
Graupner, Christoph - Basskantaten
Zweifellos ein Meister
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das zeigen diese sechs Basskantaten von Christoph Graupner. Klaus Mertens trägt sie wunderbar vor, von Shalev Ad-El und dessen Accademia Daniel kundig unterstützt.
Zwar ist Christoph Graupner (1683-1760) diskografisch heute durchaus kein Unbekannter mehr, aber sein umfangreiches Werk mit allein gut 1.400 Kirchenkantaten ist doch noch immer erst in Auszügen bekannt. Insofern lohnt die deutende Auseinandersetzung bei diesem Komponisten ganz besonders.
Der Cembalist Shalev Ad-El und seine Accademia Daniel stellen nun gemeinsam mit dem Bassisten Klaus Mertens eine Auswahl von sechs knappen Kantaten für solistischen Vokalbass vor, die schlaglichtartig die Qualitäten Graupners aufscheinen lassen, der für Jahrzehnte als Kapellmeister das musikalische Leben am Darmstädter Hof prägte.
Seine Musik ist zunächst formal interessant, überzeugt durch ihre sehr konzentrierte, fassliche, schlüssige Anlage, mit zwingenden Übergängen und gelungenen Bezügen der kurzen Sätze untereinander. Besonderheiten sind das gelegentlich am Beginn einer Kantate stehende Dictum, das gewissermaßen thematisch einleitet und musikalisch etwas von der Trockenheit des Rezitativs mit der melismatischen Entfaltung einer Arie verbindet. Interessant sind auch die fein ausgezierten Choräle, in denen der Komponist dem Solobassisten die schlichte Linie anvertraut und diese auf vorzüglich eigensinnige Weise mit einer instrumentalen Korona versieht.
Die voll entfalteten Arien sind bei Graupner elegant in ihren Linien, dazu von eingängiger Klarheit. Dennoch: Die vokalen Anforderungen sind bei allem Charme der linearen Erfindung immer wieder technisch außerordentlich hoch, sind von gleichsam unterschwelliger Ambtion. In den Rezitativen herrscht auf subtile Weise Abwechslung, nie schroff aber doch deutlich. Der Instrumentalsatz ist farbig und reich an Varianten, voller sehr individueller Lösungen und Kombinationen.
Hochkompetent und einfühlsam
Klaus Mertens ist mit seinen stimmlichen und stilistischen Möglichkeiten eine Idealbesetzung für diese Musik: Er singt nobel, elegant, klar und eloquent wie eh und je, in fabelhaft ausgeglichenen Registern – von der leichten Höhe bis zur sonor-präzisen Tiefe. Die technisch sichere Stimme sitzt ideal, verströmt einen angenehm natürlichen Grundklang, vor allem in schön durchgestalteten Linien. Besonders positiv wie stets: Die absolut natürliche, ebenso klare wie plastische, dabei nie überzeichnende Diktion, die allerbeste Textverständlichkeit sichert – eine nicht hoch genug zu würdigende, weil nicht sehr häufig in dieser Ausprägung anzutreffende Qualität.
Shalev Ad-El leitet sein Ensemble zu einem frischen, vollen Klang an, mit einer Fülle artikulatorischer Impulse, die aus dem eloquenten Vortrag Mertens‘ instrumental gelungen fortgesetzt werden. Obligate Soli und Ensembles verraten technische Raffinesse. Insgesamt folgen die zehn Instrumentalisten dem eleganten Satz Graupners mühelos. Ad-El lässt in frischen, angenehm lebendigen Tempi musizieren, dabei immer ohne Überdruck – auch hier ganz offenkundig vom Duktus der Sprache inspiriert. Das Klangbild ist klar und plastisch, zugleich angenehm erwärmt und konzentriert, lässt es in voller Besetzung gelegentlich an idealer Balance zwischen Instrumenten und Vokalbass mangeln.
Diese Kantaten aus der Feder des in seinem künstlerischen Rang kaum mehr zu unterschätzenden Christoph Graupner sind echte Schmuckstücke – durchgehend niveauvoll gearbeitet, schlüssig in der Anlage, mild und elegant in ihrer Expressivität.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Graupner, Christoph: Basskantaten |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 23.04.2014 |
Medium:
EAN: |
CD
761203764426 |
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Graupner, Johann Christoph |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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