> > > Harty, Sir Hamilton: Klavierquintett in F-Dur
Montag, 25. September 2023

Harty, Sir Hamilton - Klavierquintett in F-Dur

Kammermusik von der Insel


Label/Verlag: Hyperion
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Hyperion stellt Kammermusikwerke von Hamilton Harty in einer rundum erstklassigen Produktion vor.

Außer einigen Werken mit Orchester, am bekanntesten der 'Irish Symphony' und dem Klavierkonzert, ist uns der Ire Hamilton Harty (1879-1941) kaum ein Begriff mehr. In England war er bekannt als wichtiger Dirigent des Hallé Orchestra in Manchester, doch haben seine wenigen Schallplattenaufnahmen in Deutschland kaum Verbreitung gefunden. Dabei gibt es herrliche Werke zu entdecken, die 'Ode to a Nightingale' etwa oder die Tondichtung 'The Children of Lir'. Nun hat sich endlich, längst überfällig, das Goldner String Quartet dreier substanzieller Kammermusikwerke angenommen und als Doppel-CD auf den Markt gebracht, mit einer Gesamtdauer von knapp 83 Minuten (offenkundig war gehofft worden, alle drei Werke auf einer CD unterzubringen). Die Werke stammen allesamt aus der kurzen kompositorischen Reifezeit Hartys ab 1900, ehe er nach dem Ersten Weltkrieg das Komponieren zugunsten des Dirigierens zurückstellte.

Die jüngste Komposition ist das Klavierquintett F-Dur op. 12, das Harty 1904 (im Jahr seiner 'Irish Symphony') zu einem Preisausschreiben der wohlhabenden Londoner Societylady Ada Lewis-Hill einreichte, zu deren Entourage auch mehrere Musiker gehörten, die gemeinsam ein regelmäßig auftretendes Klavierquintett bildeten. Das viersätzige Werk ist vielleicht ein wenig virtuoser als das zeitgleich begonnene Klavierquintett Frank Bridges, vielleicht auch stilistisch ein wenig stärker dem musikalischen Salon der Zielperson angepasst, doch ohne Frage musikalisch sehr attraktiv und mit überbordendem musikalischem Einfallsreichtum, außerdem immer wieder einem durchaus hörbaren irischen Einschlag. Die Energie des Scherzos ist herrlich mitreißend, das 'Lento' wunderbar stimmungsvoll. Das Goldner String Quartet bietet das Quintett zusammen mit dem Pianisten Piers Lane mit unnachahmlicher Verve und feinem Gespür auch für die Untiefen der Musik, die elegant umschifft werden; auch beim etwas abfallenden Finale lässt durch den kongenialen Zugang die Spannung keinen Augenblick nach.

Dass Harty auch ernsterer Kammermusik fähig war, beweist das im Mai 1902 mit großem Erfolg uraufgeführte zweite Streichquartett op. 5 a-Moll. Hier klingt er allerdings weniger typisch als schon zwei Jahre später. Immer wieder hat man das Gefühl, Brahms‘ Stilistik werde sorgsam ins frühe 20. Jahrhundert überführt. Ein stärkerer irischer Einschlag ist im Scherzo mehr zu spüren als zu hören; abermals ist der langsame Satz Zentrum der Komposition. Das graziöse Finale greift Richard Strauss‘ Neoklassizismus in 'Capriccio' um Jahrzehnte vorweg. Dene Oldings schlanker Violinton scheint manchen Moment geringfügig anfällig für minimalste Intonationsschwierigkeiten, doch hört man dies nur durch die überaus natürliche Aufnahmetechnik und trägt vielmehr zum ‚Liveerleben‘ der Musik bei.

Das 1900 noch vor Hartys Umzug nach London entstandene erste Quartett op. 1 greift die Tonart des Klavierquintetts wieder auf (bzw. vice versa). Abermals ist der Duktus kraftvoll-heiter, doch noch ohne wirkliche Individualität; allenthalben mag man an einigen Stellen den Einfluss seines Lehrers Michele Esposito wahrnehmen. Charmante Beigabe, doch nicht wirklich mehr. Aufnahmetechnisch und von der Bookletgestaltung ist Hyperion wieder einmal eine tadellose Produktion gelungen, die einen lange nur in einem gänzlich anderen Bereich Bekannten nun in gänzlich neuem Licht sehen lässt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Harty, Sir Hamilton: Klavierquintett in F-Dur

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Hyperion
1
18.05.2012
Medium:
EAN:

CD
034571179278


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Hyperion

Founded in 1980, Hyperion is an independent British classical label devoted to presenting high-quality recordings of music of all styles and from all periods from the twelfth century to the twenty-first. We have been described as 'Britain’s brightest record label'. In January 1996 we were presented with the Best Label Award by MIDEM's Cannes Classiques Awards. The jury was made up of the editors of most of the leading classical CD magazines in the world - Classic CD (England), Soundscapes (Australia), Répertoire (France), FonoForum (Germany), Luister (Holland), Musica (Italy), Scherzo (Spain), and In Tune (USA & Japan).

We named our label after an altogether splendid figure from Greek mythology. Hyperion was one of the Titans, and the father of the sun and the moon - and also of the Muses, so we feel we are fulfilling his modern role by giving the art of music to the world.

The repertoire available on Hyperion, and its subsidiary label Helios (Helios, the sun, was the son of Hyperion), ranges over the entire spectrum of music - sacred and secular, choral and solo vocal, orchestral, chamber and instrumental - and much of it is unique to Hyperion. The catalogue currently comprises nearly 1400 CDs and approximately 80 new titles are issued each year. We have won many awards.

Our records are easily available throughout the world in those countries served by our distributors. A list of the world's top Hyperion dealers, listed by country and city, can be found on our homepage. But if you have any difficulty please get in touch with the distributor in your territory. In Germany that is Note 1 Music Gmbh.


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