
Chisholm, Erik - Musik für Klavier Vol. 7
Ein reicher Schatz
Label/Verlag: Divine Art
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mit der siebten Folge schließt Murray McLachlan die verdienstvolle Gesamteinspielung der Klavierwerke Erik Chisholms erfolgreich ab.
Mit Folge 7 schließt Murray McLachlan die Gesamteinspielung der Klavierwerke Erik Chisholms (1904–1965) ab – eine beeindruckende Edition, ein reicher Schatz, ein Werkkorpus, das auch von anderen Interpreten entdeckt werden muss. In dieser letzten Folge werden noch einmal verschiedene Linien, die Chisholms Klavieroeuvre ausmachen, zusammengeführt. Gleichzeitig ist die CD eine Art Anhang, in dem unvollständige Kompositionen oder Alternativversionen vorgestellt werden. Doch handelt es sich großenteils vor allem um durchaus substanzielle Werke. Gleich zu Beginn vermitteln die vier Elegien (Nr. 2 in zwei Fassungen) auf schottisches Volksgut Chisholms Klavierstil in seiner ganzen Komplexität, seine Poesie und Virtuosität ebenso wie die zeitgemäße Harmonik und Kontrapunktik. In der 'Peter Pan Suite' greift Chisholm 'Kinderszenen'-nahe Konzepte auf, ohne umfassende Konzessionen an jugendliches Klavierspiel zu machen; es sind pianistisch immer wieder durchaus anspruchsvolle Kompositionen. Bei der 1924 entstandenen Suite handelt es sich um musikalisch reiche Klavierstücke voller Pointiertheit und Charme, die bei allen programmatischen Andeutungen vollgültige ‚absolute‘ Klavierminiaturen sind, trotz der evokativen Stimmungen im zentralen Mittelsatz 'The Crocodile'.
Von Chisholms sechs 1947 vollendeten Sonatinen ist die vierte als einzige unvollständig erhalten, so wird hier der kurze Eröffnungssatz nachgereicht. Er ist in Chisholms retrospektivem Stil gehalten, greift also stärker noch als in seinen auf schottischem Volksgut basierenden Kompositionen auf Stilmittel der Renaissance zurück, in gewisser Weise vergleichbar Ravels 'Tombeau de Couperin'.
Die Edition wird beschlossen durch drei Suiten, deren letzte aus einem vielgestaltigen 'Ballet' besteht und in ganz eigener Weise Chisholms Position als Zeitgenosse Bartóks, Hindemiths und Erbe Brittens einerseits und als Erbe Busonis andererseits quasi prismenartig nochmals beleuchtet. Die umfangreichere fünfsätzige erste Suite zeigt den intimeren Chisholm, dessen Werk diesmal vielleicht nicht in den Konzertsaal passen mag, sondern vielmehr ‚Kammermusik‘ im allerbesten Sinne ist. Es ist Musik, über die man sich unmittelbar unterhalten mag, Musik, die zu guten Gesprächen und inspirierten Diskussionen über Kultur und heute vergessene musikalische Welten anregt. Der vierte Satz 'Waltz' wurde nach einer Suite für Flöte, Klarinette, Violoncello und Triangel (!) neu bearbeitet, so wie auch der größte Teil der ebenfalls fünfsätzigen zweiten Suite, die als zentralen Binnensatz ein Variationenset vorweisen kann. Wer seinen Schumann, seinen Alkan kennt und liebt, wird auch an diesen Miniaturen seine Freude haben; die Gattungen, von denen es niemand erwartet hätte, werden von Chisholm ungeheuer lebensvoll ins 20. Jahrhundert transferiert.
Die Aufnahmetechnik der Edition ist unverändert klar durchhörbar, wenn auch vielleicht nicht ganz so rund im Klang wie Produktionen anderer Labels. Das macht aber McLachlans Spiel mehr als wett, John Pursers Bookletnotizen (das durch farbige Illustrationen noch aufgewertet ist) sind so erhellend wie in den vorhergehenden sechs Folgen. Eine äußerst erfreuliche Edition, eine Edition, der zu hoffen ist, dass sie trotz des eher unbekannten Labels (Divine Art/Dunelm) eine möglichst weite Verbreitung erlangt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Chisholm, Erik: Musik für Klavier Vol. 7 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Divine Art 1 28.07.2011 |
Medium:
EAN: |
CD
809730415524 |
![]() Cover vergössern |
Divine Art Divine Art wurde von Stephen Sutton 1993 gegruendet und ist in den letzten Jahren schnell gewachsen mit einem Repertoire von klassischer Musik (und jetzt auch ?mow Swing?, leichte Musik und Jazz) jeglicher Art, von Mittelalter über Barock, Klassik, Oper bis zur heutigen Moderne. Anfang 2009 wurde Heritage Media in Divine Art integriert, eine Firma, die sich auf klassische Radio Programme und Dramen mit den berühmtesten Britischen und Amerikanischen Film- und Theater Schauspielern der 1940 und 1950iger Jahre spezialisiert. Diese Werke werden bald per Katalog und per download für Divine Art Kunden zu kaufen sein. Divine Art spezialisiert sich auf die Entdeckung und Aufnahme unbekannter Werke von wichtigen Komponisten wie beispielsweise Mozart, Schubert und einige der wichtigsten Britischen Komponisten. Hauptserien schliessen alle 90 Pianosonaten von B. Galuppi, die neulich entdeckte Orchester- und Kammer-Musik von dem in Newcastle upon Tyne geborenen Charles Avison und Weltpremieren von Musik für Piano Duo, ein Innerhalb Divine Art umfasst die ?Diversions? - Niedrigpreis Serie viele neue Aufnahmen wie auch Neu-Ausgaben von historischen Aufnahmen. Unsere ?Historic Sound? Serie von alten Klassikern, 2005 gegruendet, hat Preise fuer besondere Restaurationsqualitaet gewonnen. Seit 2008 verfügt Divine Art über eine Zweigstelle in den USA. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Divine Art:
-
Von allem ein bisschen: Das Huberman Piano Trio überzeugt interpretatorisch mehr als das Huberman Duo. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Rares für 30 Finger: Drei alte Kommilitonen betreiben Völkerverständigung in vorbildlicher Art. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Unter dem Sternenmantel: Franziskanische Orgelmusik aus den USA: Erik Simmons lässt die wohltönenden, aber auch wenig abwechslungsreichen Klänge von Carson Cooman in das Ohr des Hörers träufeln. Weiter...
(Diederich Lüken, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Jugendliche Größe in der Musik: Henry Raudales und das Münchner Rundfunkorchester brillieren mit Mendelssohns sämtlichen Streichersymphonien. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Auf der Suche nach einer verlorenen Zeit: Alexander Glasunows aparte Streichquartette liegen nun endlich in einer Gesamteinspielung vor. Weiter...
(Michael Pitz-Grewenig, )
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Casals kämpfte für den Frieden."
Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich