> > > Das Mannheimer Wunderwerk - 100 J. Steinmeyer-Orgel Christuskirche Mannheim: Werke von Sigfrid Karg-Elert, Arno Landmann und Max Reger
Montag, 25. September 2023

Das Mannheimer Wunderwerk - 100 J. Steinmeyer-Orgel Christuskirche Mannheim - Werke von Sigfrid Karg-Elert, Arno Landmann und Max Reger

Feines Farbenspiel


Label/Verlag: Ambiente Audio
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die Steinmeyer-Orgel der Mannheimer Christuskirche erscheint in dieser auch klanglich fabelhaften Aufnahme in bestem Licht.

2011 feierte die Mannheimer Christuskirche ihr hundertjähriges Jubiläum, mit einem beeindruckenden Dokumentationsband sowie einer CD, auf der die Möglichkeiten der ebenso alten Orgel zu erleben sind. Entsprechend der Tradition bei Orgel-CDs (und natürlich auch -SACDs) nimmt im Booklet die Dokumentation der Steinmeyer-Orgel (nebst ihren Wandlungen seit ihrer Erbauung) beachtlichen Raum ein. Doch geht dies nicht zu Lasten der eingespielten Werke, die allesamt in enger Verbindung zu dem Instrument stehen.

Zwar hatte Max Reger seine Phantasie über den Choral 'Wachet auf, ruft uns die Stimme' op. 52 Nr. 2 bereits im Herbst 1900 komponiert, doch war sie jenes Werk, das der aus Thüringen gebürtige Arno Landmann (1887–1966) im Januar 1910 Max Reger in Leipzig vorspielte. Ein Jahr lang studierte Landmann bei Reger Komposition, beim Thomasorganisten Karl Straube Orgel, ehe er 1911 erster Organist der Mannheimer Christuskirche wurde. Regers Werk ist die bekannteste Komposition auf der SACD, die Johannes Matthias Michel, seit 1999 Kirchenmusikdirektor an der Christuskirche, Bezirkskantor für Mannheim und Landeskantor Nordbaden, mit feinem Farbgefühl (inklusive dem vierfachen Piano im Pedal), sicherem Formbewusstsein und hoher Virtuosität darbietet.

Auch Arno Landmann war ein durchaus profilierter Komponist. Seine Variationen über den Choral 'Wer nur den lieben Gott lässt walten' op. 12 wurde für das Mannheimer Instrument geschrieben. 334 Orgelkonzerte hat Landmann allein an ihm gegeben, darunter 16 Reger-Abende. Sein Variationenwerk folgt nicht wie Reger klar der Choralstruktur, sondern es handelt sich um eine genuine Komposition mit insgesamt neun Variationen, die letzten zwei Phantasie und Fugato bildend. Landmann, der durch einen Unfall im Kindesalter ein Auge verloren hatte, spielte die Uraufführung am 23. März 1924. Das musikalisch reiche und voll in seiner Zeit stehende Werk lässt wünschen, dass mehr Kompositionen Landmanns (dessen Nachlass sich im Karlsruher Max-Reger-Institut befindet) den Weg auf Tonträger finden.

Stilistisch nicht gänzlich fern steht Landmanns eigener Stil demjenigen von Sigfrid Karg-Elert (1877–1933), für den sich Johannes Matthias Michel schon seit langer Zeit intensiv einsetzt (unter anderem als Vorsitzender der Karg-Elert-Gesellschaft). Karg-Elert widmete seine 'Impression', die Nr. 9 aus 'Zehn charakteristischen Tonstücken für Orgel' op. 86 (1911), Arno Landmann anlässlich von dessen Berufung nach Mannheim. Zwar wird Karg-Elert die Mannheimer Orgel nicht gekannt haben, doch war er sicherlich mit Landmann aus dessen Leipziger Studienzeit bekannt. Mit seinen feinen Registrierungen ist das Stück bestens für das Fernwerk der Mannheimer Orgel geeignet und wird ausschließlich auf diesem gespielt.

Mit seiner 'Partita Retrospettiva' op. 151 (1931-2) ist auch ein spätes Orgelwerk von Karg-Elert, der mehr als 250 Orgelwerke schrieb (und damit erheblich mehr als Reger), vertreten. Die viersätzige Komposition, bestehend aus den Sätzen 'Phantasie', 'Dialogo', 'Minuetto malinconico' und 'Finale alla solfeggio', beweist auf das Eindrucksvollste, wie wichtig es ist, den Orgelkomponisten Karg-Elert wiederzuentdecken. Gerade sein ungeheurer Klangfarben- und Stimmungsreichtum kann im digitalen Zeitalter perfekt eingefangen werden und ermöglicht Ausdrucksdimensionen, die im allgemeinen Bewusstsein heute weitgehend verloren gegangen zu sein scheinen. Vorausgesetzt natürlich, man hat einen Ausnahmeorganisten wie Johannes Matthias Michel bei der Hand.

Der SACD-Klang der Produktion (Klangtechnik Toms Spogis) fängt die zahlreichen Farbvaleurs der Mannheimer Orgel in all ihrer Differenziertheit ein. Da auch das Booklet exemplarisch gemacht ist, kann man der Einspielung, gerade in der SACD-Form, nur eine klare Empfehlung aussprechen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Das Mannheimer Wunderwerk - 100 J. Steinmeyer-Orgel Christuskirche Mannheim: Werke von Sigfrid Karg-Elert, Arno Landmann und Max Reger

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
Ambiente Audio
1
08.11.2011
65:21
2011
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
4029897010509
ACD-1050


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"Orgelportrait der größten Denkmalorgel Baden-Württembergs - 96 Register - IV Manuale - Fernwerk mit Celesta im Dach der Kirche. Hybrid-SACD (Stereo und 5-Kanal Surround) "


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klassik heute: "„ ... Diese Jubiläums-CD zur Feier des hundertjährigen Geburtstags der Steinmeyer-Orgel in der Christuskirche Mannheim ist ... interpretatorisch, repertoirepolitisch und nicht zuletzt akustisch so faszinierend geraten, dass sie sich auch an nicht einschlägig vorgebildete Hörer wendet, die einmal vorgeführt bekommen wollen, welche Effekte mit einer modernen Orgel möglich sind. Denn die zusammen mit der Kirche im Oktober 1911 geweihte Steinmeyer-Orgel besitzt nicht nur die typisch romantische Disposition mit all ihren symphonischen Klangwirkungen, sondern auch ... als besonderen Clou ein in der KIrchenkuppel unsichtbar eingebautes Fernwerk, dessen doppelte Schwelljalousien ( so der hervorragende Text im Beiheft) den Klang ins Unhörbare verschwinden lassen können. Der Tonmeister Toms Spogis hat sich dazu entschlossen, die extreme Distanz des Fernwerks realistisch abzubilden. Auch wenn man die CD nicht auf einer Sourround-Anlage hört, ist die Immaterialität dieser wahren Himmelsmusik frappierend. Phantasie und Fuge op. 52/2 über „Wachet auf“ von Max Reger werden in einer dynamischen Kontrastweite gespielt, die noch nicht einmal für jedes Orchester selbstverständlich ist ... So überrascht die Partita retrospettiva Karg-Elerts ... durch eine geradezu phänomenale Farbigkeit der Registrierungen ...“ (Michael B. Weiß) "

klassik.com: "„ ... Regers Werk ist die bekannteste Komposition auf der SACD, die Johannes Michel, seit 1999 Kirchenmusikdirektor an der Christuskirche, Bezirkskantor für Mannheim und Landeskantor Nordbaden, mit feinem Farbgefühl (inklusive dem vierfachen Piano im Pedal), sicherem Formbewusstsein und hoher Virtuosität darbietet. ... Der SACD-Klang der Produktion (Klangtechnik Toms Spogis) fängt die zahlreichen Farbvaleurs der Mannheimer Orgel in all ihrer Differenziertheit ein. Da auch das Booklet exemplarisch gemacht ist, kann man der Einspielung, gerade in der SACD-Form, nur eine klare Empfehlung aussprechen.“ (Dr. Jürgen Schaarwächter, klassik.com) "

Musik und Kirche: "„ ... Wer Reger und Karg-Elert schätzt, muss diese CD hören, um mitreden zu können! Und dem einstigen Hausherrn, Arno Landmann (1887-1966), hat Michel durch die Einspielung von dessen Choralvariationen op.12 (1924) ein respektables Denkmal gesetzt. Magna cum ... von A-Z, diese CD!“ (Martin Weyer) "


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