
Schubert, Franz - Lieder nach Dichtern der Empfindsamkeit Vol. 6
Empfindsamer Schubert
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Jan Kobow erweist sich als einfühlsamer Schubert-Interpret.
Was kann man nach der Hyperion-Gesamteinspielung der Schubert-Lieder unter der Editionsleitung Graham Johnsons von einer Neueinspielung erwarten? Ist die Konkurrenz, mit all den berühmten Sängerinnen und Sängern, im Grunde nicht übermächtig?
Ulrich Eisenlohr verfolgt einen durchaus eigenen Zugang zu Schuberts Liedschaffen, indem er die vorhandenen Lieder zum einen nach ‚Gattungen’, zum anderen nach Dichtern ordnet. Texte von mehr als 115 Dichtern hat Schubert vertont, Dichter der ferneren und näheren Vergangenheit, Dichter des Biedermeier, Dichter der Romantik. Die ‚Dichter der Empfindsamkeit’ wurden in sechs Folgen vorgelegt, mit der Besonderheit, dass Eisenlohr hier durchgängig auf das Hammerklavier zurückgreift, das den Vertonungen eine zusätzliche klangliche Dimension verleiht (leider hat der Rezensent nicht im Booklet die Nennung des herangezogenen Instruments finden können). Vier Dichter sind auf der vorliegenden CD repräsentiert – allen voran Johann Gaudenz von Salis-Seewis; die weiteren Dichter sind Johann Peter Uz, Friedrich von Köpken und Karoline Louise von Klenke. Dichter, die uns heute fern stehen mögen (die Liedtexte gibt’s über die Naxos-Homepage als Download, sogar mit Textvarianten und englischer Übersetzung), die aber in Schuberts Vertonungen durchaus ihre Qualitäten entfalten. Von diversen Liedern bietet Eisenlohr mehrere Fassungen, in durchaus unterschiedlichen Interpretationen – ein eindeutiger zusätzlicher Informationsgewinn.
Für die letzte Folge dieser Werkgruppe wurde als Solist der Tenor Jan Kobow herangezogen, der sich sowohl als Liedersänger als auch als Interpret historisch informierter Aufführungspraxis bereits einen Namen gemacht hat. Eine Stimme von durchaus eigenem Timbre, ein wenig herb gelegentlich, mit wunderbarem Piano ('Freude der Kinderjahre’), vorbildlicher Phrasierung, aber einer etwas schwachen Höhe. Der sparsame Vibratogebrauch (ähnlich etwa Christoph Prégardien) verleiht den Liedern eine Intensität, die manch ein anderer Sänger ‚älterer Schule’ nur mit äußerster Nutzung verschiedenster Kunstgriffe erreicht. Eisenlohr gelingt es durch Berücksichtigung historisch informierter Aufführungspraxis, die Lieder neu zu positionieren, zurückzuführen in die Traditionslinie Haydn-Mozart-Beethoven-Schubert, die historische Dimension der Gesänge als zusätzliche (Be-)Deutungsebene offenbar zu machen.
Auf seine Weise ist Eisenlohrs Edition durchaus wegweisend, ganz eigen und auf der vorliegenden CD auch musikalisch untadelig. Die Aufnahmetechnik (Bayerischer Rundfunk) ist wunderbar durchsichtig und das Booklet auch durch die ergänzenden Informationen im Internet deutlich mehr als nur befriedigend, sondern ganz klar empfehlenswert. Einzig das Covergemälde von Benjamin Chai, der sich schon vor Jahrzehnten für Marco Polo als Künstler nicht mit Ruhm bekleckert hat, beeinträchtigt ein wenig das Vergnügen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubert, Franz: Lieder nach Dichtern der Empfindsamkeit Vol. 6 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Naxos 1 30.01.2009 |
Medium:
EAN: |
CD
747313048076 |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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