
Orff, Carl - Catulli Carmina
Spielarten der Liebe
Label/Verlag: Glor classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Orffs 'Catulli carmina' und Strawinskys 'Les noces' in einer guten Einspielung mit kleinen Schwächen.
Beide Werke kreisen um die Flieh- und Bindungskräfte der Liebe. Die feinsinnig-schlüpfrige Lyrik Catulls nähert sich den Spielarten des Erotischen, Lust und Schmerz ausbalancierend. Carl Orff vertonte Gedichte des römischen Lyrikers in seinen 'Catulli carmina' in der Tradition der Madrigalkomödie. Die erogenen Zonen dieser Musik bringen die Gesangssolisten, die EuropaChorAkademie und das Mannheimer Schlagwerk unter der Leitung von Sylvain Cambreling mit Esprit zur Geltung. Der Rhythmus ist sprachgeboren. Detailgenau ist die Arbeit am Text. Eindringlich etwa das Deklamieren der Greise, welche die Jünglinge nachäffen und deren Irrglauben an die Beständigkeit der Liebe verhöhnen. Gefühlvoll züngeln die Frauenstimmen. Geschmeidig ist seine Phrasierung, leidenschaftlich verlangend sein am Eros verzweifelnder Catull – doch der Tenor Jean-Noël Briend erreicht die Höhen kaum einmal ohne Anstrengung. Nicht ganz rein im Ansatz ist die Sopranhöhe von Stefanie Dasch (Lesbia). Der Chor neigt zu minimalen Eintrübungen in der Höhenlage und bei Liegetönen. Dem Piano fehlt es an Präsenz, dem breiten Klangspektrum an Ausgewogenheit. Im schön aufgemachten Booklet haben sich hier und da Tippfehler eingeschlichen, auch sind ein paar Verse verloren gegangen.
Nur an Eingang und Ausgang des 1943 vollendeten Werks, Mittelstück von Orffs 'Trionfi', erklingt Instrumentarium. Das Schlagwerk und die vier Klaviere musizieren hart, plastisch. Cambreling erzeugt und hält die Spannung. Ein tänzerisches In-sich-kreisen. Die Atmosphäre: wie eine Säulenhalle im Mondlicht. Orff zielt auf Allgemein-Menschliches, auf eine Parabelhaftigkeit dieser 'Ludi scaenici', welche die Liebe und den Körper in höherem Scherz umkreisen.
Dem gegenüber steht auf dieser Aufnahme Igor Strawinskys 'Les noces' (Die Hochzeit). Situationen, Redewendungen und Klischees ordnet er kaleidoskopisch an, sie verfremdend. Die 1923 uraufgeführten ‚Russischen Tanzszenen mit Gesang und Musik‘ zeigen eine russische Bauernhochzeit von erdverbundener Schlichtheit. Briend singt hier nicht gelöster; Sopranistin Fionnuala McCarthy trägt zu viel Vibrato auf. Fredrika Brillembourg (Alt) und Radu Cojocariu (Bass) komplettieren kompetent. Das Schlagwerk lässt es rasseln, agiert zackig, setzt rhythmische Pointen. Die Klaviere, hier ebenfalls vier, gefallen mit feingliedrigem Hämmern. Eine schwarz-weiße Nüchternheit, unter der Derbheit, ja Brutalität spürbar ist. Doch hier schreckt die Musik vor dem Sturz ins Dionysische zurück. Geregelt und gezähmt kommt die Freude daher. Vielleicht ist es so in Ehen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Orff, Carl: Catulli Carmina |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Glor classics 1 11.03.2011 |
Medium:
EAN: |
CD
4260191310357 |
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