
Sadler's Wells Royal Ballet - Checkmate / The Rake's Progress
Britische Referenzproduktionen
Label/Verlag: VAI
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ninette de Valois war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten britischen Ballettlebens. Ihre beiden 1982 aufgezeichneten Ballette britischer Komponisten geben interessante Einblicke in eine hierzulande unbekannte Tradition.
‚Madam’ wurde Dame Ninette de Valois (1898–2001, geboren als Edris Stannus) genannt, die zunächst als Tänzerin für die Ballets Russes in den Jahren 1923–25 Furore machte. Ein Jahr darauf beendete sie ihre Karriere als Tänzerin und arbeitete als Choreografin für das Festival Theatre in Cambridge, das Abbey Theatre in Dublin und das Vic-Wells Ballet in London. Aus dem Vic-Wells Ballet entstand das Sadler's Wells Theatre, das schließlich 1956 zum Royal Ballet wurde. Sie leitete das Royal Ballet bis 1963. Die beiden auf dieser DVD zu sehenden Produktionen des Sadler's Wells Royal Ballet sind so aufs Engste mit Valois verbunden. Auch Barry Wordsworth (geb. 1948) ist dem Sadler’s Wells Royal Ballet eng verbunden, von 1974 bis 1987 war er Chefdirigent der Kompanie und wurde später ihr offizieller Gastdirigent.
Die beiden hier vorgestellten Werke entstanden beide in enger Kooperation mit ‚Madam’, sie erlebten ihre Uraufführungen 1937 bzw. 1935. In 'The Rake’s Progress' findet in den beiden Fernsehproduktionen von 1982 die Originalausstattung Verwendung, während E. McKnight Kauffers Ausstattung für 'Checkmate' intensiv den Originaldesigns nachempfunden ist. Und nicht nur bezüglich der Ausstattung sind die Produktionen in hohem Maße autoritativ – auch die Choreografien erweisen Takt für Takt, wie eng Musik und tänzerisches Konzept miteinander verzahnt sind, selbst wenn die Schrittfolgen nicht mehr ganz der Originalchoreografie entsprechen mögen.
Sir Arthur Bliss’ 'Checkmate' ('Schachmatt') entsprang des Komponisten Leidenschaft für das Schachspiel. Grundkonzept war die Schwäche des weißen (in unserem Fall roten) Königs im Gegensatz zur schwarzen Dame (im Englischen Königin). Bliss und Valois heben die auch erotische Macht der schwarzen Dame hervor, die nicht nur die rote Dame schlägt, sondern auch den (in sie verliebten) roten Springer (im Englischen Ritter). Das Ballett verfolgt von der Choreografie her eine teilweise durchaus expressionistische Ästhetik (etwa in dem mit starken Lichtwirkungen arbeitenden Finale) und erst durch die visuelle Komponente erweisen sich voll die musikalischen Qualitäten von Bliss’ bekanntester Ballettkomposition. Wie viel die internationale Filmmusik Arthur Bliss verdankt, zeigt sich nicht zuletzt in dem evokativen Auftritt der roten Türme.
Gavin Gordon verfasste das Szenario von 'The Rake’s Progress' selbst nach der Folge von Gemälden des englischen Karikaturisten und Malers William Hogarth (unter Weglassung von Tom Rakewells Heirat). Die Choreografie ist voll witziger und sarkastischer Momente, die man alle in Hogarths Bilderfolge vorgebildet findet, mit einer expressiv-expressionistisch gesteigerten Schlussszene im Irrenhaus.
Die musikalischen Qualitäten beider Werke sind deutlich besser einzuschätzen in Barry Wordsworths CD-Einspielungen für ASV White Line aus dem Jahre 2001. Zu problematisch ist in beiden Fällen auf dieser DVD die Tonspur – bei Bliss dumpf, rauschend, einmal sogar mit einer Gleichlaufschwankung, bei Gordon in dumpfem, in den Spitzen gelegentlich übersteuertem Mono. VAI haben sich wieder einmal nicht die Mühe gemacht, die Fernsehbänder aufzuarbeiten – weder die Ton- noch die Bildspur. Im Prolog von 'Checkmate' musste ein Sprecher mangels der seinerzeit offenbar fehlenden Möglichkeit der Untertitelung einige wesentliche einleitende Sätze störend in die Musik hineinsprechen.
Dennoch entschädigt der Repertoirewert beider Produktionen nicht nur diese klanglichen und bildlichen Mängel, sondern auch das Fehlen jeglicher Extras sowohl auf der DVD als auch im Booklet – es handelt sich ganz fraglos um Referenzproduktionen zweier britischer Ballettklassiker.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: Regie: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Sadler's Wells Royal Ballet: Checkmate / The Rake's Progress |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
VAI 1 26.01.2007 |
Medium:
EAN: |
DVD
089948437994 |
![]() Cover vergössern |
VAI Video Artists International (VAI) incorporated in 1983 and became the first US-based company to offer a selection of home video featuring opera, concert and ballet performances from international performance centers. In 1991 VAI began producing compact discs.. In 2001 VAI released its first DVD.
Initial VHS releases included ballet films from Russia followed by a series of complete operasstarring Anna Moff, Renata Tebaldi in Tosca and Beverly Sills All these remain best sellers for VAI. Also issued were recitals by Rosalyn Tureck, Anna Russell, Renata Scotto and others. All of these have been issued on DVD. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag VAI:
-
"Bubbles" at Wolf Trap Festival: Für Fans von Beverly Sills ist dieser - zugegeben kitschlastige - Bühnenmitschnitt ein Muss! Weiter...
(Benjamin Künzel, )
-
Fremde, aber reizvolle Ästhetik: Diese Produktion ist technisch mäßig. Schade, denn die Verfilmungen zweier Einakter von Rachmaninow und Rimskij-Korsakow haben einen exotischen Reiz und sind musikalisch überzeugend. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Energiekick für Salzburg: Dieser Schwarz-Weiß-Mitschnitt des ORF bietet eine willkommene Alternative zum optisch weitaus biedereren Festspieldokument von 1966. Weiter...
(Benjamin Künzel, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
"Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich