
Le grazie del violino nel seicento italiano - Werke von Marini, Merula, Fontana u.a.
Intim dargebotene Kammermusik
Label/Verlag: Stradivarius
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Duo Arparla deckt mit großem Können die vielfältigen Reize früher Violin-Kammermusik aus dem 17. Jahrhundert auf.
‚Le grazie del violino nel seicento italiano‘ – die Anmut frühbarocker italienischer Kammermusik für Violine aus dem 17. Jahrhundert steht im Mittelpunkt dieser bei Stradivarius erschienenen CD des Ensembles Arparla. Und gerade die ungewöhnlich einfache Besetzung mit Violine und barocker Doppelharfe übt dabei eine große Faszination aus: Davide Monti (Violine) und Maria Christina Cleary (Harfe) machen sich nicht nur zu überzeugenden Anwälten dieser Musik, sondern gestalten auch ein in mehrfacher Hinsicht ‚komponiertes Programm‘, bei dem ein Stück zum anderen führt. Neben den bedeutendsten Violinkomponisten aus der Zeit der entstehenden Sonate – Biagio Marini, Bartolomeo de Selma y Salaverde, Giovanni Antonio Pandolif Mealli, Giovanni Battista Fontana und Marco Uccellini – kommen hier aber auch andere Zeitgenossen – Tarquinio Merula und Girolamo Frescobaldi – zu Wort, so dass anhand einzelner Stücke auch Entwicklungen im Bereich der Musik für Tasten- bzw. in diesem Falle gezupftes Saiteninstrument dokumentiert werden.
Die Besetzung ermöglicht den beiden Musikern einerseits eine sehr intime Zwiesprache, andererseits aber auch die Herausstellung eines improvisatorisch anmutenden Zugangs. Insbesondere die präludierenden Sätze der Sonaten sind ganz im Sinn einer Affektfindung mit teils enormer Spannungssteigerung angelegt, als Hineintasten in die Gegebenheiten der Musik, das dann in den strengeren Formteilung eine Verfestigung erfährt. Das Spektrum zwischen Ruhe und Dramatik, das Monti und Cleary hierbei entfalten, hängt mit ihrer aufmerksamen und weiten dynamischen Auslotung des Komponierten zusammen. Stücke wie Marinis 'Sonata quarta' op. 8 oder Pandolfi Meallis 'Sonata quarta la Biancuccia' op. 4 lassen sich als Abfolge von Phasen des Ein- und Ausatmens wahrnehmen, woraus sich ein ausgewogener Aufbau aus Entspannungen und Verdichtungen entwickelt. Damit geht ein detailreiches Zusammenspiel einher, dessen Farben bei Monti zwischen zartem, weichem Ertasten des Klangs und einer gewissen Schärfe angesiedelt sind, wobei ihm letztere vor allem dazu dient, musikalische Höhepunkte zu akzentuieren.
Ein Aspekt, der bei der Umsetzung besonders überzeugt, ist die Wahl flexibler Tempi, die – Hand in Hand mit einer deutlich erkennbaren Lust an der Virtuosität – einigen Werken eine fast schon szenische Qualität verleiht. Da schließlich auch sehr geschickt der gesamte Reichtum möglicher Affektgestaltung in die Werkauswahl einbezogen ist, ergibt sich ein überzeugender Spannungsbogen über die gesamte Produktion hinweg. In ihm wirken wunderbar intim und in ihrer Polyphonie klar dargebotenen Harfensoli wie Frescobaldis 'Bergamasca' oder Merulas 'Cromatico overo Capirccio' als Gliederungspunkte, welche die Gesamtdramaturgie unterstreichen. Abwechslungsreichtum und Schlüssigkeit machen diese Produktion zu einer ganz besonderen Hommage an die frühe Kammermusik des 17. Jahrhunderts.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Le grazie del violino nel seicento italiano: Werke von Marini, Merula, Fontana u.a. |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Stradivarius 1 02.02.2011 |
Medium:
EAN: |
CD
8011570338815 |
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Stradivarius Das 1988 gegründete Label STRADIVARIUS hat sich auf dem internationalen Markt als unabhängige Schallplattenfirma durchgesetzt, die vor allem auf zwei musikalische Gattungen spezialisiert ist: klassisch - aus der Renaissance und dem Barock - (mit der Reihe Dulcimer) und zeitgenössisch (mit der Reihe Times Future). Diese programmatische Entscheidung kommt aus dem Willen, eine ganz bestimmte und bezeichnende Rolle im heutigen Schallplattenumfeld zu spielen. Insbesondere hat STRADIVARIUS immer das Ziel verfolgt, den Vorrang italienischen Komponisten und Interpreten zu geben, um die bemerkenswertesten italienischen Kulturdarsteller auf aller Welt kennenlernen zu lassen. In einem weiten Bereich ist STRADIVARIUS tätig: geistige, säkulare, Vokal-, Instrumental-, Solo-, Kammer- und Orchestermusik. Es gibt viele Beispiele seltener Registrieren, die als außerordentliche Kunstwerke weltweit betrachtet werden, wie zum Beispiel die Serie Un homme de concert, die die Zusammenarbeit mit dem berühmten Sviatoslav Richter offiziell festgelegt hat. Was das zeitgenössische Repertoire betrifft, ist STRADIVARIUS im Laufe der Jahre, dank der Reihe Times Future, ein Bezugspunkt geworden, indem sie Werke von Franco Donatoni, Salvatore Sciarrino, Bruno Maderna, Goffredo Petrassi, Ivan Fedele, Luis De Pablo, Toshio Hosokawa und viele andere veröffentlicht hat. Bruno Canino, René Clemencic, Alan Curtis, Emilia Fadini, Monica Huggett, Lucas Pfaff, Arturo Tamayo, Maggio Musicale Fiorentino, Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Orchestra Verdi di Milano, Orchestre Philarmonique de Radio France, Orquesta y Coro de Madrid: Sie sind nur einige der Musiker und Formationen, die CDs für STRADIVARIUS aufgenommen haben. Mit der Zeit ist das Bedürfnis entstanden, den Verlegervorschlag weiter zu diversifizieren; dadurch sind wichtige Reihen geboren, und zwar Guitar Collection (unter der Leitung von Frédéric Zigante), Ricordi Oggi (Ergebnis der Zusammenarbeit unter Stradivarius, dem Ricordi Universal Verlag und den Erben des Malers Emilio Tadini) und Milano Musica Festival (in Zusammenarbeit mit Milano Musica und RAI Radio3). Letzte in zeitlicher Reihenfolge ist die Landscape Serie, mit der STRADIVARIUS ihre Bereitschaft beweist, innovative Projekte zu verwirklichen. Mehr Info... |
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