> > > Fall, Leo: Die Dollarprinzessin: Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer
Samstag, 30. September 2023

Fall, Leo: Die Dollarprinzessin - Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer

Geld regiert die Welt


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ulf Schirmer und das Münchner Rundfunkorchester setzen für cpo die Reihe mit Fall-Operetten erfolgreich fort.

Leo Fall entstammt einer hochmusikalischen Familie: Der Vater war Militärkapellmeister, zwei Brüder komponierten. Einer, Siegfried, widmete sich dem ernsten Fach, der andere, Richard, traf mit frechen Schlagern den Nerv des Publikums. Der 1873 geborene Leo aber wurde einer der Großen der sogenannten silbernen Operette. Bis zu seinem frühen Tod 1925 schrieb er über vierzig Bühnenwerke, darunter 'Madame Pompadour' mit Fritzi Massary. Den Durchbruch erlebte Fall 1907 im Doppelpack. Erst feierte im Juli 'Der fidele Bauer' in Mannheim Premiere, dann im November in Wien 'Die Dollarprinzessin'. Ihr Erfolg schwappte auch über den Ozean nach Amerika, wo sich die europäische Operette zunehmender Popularität erfreute.

Die gar nicht so antiquierte Quintessenz des Stücks lautet: Die Differenzen zwischen alter und neuer Welt sind groß, und man kann sich alles für Geld kaufen. So denkt der amerikanische Millionär Couder, samt Tochter Alice und Nichte Daisy, die sich mit verarmten europäischen Adligen schmücken. Alice, die die Geschäfte des Vaters führt, fühlt sich zum Privatsekretär Fredy hingezogen, Daisy will den als Reitlehrer angestellten Freiherrn Hans heiraten. Couder selbst lässt sich von der Hochstaplerin Olga blenden, die sich als russische Prinzessin ausgibt. Doch obwohl alle betonen, dass die amourösen Verbindungen rein geschäftlicher Natur sind, sind natürlich echte Gefühle im Spiel und am Ende siegt die Liebe bei den jungen Paaren über die Finanzen.

Die Operette spielt mit den Auswüchsen des Kapitalismus und dem Gebaren der besseren Gesellschaft und karikiert dezent den American way of life, die Emanzipation der Frau und den technischen Fortschritt, für den der Siegeszug des modernen Autos steht, ähnlich wie in Lehárs kurz davor entstandenem Musikschwank 'Der Juxbaron'.

Europäische Tradition

Die Dollarprinzessin ist musikalisch durch und durch europäisch. Die delikate Instrumentierung, die einschmeichelnden Walzerduette wie 'Wir tanzen Ringelreih‘n' und 'Wir sind die Dollarprinzessin' und die Tanzrhythmen stehen in der Tradition der Wiener Operette, während der eröffnende Nähmaschinenchor und das von Hupgeräuschen begleitete Automobilterzett auch als Kabarettnummern durchgehen könnten.

Die vorliegende Doppel-CD basiert auf einem Mitschnitt von 2012 aus dem Münchner Prinzregententheater. Ulf Schirmer lässt mit dem bestens aufgelegten Münchner Rundfunkorchester süffig, in Tempo und Rhythmik schön ausgewogen musizieren. Dazu wird richtig gut gesungen. Christiane Libor, die zum Aufnahmezeitpunkt noch auf dem Weg ins Wagnerfach war, entpuppt sich als Alice als vorzügliche Operettensängerin, üppig im Ton, cremig in der Höhe. In Ferdinand von Bothmer hat sie einen Selbstbewusstsein ausstrahlenden Tenorpartner mit Schmelz und Höhenglanz in der Stimme. Das zweite junge Paar ist mit Magdalena Hinterdobler als Daisy und Ralf Simon als Hans leichtgewichtiger, aber genauso adäquat besetzt. Angela Mehling gibt eine temperamentvolle Olga, Thomas Mohr einen recht jugendlichen Couder. Die dezente Dialogregie, die klangliche Balance und das Booklet mit einem kundigen Aufsatz vom Operettenexperten Stefan Frey tragen dazu bei, dass 'Die Dollarprinzessin' innerhalb der Fall-Reihe bei cpo ein kleines Schmuckstück ist.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Fall, Leo: Die Dollarprinzessin: Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer

Label:
Anzahl Medien:
cpo
1
Medium:
EAN:

CD
761203790623


Cover vergössern

Fall, Leo
 - Die Dollarprinzessin - Introduktion
 - Die Dollarprinzessin - Dialog
 - Die Dollarprinzessin - Entrée
 - Die Dollarprinzessin - Dialog
 - Die Dollarprinzessin - Duett
 - Die Dollarprinzessin - Dialog
 - Die Dollarprinzessin - Lied
 - Die Dollarprinzessin - Dialog
 - Die Dollarprinzessin - Duett
 - Die Dollarprinzessin - Dialog
 - Die Dollarprinzessin - Abgang
 - Die Dollarprinzessin - Terzett
 - Die Dollarprinzessin - Dialog
 - Die Dollarprinzessin - Finale


Cover vergössern

Dirigent(en):Schirmer, Ulf
Orchester/Ensemble:Münchner Rundfunkorchester
Interpret(en):Libo, Christiane
Hinterdobler, Magdalena
Mohr, Thomas
Simon, Ralf
Cilic, Marko


Cover vergössern

cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:

blättern

Alle Kritiken von cpo...

Weitere CD-Besprechungen von Karin Coper:

blättern

Alle Kritiken von Karin Coper...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Kollaboratives Komponieren: Das Label Kairos präsentiert facettenreiche Ensemblemusik des schwedischen Komponisten Jesper Nordin. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Hoher Abstraktionsgrad: Marco Fusi beeindruckt mit Violin-'Werken' Giacinto Scelsis. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich