> > > Burgon, Geoffrey: Viola- und Cellokonzert
Donnerstag, 21. September 2023

Burgon, Geoffrey - Viola- und Cellokonzert

Legitimer Nachfolger von Richard Hickox


Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Geoffrey Burgons Musik erstrahlt hier farrgenreich in einer glänzenden Wiedergabe.

Von Rumon Gamba hört man in letzter Zeit immer häufiger. Schon als Associate Conductor des BBC Philharmonic, mit dem er zahlreiche CDs mit britischer Filmmusik für Chandos vorlegte, trat er zunächst in die Fußstapfen von Richard Hickox, entwickelte aber bald ganz eigenes Profil, und spätestens als er Hickox’ Zyklus der Sinfonien von Malcolm Arnold komplettierte, konnte man ihn als dessen Kronprinzen sehen. Auch mit der vorliegenden CD folgt Gamba Hickox’schen Geleisen – hatte doch Hickox in den 1980er-Jahren für EMI und Decca CDs mit Musik von Geoffrey Burgon eingespielt.

Geoffrey Burgon (geboren 1941) ist ein englischer Komponist ganz eigener Art. Ein Komponist, der ein komplettes lateinisches Requiem vorlegt (1976 uraufgeführt), der eine ganze Reihe an Kompositionen für Kontratenor schreibt, dessen bekanntestes Werk ein 'Nunc dimittis' für Solostimme, Trompete und Streicher ist. Dabei passt alles zusammen. In seiner Jugend war Burgon Jazztrompeter, studierte dann bei Peter Wishart Komposition an der Guildhall School of Music and Drama, spielte in verschiedenen englischen Orchestern (darunter dem Royal Opera House Orchestra, der Northern Sinfonia und den London Mozart Players) und verfolgt seit den 1970er-Jahren eine kompositorische Karriere. Sein erster Welterfolg war die Musik zur Fernsehserie ‚Wiedersehen mit Brideshead‘ (1981), doch seither ist er in vielen Werkgenres tätig gewesen. Dennoch stammen die hier vorlegten Konzerte für Viola (mit dem Untertitel 'Ghosts of the Dance') und Violoncello erst aus der jüngsten Vergangenheit (von 2008 bzw. 2007). Stilistisch sind sie schwer einzuordnen – vielleicht kann man sie als frei tonal und eklektisch bezeichnen, unterschiedliche Stilelemente sind miteinander verwoben mit einem essenziell lyrischen Gesamtergebnis, trotz lebhafter Ausbrüche und Jazzanklängen à la Bernstein. Dass man sowohl bei dem Viola- als auch bei dem Cellokonzert dennoch von genuinen Konzertkompositionen sprechen kann, liegt an der im Endeffekt traditionellen Grundhaltung Burgons: Beide Werke sind dreisätzig, mit einem langsameren Satz zwischen zwei lebhafteren. Burgon ist ein Meister der Orchesterbehandlung – spielerisch verwebt er die disparatesten Elemente, unter konsequenter Vermeidung traditioneller tonaler Kontinuität. Die Soloinstrumente kommen voll zu ihrem Recht, das Cello in robusterer Form als die ‚karamell-cremigere‘ (Burgon) Viola. Philip Dukes, der Auftraggeber des Violakonzerts, gestaltet seinen Part in unendlicher Facettenvielfalt, und auch Josephine Knight, die dem Komponisten bei der Ausarbeitung des Soloparts geholfen hatte, findet die richtigen Farben für das Cellokonzert – andere Farben als gemeinhin üblicherweise von dem Instrument erwartet werden. Die City of London Sinfonia kennt Burgons Idiom seit Langem bestens und liefert eine ausgefeilte, hochspannende Interpretation.

Die beiden Konzertwerke werden getrennt durch 'Merciless Beauty', sieben Gesänge für Altstimme und Kammerorchester. 1996-7 ursprünglich für James Bowman geschrieben (und von diesem unter Leitung des Komponisten mit der City of London Sinfonia bei ASV ersteingespielt), erbat Burgon für die vorliegende CD eine alternative Lesart mit der renommierten Mezzosopranistin Sarah Connolly. Connolly, ein Shootingstar der englischen Gesangsszene, nutzt bewusst ganz andere Ausdrucksparameter als der Countertenor. Im direkten Vergleich wirkt der Zyklus viel unmittelbarer, doch auch spürt man stark, dass Bowmans vibratolose Stimme Modell für Burgons Vokallinie war. So scheint dem Rezensenten die besondere Künstlichkeit der Musik gewissermaßen durchbrochen und damit nicht mehr gänzlich erfolgreich, wenngleich Burgon auch die neue Zugangsweise Connollys sehr gefallen hat. Gambas besonders lyrischer, raffinierter Orchesterklang verleiht der Interpretation etwas Zerbrechliches, ganz anders als die ‚Andersheit‘ mit einem Altisten. Klangqualität und Booklet sind exemplarisch, so dass man hier eine zwar ganz ungewohnte, aber rundum äußerst gelungene CD vorliegen hat.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Burgon, Geoffrey: Viola- und Cellokonzert

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Chandos
1
23.04.2010
Medium:
EAN:

CD
095115159224


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Chandos

Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
The company has championed rare and neglected repertoire, filling in many gaps in the record catalogues. Initially focussing on British composers (Alwyn, Bax, Bliss, Dyso, Moeran, Rubbra, Walton etc), it subsequently embraced a much wider field. Chandos' diverse catalogue contains over 2000 titles, from early music to contemporary, with composers from around the world. The company's aim is to present an exciting and varied selection of superbly recorded music to as many people as possible.
The following artists are strongly associated with, or exclusive to, the label: Richard Hickox, Matthias Bamert, I Fagiolini, Neeme Järvi, Louis Lortie, Jean-Efflam Bavouzet, Rumon Gamba, James Ehnes, Sir Charles Mackerras, David Parry, Valeri Polyansky, The Purcell Quartet, Gennady Rozhdestvensky, Howard Shelley, Simon Standage, Yan Pascal Tortelier, Vernon Handley, the BBC Philharmonic, BBC National Orchestra of Wales, the City of London Sinfonia and Collegium Muscium 90.
Chandos is universally acclaimed for the excellence of its sound quality and has always been at the forefront of technical innovation. In 1978, Chandos was one of the first to record in 16bit/44.1kHz PCM digital, as well as being one of the first to edit a digital recording completely in the digital domain (Holst: the Planet ? SNO/Gibson). In 1983, Chandos was one of the first to produce and release Compact Discs into the marketplace ? a revolution in the recorded music industry.
Today, Chandos has kept up with technology by recording mostly in 24bit/96kHz PCM but now also in DSD for producing ?surround sound? SACDs. Chandos releases at least five new recordings a month, together with imaginative re-issues of back-catlogue material.
The company has received countless awards, including several Gramophone Awards, notably the 2001 ?Record of the Year? for Richard Hickox?s recording of the original version of Vaughan Williams? A London Symphony; ?Best Choral Recording of 2003? for its recording of an undiscovered mass by Hummel and the ?Best Orchestral Recording? of 2004 for its set of Bax Symphonies. Other highlights include the American Grammy for Britten?s opera Peter Grimes, and most recently (2008), two further Grammy Awards, one for Hansel and Gretel and the other for Grechaninov?s Passion Week. Jean-Efflam Bavouzet?s debut on Chandos was also awarded Record of the Year by Monde de la Musique this year.
Chandos remains an independent, family run company which produces and markets its recordings from its office in Colchester, England, and is distributed worldwide.


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