
Fall, Leo: Die Dollarprinzessin - Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer
Geld regiert die Welt
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ulf Schirmer und das Münchner Rundfunkorchester setzen für cpo die Reihe mit Fall-Operetten erfolgreich fort.
Leo Fall entstammt einer hochmusikalischen Familie: Der Vater war Militärkapellmeister, zwei Brüder komponierten. Einer, Siegfried, widmete sich dem ernsten Fach, der andere, Richard, traf mit frechen Schlagern den Nerv des Publikums. Der 1873 geborene Leo aber wurde einer der Großen der sogenannten silbernen Operette. Bis zu seinem frühen Tod 1925 schrieb er über vierzig Bühnenwerke, darunter 'Madame Pompadour' mit Fritzi Massary. Den Durchbruch erlebte Fall 1907 im Doppelpack. Erst feierte im Juli 'Der fidele Bauer' in Mannheim Premiere, dann im November in Wien 'Die Dollarprinzessin'. Ihr Erfolg schwappte auch über den Ozean nach Amerika, wo sich die europäische Operette zunehmender Popularität erfreute.
Die gar nicht so antiquierte Quintessenz des Stücks lautet: Die Differenzen zwischen alter und neuer Welt sind groß, und man kann sich alles für Geld kaufen. So denkt der amerikanische Millionär Couder, samt Tochter Alice und Nichte Daisy, die sich mit verarmten europäischen Adligen schmücken. Alice, die die Geschäfte des Vaters führt, fühlt sich zum Privatsekretär Fredy hingezogen, Daisy will den als Reitlehrer angestellten Freiherrn Hans heiraten. Couder selbst lässt sich von der Hochstaplerin Olga blenden, die sich als russische Prinzessin ausgibt. Doch obwohl alle betonen, dass die amourösen Verbindungen rein geschäftlicher Natur sind, sind natürlich echte Gefühle im Spiel und am Ende siegt die Liebe bei den jungen Paaren über die Finanzen.
Die Operette spielt mit den Auswüchsen des Kapitalismus und dem Gebaren der besseren Gesellschaft und karikiert dezent den American way of life, die Emanzipation der Frau und den technischen Fortschritt, für den der Siegeszug des modernen Autos steht, ähnlich wie in Lehárs kurz davor entstandenem Musikschwank 'Der Juxbaron'.
Europäische Tradition
Die Dollarprinzessin ist musikalisch durch und durch europäisch. Die delikate Instrumentierung, die einschmeichelnden Walzerduette wie 'Wir tanzen Ringelreih‘n' und 'Wir sind die Dollarprinzessin' und die Tanzrhythmen stehen in der Tradition der Wiener Operette, während der eröffnende Nähmaschinenchor und das von Hupgeräuschen begleitete Automobilterzett auch als Kabarettnummern durchgehen könnten.
Die vorliegende Doppel-CD basiert auf einem Mitschnitt von 2012 aus dem Münchner Prinzregententheater. Ulf Schirmer lässt mit dem bestens aufgelegten Münchner Rundfunkorchester süffig, in Tempo und Rhythmik schön ausgewogen musizieren. Dazu wird richtig gut gesungen. Christiane Libor, die zum Aufnahmezeitpunkt noch auf dem Weg ins Wagnerfach war, entpuppt sich als Alice als vorzügliche Operettensängerin, üppig im Ton, cremig in der Höhe. In Ferdinand von Bothmer hat sie einen Selbstbewusstsein ausstrahlenden Tenorpartner mit Schmelz und Höhenglanz in der Stimme. Das zweite junge Paar ist mit Magdalena Hinterdobler als Daisy und Ralf Simon als Hans leichtgewichtiger, aber genauso adäquat besetzt. Angela Mehling gibt eine temperamentvolle Olga, Thomas Mohr einen recht jugendlichen Couder. Die dezente Dialogregie, die klangliche Balance und das Booklet mit einem kundigen Aufsatz vom Operettenexperten Stefan Frey tragen dazu bei, dass 'Die Dollarprinzessin' innerhalb der Fall-Reihe bei cpo ein kleines Schmuckstück ist.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Fall, Leo: Die Dollarprinzessin: Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203790623 |
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Fall, Leo |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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