
Karina Gauvin singt - Arien von Nicola Porpora
Leuchtende Emotionen
Label/Verlag: Atma classique
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine blendend disponierte Karina Gauvin widmet sich dem Werk Nicola Porporas und bezaubert dabei durch technische Sicherheit, differenzierte Gestaltung und einen brillanten Sopran.
Karina Gauvin ist schon seit einigen Jahren auch außerhalb ihrer kanadischen Heimat ein Begriff. So konnte sie hierzulande bei der Deutschen Grammophon schon diverse gesamte Opern einspielen, und so sind auch im CD-Handel immer häufiger ihre Soloalben präsent. Die Stimme der jungen Sopranistin hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem balsamisch-schön klingenden, ausdrucksstarken Organ entwickelt. Mit ihrem neuesten Album, welches ganz dem Meister der Neapolitanischen Oper, Nicola Porpora (1686–1768), gewidmet ist, nimmt sie den Hörer sowohl für diese Musik als auch für sich ein. Die Zusammenstellung enthält neben einer Arie aus Porporas erster Zusammenarbeit mit Metastasio, 'Angelica’, vier weitere Weltersteinspielungen und endet schließlich in einem Rollenportrait der Arianna.
Die Zusammenstellung beginnt mit zwei lebhaften, koloraturreichen Arien aus der Oper ‘Adelaïde’, deren weibliche Hauptrolle für Farinelli komponiert wurde. ‘Nobil onda’ verlangt der Sopranistin mehr als souverän gemeisterte Registerwechsel ab, schwankt zwischen Tiefen und Höhen und wird interessant durch schwer zu singende Repetitionen. Karina Gauvin wird nicht nur den technischen Anforderungen gerecht, sie vermag die Arie auch mit genau dem richtigen Ausdruck zwischen naiv-fröhlichem Anfang und immer mehr übernehmender Eifersucht zu gestalten. Es folgt ein Accompagnato-Recitativ mit nachfolgender Arie aus der Oper ‘Ezio’. Hat Gauvins Koloratursicherheit bis dahin begeistert, festigt sie den Klangrausch nun mit der innigen Phrasierung und Gestaltung eines Lamentos. Ihr warmer Stimmklang, ihr langer Atem und die aufleuchtende Höhe lassen den Hörer förmlich im Klang versinken. Mit der Arie ‘Smanie’ aus ‘Polifemo’ setzt Gauvin den Klangrausch mit begleitender obligater Flöte fort. Dass Nicola Propora nicht nur Komponist, sondern auch ein gefragter Gesangslehrer – zu seinen Schülern zählte unter anderem der als Farinelli bekannte Carlo Broschi – war, lässt sich an Hand dieser Arie bestens nachvollziehen, weiß er doch so vorteilhaft, die Vorzüge einer Sopranstimme für eine eingängige und berührende Arie einzusetzen. Karina Gauvin fühlt sich mit den Intervallstrukturen und der Melodik dieser Arie auch hörbar wohl.
Eine Besonderheit des Arienalbums ist das Rollenportrait der Arianna aus der gleichnamigen Oper: Die Ouvertüre eröffnet die Abfolge von fünf im Charakter hauptsächlich ruhigen Arien. Karina Gauvin gestaltet eine einfühlsame Charakterstudie der von Theseus verlassenen Arianna (Ariadne), die immer hin und her gerissen ist zwischen Liebe und Wut. Die Sicherheit, mit welcher Karina Gauvin die Emotionen und unterschiedlichen Anforderungen der Arien bewältigt, ohne überhaupt an ihre Grenzen zu stoßen, ist bewundernswert. Sie gehört sicherlich zu den überwältigendsten Interpretinnen dieses Repertoires.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Karina Gauvin singt: Arien von Nicola Porpora |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Atma classique 1 07.08.2009 |
Medium:
EAN: |
CD
722056259026 |
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Atma classique Das Label ATMA - Seele oder Lebensgeist auf Sanskrit - wurde 1995 gegründet und bietet inzwischen mehr als 200 Aufnahmen von mittelalterlicher bis zu zeitgenössischer Musik mit einem besonderen Schwerpunkt im Barock. Für ihre Aufnahmen umgibt sich Johanne Goyette, Direktorin und zugleich Toningenieurin der Firma, gerne mit wagemutigen Künstlern, um in ihrem Studio Unerhörtes (und Ungehörtes) zu schaffen.
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