonnenstrahl die Welt zu erhellen. Woyrsch war Musikdirektor in Altona und somit Inhaber einer durchaus angesehenen Position und so lässt sich sein Kompositionsstil sicher zum Teil auch als Konzession an sein unmittelbares Publikum verstehen.
Das Oldenburgische Staatsorchester unter der Leitung seines musikalischen Oberleiters Thomas Dorsch bietet Referenzeinspielungen beider Werke, die an Farbe und Tiefe wohl kaum zu übertreffen sind. Die sorgsame NDR-Aufnahmetechnik unterstützt den herausragenden Eindruck. Auch das Booklet ist rundum gelungen. Insgesamt schrieb Woyrsch nicht weniger als sechs Sinfonien. Ist vielleicht zu hoffen, dass seine vollständigen Orchesterwerke bei cpo vorgelegt werden?
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Woyrsch, Felix: Sinfonie Nr. 2 & Hamlet Ouvertüre op. 56 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 20.05.2012 |
Medium:
EAN: |
CD
761203774425 |
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Woyrsch, Felix |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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