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Dienstag, 5. Dezember 2023

Zelenka, Jan Dismas - Magnificat

Nah der Spitze


Label/Verlag: Genuin
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Eine nicht herausragende, aber doch schöne, harmonische Aufnahme von weniger bekannten Sakralwerken Jan Dismas Zelenkas mit dem Marburger Bach-Chor.

Was die geistlichen Werke von Jan Dismas Zelenka anbelangt, werden vielen im Rahmen der sogenannten Zelenka-Renaissance vor allem die 'Missae ultimae', die ‚letzten Messen‘ des Böhmen bekannt geworden sein, die sich durch große Architekturen und eine Klangsprache von visionärer Energie auszeichnen. Der Marburger Bach-Chor lenkt nun mit einer neuen CD-Veröffentlichung das Augenmerk auf einige Partituren des Komponisten, die kleiner dimensioniert und weniger spektakulär als jene Stücke sind, doch gerade einen ganz eigenen Zauber verbreiten. Die 'Missa Nativitatis Domini' ZWV 8, eine Weihnachtsmesse, wird auf dieser Einspielung flankiert von dem Magnificat ZWV 108 und dem 'Dixit Dominus' ZWV 68.

In allen drei Werken sind vokalsolistische Parts vorgeschrieben, doch ist der Chor durchweg der Hauptdarsteller – dem von Zelenka denn auch einiges abverlangt wird. Umso mehr beeindruckt die Leistung des Marburger Bach-Chores, der, zu seinem Ruhm sei’s gesagt, kein Profi-, sondern ein sogenannter Laien-Chor ist: Was hier zu hören ist, ist keineswegs laienhaft. Die typisch Zelenkaschen Nagelproben besteht das Ensemble glänzend: freie Einsätze auf dissonanten Akkorden, die verschnörkelten Themen schneller Fugen, überhaupt die konzertante Anlage vieler Sätze. Klar werden die sich schon der Vokalise nähernden Melismen im Schluss-Amen des 'Dixit Dominus' gestaltet. Sinn für die Vielschichtigkeit des musikalischen Geschehens wird an jenen Stellen erkennbar, wenn über der kontrapunktischen Arbeit in den unteren Stimmen im Sopran Cantus-firmus-artige Melodiefragmente zu schweben beginnen – an solchen Stellen erfreut übrigens auch das sehr schöne Klangbild des Chores.

Die Produktion rundet sich

Sein Leiter Nicolo Sokoli bevorzugt Tempi, die, hinreichend schnell, die Strukturen nicht auseinanderfallen zu lassen, zugleich aber auf angenehme und angemessene Weise gemäßigt sind. Das zeigt sich vor allem im Vergleich mit den Tempi, die etwa der in Sachen Zelenka so profilierte Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius vorgelegt hat. Dass vieles davon für ein Nicht-Profi-Ensemble unerreichbar ist, ist verständlich. Von den Aufnahmen von Bernius und anderen trennt die vorliegende Einspielung zudem jenes letzten Quantum an Durchsichtigkeit und dramatischem Zug, das eine gute von einer sehr guten Einspielung unterscheidet. Dennoch ist es überraschend und erfreulich, wie weit sich der Marburger Bach-Chor an diese Spitze herangearbeitet hat.

Das Barockorchester L’arpa festante lässt sich bereitwillig auf die Gangart der Marburger ein, spielt wendig und mit Leichtigkeit, dabei unprätentiös, wartet mit klangschönem (Blech-)Bläserklang auf. Die Produktion rundet sich mit einem sich harmonisch einfügenden Solistenquartett. Das Licht von Christian Dietz (Tenor) und Markus Flaig (Bassbariton) steht partiturbedingt etwas unter dem Scheffel, doch zeigen sie sich etwa im 'Quoniam' (mit schönen obligaten Trompetenparts) absolut souverän, als trefflich zusammenwirkendes Duo. Gleiches gilt von Katia Plaschka (Sopran) und Anne Bierwirth (Alt); dass Plaschkas Sopran gelegentlich zur Sprödigkeit neigt, wird durch schöne Gestaltung und einen gewissen – wenn man so sagen darf – naiv-anrührenden Charme der meist im Duett geführten Stimmen völlig ins gleiche gebracht.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Zelenka, Jan Dismas: Magnificat

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Genuin
1
15.09.2011
Medium:
EAN:

CD
4260036252132


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Genuin

Im Jahr 2002 standen die jungen Tonmeister von GENUIN vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte man sich weiterhin lediglich auf das Aufnehmen und Produzieren konzentrieren, oder auf die zahlreichen Nachfragen und positiven Rückmeldungen von Musikern und Fachzeitschriften eingehen und ein eigenes Label ins Leben rufen? In einer Zeit, in der praktisch alle großen Klassik-Label ihre Produktion eingestellt oder zumindest stark gedrosselt hatten, fiel die Entscheidung nicht leicht – aber sie fiel einstimmig aus: zugunsten einer offiziellen Vertriebsplattform für die GENUIN-Aufnahmen. Und der Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen.

Das Label GENUIN hat sich in seinem zwölfjährigen Bestehen zu einem Geheimtipp unter Musikern und Musikliebhabern entwickelt. Schon vor dem Leipzig-Debüt im Oktober 2004, einem Antrittskonzert im Robert-Schumann-Haus mit Paul Badura-Skoda, wurden die CDs in den deutschlandweiten Vertrieb gebracht und von Fachpresse und Musikerwelt hochgelobt. Inzwischen werden GENUIN-CDs in den meisten Ländern Europas sowie in Japan, Süd-Korea, Hongkong und den USA vertrieben.

Das Erfolgsrezept von GENUIN: Die gesamte Produktion, also die Beratung der Künstler bei Aufnahmeraum und Repertoire, die Vorbereitung und Durchführung der Aufnahme selbst, der Schnitt mit allen notwendigen Korrekturen, generelle Entscheidungen beim Cover- und Bookletentwurf bis hin zur fertigen Veröffentlichung liegen in der Hand der Tonmeister. Nur so haben die Musiker den größtmöglichen Entfaltungsspielraum bei der Einspielung und Gestaltung ihrer CDs. Und gleichzeitig kann bis zuletzt eine gleichbleibend hohe Qualität garantiert werden.

GENUIN bietet auch abseits ausgetretener Pfade etablierten Künstlern genauso wie der Nachwuchsgeneration die Möglichkeit, Musik nach eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Das macht sich positiv bemerkbar für die Hörer der mittlerweile mehr als 300 GENUIN-CDs mit Interpreten wie Paul Badura-Skoda, Nicolas Altstaedt oder der Dresdner Philharmonie.


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