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Samstag, 9. Dezember 2023

Hoof, Jef van - Sinfonie Nr. 3

Ein unbekannter belgischer Sinfoniker


Label/Verlag: Phaedra CD
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die CD bietet in schönen Aufnahmen das Portrait eines belgischen Komponisten spätromantischer Prägung und ist die 51. Folge der umfangreichen Reihe ‚In Flanders’ Fields’.

Auf stolze 50 Titel kann die Serie ‚In Flanders’ Fields’ des Labels Phaedra bereits zurückblicken, die sich – wie der Name schon sagt – in erster Linie belgischen Komponisten verschrieben hat. Viele der Tonsetzer sind hierzulande gänzlich unbekannt, und auch ein Blick in Musiklexika wird nicht selten enttäuscht. Das ist auch im Falle von Jef van Hoof (1886-1959) so, dem nun die 51. Folge der Serie gewidmet ist. Es ist dabei nicht die erste; so liegen unter anderem bereits die meisten der sechs Sinfonien vor. Auch von Orchesterliedern hat es schon Aufnahmen gegeben; die vorliegende Platte bietet mit Liedern und der dritten Sinfonie Es-Dur demnach eine in Richtung Vollendung strebender Fortsetzung des Angefangenen, die durch ein Divertimento für Posaune und Orchester sowie eine Suite aus der Oper ‚Meivuur’ abgerundet wird.

Eine belgische Eroica?

Dass Jef van Hoofs dritte Sinfonie ausgerechnet in Es-Dur steht und dann auch noch als zweiten Satz einen Trauermarsch aufweist, weckt – insbesondere in Verbindung mit der Entstehungszeit (1944/45) – Erwartungen. Da erstaunt es dann doch, es mit einer vergleichsweise heiteren und ohne große Konflikte auskommenden Sinfonie zu tun zu bekommen; sanfte Wehmut umweht den Trauermarsch, bestenfalls das Scherzo weist dezent groteske Züge auf. Die recht effektvolle Instrumentierung lässt die Sinfonie zwar wie auf Hochglanz poliert erscheinen, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der Rest solide gearbeitet ist – nicht mehr und nicht weniger. Die ungetrübt spätromantische Klangsprache ist auch in allen anderen Werken anzutreffen. Die kleinformatigen Lieder – darunter auch drei deutschsprachige – vermögen in ihren zarten Farben und lyrischen Stimmungen heute wohl die größte Wirkung entfalten. Die Opernsuite beginnt zwar vielversprechend in einer geheimnisvollen Morgenstimmung, bleibt dann aber allzu rasch in einer auf Dauer eintönigen Reigenseligkeit stecken – was erwartet man aber auch bei einer Oper, deren Handlung hauptsächlich aus Mai-Feierlichkeiten besteht? Ein für Posaunisten dankbares Werk ist schließlich das kurze Divertimento, das Kantilene und virtuosem Effekt gleichermaßen Raum gewährt.

Romantisches Orchester aus Ungarn

Das ungarische Orchester aus Pécs ist mit spätromantischem Repertoire vertraut, so dass sich die Musiker ohne Probleme auch in die Klangwelt Hoofs einfühlen konnten; die von Zsolt Hamar erarbeiteten Deutungen sind dann auch von großer atmosphärischer Dichte geprägt, weniger von analytischer Transparenz. Für die vorliegenden Kompositionen ist das aber der richtige Zugriff. Mit seinen klangvollen Streichern und den exquisiten Bläsern – hier soll das warme Blech, das sich fernab jeglicher Knalligkeit oder Schärfe bewegt, nicht unerwähnt bleiben – verfügt der Klangkörper zudem über die besten Voraussetzungen. Eindrucksvoll gerät etwa das mystische Dunkel zu Beginn der Opernsuite; die Begleitung der Orchesterlieder wird zum vielfarbig-zarten Klanggrund, über den sich die schöne Stimme Ann De Renais’ problemlos erheben kann. Der Posaunist Ivan Meylemans schließlich bringt eine technisch saubere und insbesondere im virtuosen Schlussteil mitreißende Deutung des Divertimentos zu Gehör. 

Prall gefüllt

Die technische Qualität der 2006er Aufnahmen ist einwandfrei. Mit über 78 Minuten bekommt man zudem ein prall geschnürtes Paket unbekannter Romantik geboten. Da ein Blick ins Lexikon – wie eingangs geschildert – nicht selten enttäuscht, ist es auch erfreulich, einen ausführlichen mehrsprachigen Einführungstext geliefert zu bekommen. In die deutsche Übersetzung haben sich jedoch mehrere Ungeschicklichkeiten sowie einige wenige handfeste Fehler eingeschlichen; besonders hartnäckig wird immer wieder von ‚Uhrauführungen’ gesprochen. Da die Lesbarkeit der Texte jedoch nicht eingeschränkt ist, kann von einer Abwertung abgesehen werden. Freunde spätromantischer Musik – Sinfonik oder Lieder – können Jef van Hoof durchaus eine Chance geben; die vorliegende CD eignet sich dazu besonders, bietet sie doch einen schönen Querschnitt durch das Schaffen dieses belgischen Unbekannten.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Hoof, Jef van: Sinfonie Nr. 3

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Phaedra CD
1
26.01.2007
Medium:
EAN:

CD
5412327920513


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Phaedra CD

Phaedra is an Ancient Greek name meaning "the beautiful, the bright, the shiny one". It is related to a verb that means "to shine light on". That is why we thought Phaedra an appropriate name for a label that meant proposed to assume a special task: to shine a light on music by composers from the Low Countries, especially from Flanders and Wallonia, and thus to save them from indifference and oblivion.

The idea was realized in 1992, when Phaedra was founded. With its limited means, but with a generous heart, Phaedra was to promote this music, to record it and to publish it. Moreover, Phaedra intended to work with young and highly talented musicians, both from the Low Countries and from abroad.

Phaedra is the first label to consistently and continually draw attention to composers of the Low Countries, regardless of their philosophies or their careers. First their works are read, studied and evaluated; then Phaedra searches out talented musicians who might be interested in studying and recording these works. The series "In Flanders' Fields" was started for this very purpose.

After ten years of hard work, after recordings of over eighty Belgian composers and over one hundred and eighty of their works, came the first official recognition. On March 12, 2002, in a ceremony in the Sabam building in Brussels, Phaedra was awarded the 2001 Fugue Prize of the Union of Belgian Composers. — Another Prize awarded, to Phaedra's founder and producer, Luc Famaey, was the 2010 ANV-Visser Neerlandia Prize, "for his world-wide promotion of music by Flemish composers vial the CD-label Phaedra, especially the impressive series In Flanders’ Fields." Meanwhile this series "In Flanders' Fields" has expanded steadily and has in fact acquired a world-wide reputation. It presents today more than a thousand different compositions of over one hundred and twenty composers.

Whereas Phaedra continues to produce the large majority of its recordings itself, it occasionally works together with Klara, the classical channel of the Flemish Radio and Television (VRT). Thus its catalogue features some of the best and most remarkable radio recordings from the archives of VRT and its predecessors (BRT and BRTN) made in the last few decades. When necessary, older recordings are digitalized such that they meet the expectations of the modern listener. The "Classics" series features local and foreign artists who meanwhile have acquired international reputations, in numerous works from the standard repertoire, both classical and modern. All Phaedra recordings are made using the most recent technology, in the most suitable locations, and by highly qualified professional technicians.


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