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Samstag, 23. September 2023

Chisholm, Erik - Klavierwerke Vol. 5

From strength to strength


Label/Verlag: Divine Art
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Murray McLachlan knüpft mit der Einspielung bestens an seine herausragenden Interpretationen der Folgen 1-4 der Klavierwerke Erik Chisholms an.

'The Bells of Perth’ – die Fortsetzung der Dunelm-Reihe der Klaviermusik Erik Chisholms bei divine art wird eröffnet durch ein eindrucksvolles Tonbild polytonaler, ja geradezu atonaler Intensität. Es handelt sich um ein weiteres von insgesamt acht 'Piobaireachd’, einer Art freier Phantasien über schottische Hochlandmelodien. Diese acht Stücke (zwei Stücke der Reihe sind verloren und auch das letzte hier gebotene ist nur unvollständig erhalten) ähneln in Stimmung und kompositorischer Qualität den neun Stücken auf CD 4 der Reihe. Auch hier haben wir ein reiches Ausdrucksspektrum von kraftvoller Expression bis zum ausgesprochen tonalen arpeggierenden 'Lament for the Lost Harp Key’, einem ausgesprochen sensualistischen und erotisch konnotierten Stück.

Von Chisholms sechs Sonatinen sind auf dieser CD seine drei letzten, jeweils dreisätzigen versammelt (die erste und zweite finden sich auf CD 3, die dritte auf CD 4) – die Sonatinen 5 und 6 sowie die 'Sonatine Ecossaise’. Die beiden letzten kurzen Sonatinen sind undatiert (aber nach 1946 anzusetzen). Die Kopfsätze zeigen den Kontrapunktiker Erik Chisholm, der vielfach auf Material aus dem 13. bis 16. Jahrhundert aufbaut, während die Mittelsätze erstaunliche Transformationen essenziell schlichter Weisen in komplexe lyrische Gebilde von intrikater Textur sind; das originale Material wird bei Chisholm stets nur zum Ausgangspunkt höchst eigener Kompositionen, die unmittelbar diesem, und nur diesem Komponisten zugeordnet werden können. Die tanzartigen Schlusssätze verknüpfen Obertonharmonik und schottische Hochlandmelodien zu inspirierten polytonalen Miniaturen. Es ist schwer zu sagen, welcher Satz Chisholms Meisterschaft am besten widerspiegelt – ein Satz ist herrlicher als der andere.

Die 'Sonatine Ecossaise’ entstand 1929 unter dem Titel ‚Pibroch Sonatina’ und wurde 1951 revidiert. Murray McLachlan hatte sie bereits 1998 erstmals auf einer CD des Labels Olympia vorgelegt. Kraftvoll zupackend und doch lyrisch der Kopfsatz, von poetischer polytonaler Tiefe der langsame Satz, der auf die schottischen Komponistengenerationen nach Chisholm vorausweisen sollte (allen voran Ronald Stevenson), der Schlusssatz eine Folge von (gänzlich untypischem) Marsch, ruhigerem Strathspey und lebhaftem Reel (letztere zwei typisch schottische Tänze) – all dies zeigt 'MacArtók’, wie Chisholm seines ganz spezifischen Stils wegen im Vergleich zu Béla Bartók gelegentlich genannt wurde, von seiner überzeugendsten Seite.

Als Ergänzung zu der vierten CD finden sich auch in Folge 5 zwölf 'Cameos’, die zeitgleich mit dem gedruckten Werk entstanden. Auch sie sind beeindruckende Miniaturen, kaum eine von ihnen länger als eine Minute. Melancholisch, lyrisch dicht, gelegentlich mit impressionistischen Anklängen, manch eine nur skizzenhaft ausgeführt, sind die Stücke des noch nicht Fünfundzwanzigjährigen immer wieder der Tonsprache seiner Zeitgenossen nahe, John Irelands etwa und Arnold Bax’. Ganz offenkundig handelte es sich hier um Studienarbeiten Chisholms, die dieser in der jetzigen Form wohl durchaus mit Grund verworfen hat – trotz der Qualität der Einfälle.

Die CD endet mit vier selbstständigen Stücken – einem ‚Harris Dance’ genannten Reel, einem von 1926 datierenden veritablen Tango, einer Liszt parodierenden ‚Elektra-Sonate’  sowie einem hochenergetischen ‚Dance Bacchanal’ von 1923-4, das Chisholm auch als Orchesterskizze entwarf.

Murray McLachlan knüpft bestens an seine herausragenden Interpretationen der Folgen 1–4 an – dem Booklet nach nahm er den Inhalt der CDs 3–5 innerhalb von fünf Tagen im Dezember 2006 auf, was allein schon aufführungstechnisch eine beeindruckende Leistung ist. Die Aufnahmequalität ist tadellos, das Booklet exzellent (wenn auch nur auf Englisch), und es kann nur wiederholt werden, dass diese Reihe eine Referenzeinspielung der Klaviermusik Chisholms darstellt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Chisholm, Erik: Klavierwerke Vol. 5

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Divine Art
1
14.05.2009
Medium:
EAN:

CD
809730414022


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Divine Art

Divine Art wurde von Stephen Sutton 1993 gegruendet und ist in den letzten Jahren schnell gewachsen mit einem Repertoire von klassischer Musik (und jetzt auch ?mow Swing?, leichte Musik und Jazz) jeglicher Art, von Mittelalter über Barock, Klassik, Oper bis zur heutigen Moderne. Anfang 2009 wurde Heritage Media in Divine Art integriert, eine Firma, die sich auf klassische Radio Programme und Dramen mit den berühmtesten Britischen und Amerikanischen Film- und Theater Schauspielern der 1940 und 1950iger Jahre spezialisiert. Diese Werke werden bald per Katalog und per download für Divine Art Kunden zu kaufen sein.

Divine Art spezialisiert sich auf die Entdeckung und Aufnahme unbekannter Werke von wichtigen Komponisten wie beispielsweise Mozart, Schubert und einige der wichtigsten Britischen Komponisten. Hauptserien schliessen alle 90 Pianosonaten von B. Galuppi, die neulich entdeckte Orchester- und Kammer-Musik von dem in Newcastle upon Tyne geborenen Charles Avison und Weltpremieren von Musik für Piano Duo, ein

Innerhalb Divine Art umfasst die ?Diversions? - Niedrigpreis Serie viele neue Aufnahmen wie auch Neu-Ausgaben von historischen Aufnahmen. Unsere ?Historic Sound? Serie von alten Klassikern, 2005 gegruendet, hat Preise fuer besondere Restaurationsqualitaet gewonnen. Seit 2008 verfügt Divine Art über eine Zweigstelle in den USA.


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    (Dr. Jürgen Schaarwächter, 30.01.2009)
  • Zur Kritik... Auf den Punkt: Als Meister der musikalischen Miniatur präsentiert sich Erik Chisholm auf der zweiten seiner Klaviermusik gewidmeten CD Murray McLachlans. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, 10.02.2009)
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    (Dr. Jürgen Schaarwächter, 13.02.2009)
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    (Dr. Jürgen Schaarwächter, 05.02.2009)

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