
Graupner, Christoph - Weihnachtskantaten
Hört Graupner!
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Hermann Max lässt Christoph Graupner Gerechtigkeit widerfahren: wunderbare Weihnachtskantaten in einer exzellenten Interpretation.
Mit Christoph Graupner (1683-1760) begegnet uns zur diesjährigen Weihnachtszeit eine Komponistengestalt, die in ihrer bemerkenswerten Größe noch nicht vollends erfasst ist. Natürlich spielt dabei wie bei manch anderem Zeitgenossen die intensive Rezeption des Werkes Johann Sebastian Bach eine gewichtige Rolle – in deren Schatten blieb lange Zeit allzu wenig Raum für ‚andere Götter’. Dennoch kommen in jüngerer Zeit immer wieder einige der verblüffend individuell und expressiv gestalteten Instrumentalwerke Graupners zu Gehör, werden einzelne Stücke aus seinem riesigen Kantatenschaffen gesungen und gespielt.
Denn erfreulicherweise ist das Werk Graupners weitgehend überliefert, doch liegt bisher nur eine Minderzahl der Kompositionen in gedruckten Ausgaben vor. Mit der vorliegenden Platte gelingt es dem editorisch wie interpretatorisch unermüdlichen Hermann Max, Graupner seinem hohen künstlerischen Rang entsprechend zu präsentieren. Versammelt sind fünf Weihnachtskantaten, die den Darmstädter Hofkapellmeister als eigenständige schöpferische Größe zeigen. Einerseits arbeitete Graupner erkennbar detailliert und kundig im barocken Formen- und Ausdrucksrepertoire. Gleichzeitig wird er aber als wandlungsfähiger Künstler präsentiert, der im Laufe seines Komponistenlebens einen ausgeprägten Sinn für eine luftige und leichte Klangentfaltung entwickelte. So zeigt zum Beispiel das von Alt und Bass bestrittene Duett 'Holde Weisheit, schönstes Wesen' aus der Kantate 'Der Herr hat mich gehabt im Anfang' aus dem Jahr 1749 geradezu elegante Qualitäten. Charakteristisch für Graupners Setzweise insgesamt sind eine dezidierte Linienführung durchaus abseits des bloß Gefälligen, harmonisch gebaute, vokal schlichte Choralsätze, die von virtuosen Instrumenten umspielt werden sowie kontrastreiche Rezitative, die den dramaturgisch erfahrenen Komponisten erkennbar werden lassen.
Beispielhafte Interpretation
Bei Hermann Max ist diese hochklassige, nuancenreiche und vielfarbige Musik in besten Händen. Das Kleine Konzert spielt in solistischer Besetzung durchsichtig, agil, beweglich, mit dezenter Klangentfaltung. Die famose kammermusikalische Formation begleitet die Vokalisten hervorragend, ein feiner Basso continuo grundiert ohne klangliche Dominanz, getragen von einer außerordentlich delikaten Artikulation. Dieser positive Befund zur Artikulation lässt sich auf alle Instrumente ausdehnen: Die Linien sind musikalisch zwingend gestaltet, alles Gleichförmige und Statische wird vermieden – besonders in diesem Punkt werden Hermann Max und seine Mitstreiter der erlesenen Eleganz im Werk Graupners gerecht.
Kongenial fügen sich die vielfach Bewährten Vokalisten in Max’ interpretatorischen Ansatz – Veronika Winter mit ihrem gerundeten, körperreichen, individuell gefärbten Sopran, dazu der überwiegend im Duett und rezitativisch geforderte Altus Franz Vitzthums, der sich mit geschmeidigem Melos und Intonationsstärke einbringt. Hinzu treten der ausgewogene Tenor Jan Kobows, der mit der Symbiose von Kraft und Eleganz seit Jahren eine der erfreulichsten Erscheinungen in diesem Repertoire ist und der Bassist Markus Flaig mit schmelzendem Klang in ausgewogenen Registern, mit kerniger Tiefe, auch mit bemerkenswerter dynamischer Kontrolle.
Kongenial ist auch die klangliche Realisierung des Programms zu nennen: Alle Elemente sind sehr konzentriert abgebildet, sind plastisch und durchhörbar erfasst. Instrumentale und vokale Anteile erklingen in perfekter Balance, bei schönem Raumanteil ist dennoch jedes Detail geradezu mit Händen zu greifen. Hermann Max bereichert den Plattenmarkt zum diesjährigen Weihnachtsfest um einen wunderbar homogenen Beitrag: Kompositorisch, instrumental und vokal wird ein hervorragendes Niveau erreicht. Mit Graupners erstrangigen Kantaten präsentiert Max tolles Alternativrepertoire für Weihnachten – und das ganz ohne Pauken und Trompeten. Diese Platte sollte in keiner Sammlung barocker Weihnachtsmusik fehlen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Graupner, Christoph: Weihnachtskantaten |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 20.09.2010 |
Medium:
EAN: |
CD
761203757220 |
![]() Cover vergössern |
cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:
-
Blutarm: Ein großes Bühnenwerk Carl Heinrich Grauns leider nur in 'musikalischer Gesamteinspielung'. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Schwedische Wunderlampe: Kurt Atterbergs Oper 'Aladin' verzaubert im spätromantischen Stil. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Musikalische Andacht: Buxtehudes Membra Jesu Nostri: Opella Nova und Gregor Meyer bieten eine delikate Deutung dieses qualitätvollen Klassikers des barocken Repertoires. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Später Kontrapunkt: Die Werner-Reihe schreitet voran – mit hoher Qualität in Komposition wie Interpretation. Es gelingt Lajos Rovatkay und seinen Ensembles mühelos, für diese wenig bekannte Musik zu interessieren, ja, zu begeistern. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Meister im kleinen Format: Masaaki Suzuki setzt seine systematischen Bach-Erkundungen im Reich des Chorals fort, mit einem ersten Teil des Orgel-Büchleins. Es ist eine mustergültige Präsentation auf einem der Musik ebenbürtigen Instrument. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich