> > > Pleyel, Ignaz Joseph: Die Fee Urgele
Mittwoch, 27. September 2023

Pleyel, Ignaz Joseph - Die Fee Urgele

Überdrehte Märchenoperette


Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Klangtechnisch mit Problemen kämpfend verdient diese Veröffentlichung als Ehrenrettung für Pleyels Marionettenoper auf jeden Fall Achtung.

Ignaz Pleyel (1757–1831) war zu Lebzeiten eine herausragende Persönlichkeit des europäischen Musiklebens, und dass er heute fast vollständig vergessen ist, liegt weder an der Qualität seiner Kompositionen noch daran, dass er keine interessante Persönlichkeit gewesen wäre. Vielmehr wanderte der Vanhal- und Haydn-Schüler nach Frankreich aus und von den nicht in Wien tätigen Mozart- und Beethoven-Zeitgenossen sind heute nahezu alle unangemessen vergessen bzw. vernachlässigt (Hummel, Clementi, Cherubini, Méhul u.a.). Die Wiederentdeckung Pleyels ist daher längst überfällig, auch wenn eine Marionettenoper vielleicht nicht der effektivste Weg sein mag. – Ja, eine Marionettenoper, für die Eszterháza 1776 während Pleyels Studium bei Haydn entstanden. Ein Märchenspiel in vier Akten, ganz im Stile der Zeit. Die Aufnahme ist ein Livemitschnitt vom Juni 2009 – nicht mehr als Marionettenoper, sondern vielmehr als regelrechte Oper dargeboten.

Die Fee Urgele liebt den Ritter Lisuart, doch will sie ihn zunächst unerkannt prüfen. Als Blumenmädchen und später als Alte verkleidet, setzt sie ihn absurden Situationen aus, ehe sie ihm sich in ihrer wahren Gestalt präsentiert. Das reichlich alberne und überdrehte Libretto wurde in den Dialogen stark zusammengestrichen, doch kommt von Anfang an dramatisches Gefühl auf. Auch wenn keiner der Sänger (Ana Durlovsky als Urgele, Garry Davislim als Lisuart, Esther Choll als Königin Bertha und Moritz Gogg als Lisuarts Stallmeister Pedrillo) klangtechnisch optimal eingefangen ist, verspürt man von allen Mitwirkenden Spielfreude und vollen Einsatz. Musikalisch springt uns vom ersten Takt an unbändige Energie entgegen. Zwar spielt die Camerata pro Musica, das Kammerorchester des Savaria Sinfonieorchesters, unter der Leitung von Paul Weigold nicht historisch informiert, musiziert im Gegenteil einigermaßen hemdsärmelig, doch spürt man unmittelbar die Qualität der Musik. Paul Weigolds intensiver Einsatz für Pleyels Musik ist unüberhörbar, doch wäre ihr mittlerweile ein historisch informierter und dennoch lebensvoller Zugriff zu wünschen.

Dass die Aufnahmetechnik das Orchester zu laut und die Sänger zu leise eingefangen hat, beeinträchtigt in hohem Maße den Gesamteindruck – kaum ein Wort der Sänger ist zu verstehen, selbst das Gesangstimbre der einzelnen Stimmen ist jeweils eher nur approximativ auszumachen, weswegen von einer angemessenen Besprechung der einzelnen Solisten oder auch des Chores (Chorvereinigung Schola Cantorum Wien) abgesehen werden muss. Im Vergleich dazu ist die große Menge an Nebengeräuschen fast zu vernachlässigen. Insgesamt eher eine (wenn auch insgesamt recht gelungene) Ehrenrettung als eine ästhetisch in allen Aspekten vollgültige Interpretation eines spannenden Werkes eines wichtigen Komponisten des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Dem entspricht auch das Booklet – unübersichtlich, aber informativ, überladen und dadurch eher unprofessionell wirkend.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Pleyel, Ignaz Joseph: Die Fee Urgele

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
ARS Produktion
1
13.01.2011
Medium:
EAN:

CD
4260052388167


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Pleyel, Ignaz Joseph
 - Die Fee Urgele - Sinfonia
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie der Marton - Nein, nein, nein
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie des Lisuart - O, welch' Vergnügen
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie des Pedrillo - Stets geht's durch Berg und Tal
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie der Marton - Recht schöne Blumen verkauf ich hier
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie der Marton - Wenn man liebt
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie der Marton - Wie wird meine Mutter klagen
 - Die Fee Urgele I.Akt - Chor der Jäger - Ach, das Wetter ist gar zu schön
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie der Königin Bertha - Im Schatten dieser Eiche hier
 - Die Fee Urgele I.Akt - Arie der Marton - Ach, große Monarchin!
 - Die Fee Urgele II.Akt - Arie des Pedrillo - Teufelstier, das ich gesucht
 - Die Fee Urgele II.Akt - Arie des Lisuart - Soll ich für einen Kuss
 - Die Fee Urgele II.Akt - Arie des Pedrillo - Was reizt der Schönen Sinnen?
 - Die Fee Urgele II.Akt - Duett Lisuart-Alte - Was wolltet Ihr?
 - Die Fee Urgele III.Akt - Arie des Lisuart - Um das einzige Mittel zu nennen
 - Die Fee Urgele III.Akt - Arie der Alten - Sachte, sachte mein Herr nicht so geschwind!
 - Die Fee Urgele III.Akt - Arie der Alten - Habt ihr nicht meinen Freund geseh'n?
 - Die Fee Urgele IV.Akt - Arie der Alten - Lasst uns hier allein zusammen speisen
 - Die Fee Urgele IV.Akt - Arie des Pedrillo - Daran kennt man den rechten Ritter
 - Die Fee Urgele IV.Akt - Arie der Fee Urgele - Geliebter, sei beglückt mit mir!
 - Die Fee Urgele IV.Akt - Duett Fee Urgele, Lisuart und Coro tutti - Die Belohnung der zarten Triebe


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ARS Produktion

Das exquisite Klassiklabel ARS Produktion wurde 1987 von Annette Schumacher mit dem Ziel gegründet, jungen, aufstrebenden Künstlern und interessanten Programmen gleichermaßen eine individuelle musikalische Heimat und entsprechende Marktchancen, u.a. durch internationalen Vertrieb und Vermarktung zu geben. Die bei Paul Meisen ausgebildete Konzertflötistin hat sich damit nach langer aktiver Musikerlaufbahn einen geschäftlichen Traum erfüllt.
Für die hervorragende Aufnahmequalität der zahlreichen ARS Produktionen ist Manfred Schumacher, Tonmeister und Aufnahmeleiter, verantwortlich.
Spezifisch für das Label und die Haltung seiner Macher/in: stets wird u.a. den klanglichen Erfordernissen der jeweiligen Werke, Musikepochen und Instrumente in größtmöglicher Weise Rechnung getragen sowie im Übrigen die neueste, beste Technik eingesetzt.
Annette und Manfred Schumacher sind ?Überzeugungstäter?. Zwei Individualisten, die Kunst, Kommerz und Können geschickt vereinbaren.
?Die SACD - Super Audio CD kombiniert die Präzision der digitalen Reproduktion mit der Wärme des analogen Klanges. Das hat uns überzeugt.?


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