
Mario Marzi spielt - Werke für Saxophon & Orchester von Glazunow, Debussy, Ibert u.a
Klangkunst mit Saxophon
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mario Marzi erweist sich als exzellenter musikalischer Gestalter - Virtuosität und spieltechnische Nuancierung gehen Hand in Hand. Was die Produktion neben der interpretatorischen Qualität auszeichnet, ist eine erstklassige klangliche Präsentation.
Unter dem bescheidenen, wenig spezifischen Titel ‚The Art of Saxophone‘ hat das Label Arts Music eine Werkgruppe zusammengestellt, die kaum Überraschungen zu bieten hat. Wie aber diese Werke präsentiert werden, ist zweifelsohne bemerkenswert. Denn nicht nur überzeugt der Saxophonist Mario Marzi auf ganzer Linie wie auch das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi unter der Leitung von Hansjörg Schellenberger; auch die klangliche Qualität dieser Aufnahme genügt allerhöchsten Ansprüchen – mit Recht heißt es auf der ersten Seite des Booklets: ‚This is an audiophile recording‘.
Das Programm ist zusammengesetzt aus jenen bekannten Stücken des frühen 20. Jahrhunderts, die sich auf zahlreichen Porträt-CDs von Saxophonisten finden. Den Anfang macht Alexander Glasunows Es-Dur-Konzert für Altsaxophon und Streichorchester op. 109, gefolgt von der Fassung für Saxophon und Orchester von Claude Debussys ‘Rhapsodie’ und Jacques Iberts ‘Concertino da camera’ für Saxophon und elf Instrumente. Eingeschlossen wird Heitor Villa-Lobos‘ ‘Fantasie’ für Saxophon und Kammerorchester von der Suite ‘Scaramouche’ (freilich in der Saxophon-Orchester-Fassung) und ‘La création du monde’ von Darius Milhaud. Es ist ein recht konventionelles Programm, könnte auch kaum anders sein, ist die Literatur für Saxophon und Orchester doch nicht sehr breit.
Was die Güte dieser Aufnahme aber ausmacht, ist die Art der klanglichen und musikalischen Präsentation. Der italienische Saxophonist Mario Marzi, Träger wichtiger Preise in seinem Fach, erweist sich nicht nur als glänzender Virtuose, sondern auch als einfühlsam-musikalisch und stilistisch sattelfester agierender Saxophonist. Wie er den Solopart in Glasunows Konzert mit dynamischer Nuancierung, kantabler Spannung und minutiöser Tonmodellierung in Abstimmung zum harmonischen Fortgang gestaltet, ist großartig. Dem Saxophon würde man einen solch romantisch-sehrenden Tonfall kaum zutrauen – Mario Marzi findet ihn und setzt ihn wunderbar um.
Artikulatorische Differenzierung zeichnet nicht nur seine Wiedergabe von Debussys ‘Rhapsodie’ aus, sondern vor allem auch Iberts Kammer-Concertino und Milhauds großartiges ‘Scaramouche’. Besonders in letzterem Stück begeistert die auf kleinstem Raum eingebrachte Flexibilität der Sechzehntelläufe. Dadurch wird aus der motorisch-bewegten und harmonisch farbigen Musik eine zusätzliche Ausdrucksdimension gewonnen, die in zahlreichen anderen Interpretationen ungenutzt bleibt, weil man Milhauds Musik tempostreng-neoklassizistisch glattbügelt. Mario Marzi reagiert mit feinem Gespür auf die vielfältigen Möglichkeiten, mittels Rubato, dynamischer Feingestaltung und artikulatorischer Finesse die Musik reizvoller, lebendiger, feingliedriger zu machen. Und das geht voll auf.
Vor allem auch deswegen, weil ihm mit dem von Hansjörg Schellenberger, einem Oboen-Virtuosen und ehemaligen Mitglied der Berliner Philharmoniker, geleiteten Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi ein Klangkörper, der nicht nur die zahlreichen Farbwerte der sommerlich-leichtfüßigen Musik voll ausschöpft, sondern ihm durch transparentes und – wo angebracht – expressiv eindringliches Spiel (etwa die solistischen Streicherpassagen in Glasunows Konzert) einen beredten, dynamisch fein austarierten Klangteppich beschert.
All die vielfältigen Nuancen wären aber kaum als Plus an Ausdruckswerten zu genießen, wenn die klangliche Präsentation nicht so trennscharf, direkt und in der Balance der Orchestergruppen und zwischen Solist und Klangkörper nicht so meisterlich geraten wäre. Das Klangbild zeigt das weite Panorama des Raums und der orchestralen Klangfarben, gleichzeitig wird die reich abgestufte Dynamik delikat abgebildet. Dass auch die Klappengeräusche des Saxophonisten deutlich hörbar sind, erfreut den Freund audiophiler Aufnahmetechnik, der gerne auch mitbekommt, wie die Musik entsteht. Abgerundet wird der sehr positive Gesamteindruck dieser Produktion durch einen ausführlichen Booklettext in vier Sprachen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mario Marzi spielt: Werke für Saxophon & Orchester von Glazunow, Debussy, Ibert u.a |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 20.03.2009 76:50 2004 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
600554774886 47748-8 |
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