
The Golden Age of Light Music - Light Music While You Work
Leichte Kost bei schwerer Arbeit in dunkler Zeit
Label/Verlag: Guild
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mit der Kompilation von leichter Musik, die während des Zweiten Weltkriegs britischen Fabrikarbeitern zur moralischen Unterstützung diente, ist dem rührigen David Ades innerhalb der preiswürdigen ‚Light Music’-Reihe von ‚Guild’ ein großer Wurf gelungen.
Enthusiasmus muss nicht zwangsläufig ernste Themen scheuen. Auf einer der jüngst veröffentlichten Kompilationen der ‚Golden Age of Light Music’-Reihe von ‚Guild’ wendet sich David Ades einem für die leichte Musik äußerst relevanten Thema zu, nämlich deren Rolle und Aufgabe während der Jahre des Zweiten Weltkriegs. Der Titel der CD ‚Light Music while you work’ schneidet ein Kapitel in der Geschichte Großbritanniens während des Kriegs an, das bei aller Fröhlichkeit der Musik selbst doch nach wie vor nachdenklich stimmt.
Am 23. Juni 1940 begann die BBC mit der Übertragung eines ‚Music while you work’ genannten Programms zur moralischen Unterstützung der arbeitenden Bevölkerung in den kriegsunterstützenden Fabriken. Zunächst sendete die BBC leichte Klassik, ‚live’ gespielt von Solointerpreten, Tanzbands oder auch Militärkapellen. Es stellte sich aber heraus, dass die Fabrikarbeiter Musik bevorzugten, die sie kannten und selber gerne mitsangen. Diesem immensen Anliegen konnte die BBC nicht nachkommen und so sprang die Decca ein. Die Firma produzierte auf einem eigenen ‚Music while you work’-Label Schallplatten mit dem gewünschten Repertoire, und dies weit über Kriegsende hinaus. Bis die letzten Scheiben im Januar 1947 auf den Markt kamen, waren fast 400 78er-Platten erschienen. Wenn diese Musik die Fabrikarbeiter nicht unbedingt zur Produktionssteigerung anregten, so zumindest dürfte sie ihre Laune erheblich gesteigert haben.
David Ades hat 25 Aufnahmen aus dem ‚Light Music while you work’-Katalog der Decca ausgewählt und präsentiert sie mit Hilfe von Alan Bunting, der das Material einmal mehr restauriert hat, in guter, plastischer Tonqualität.
Mitnichten bekamen die Fabrikarbeiter stampfende Rhythmen und zündende Marschrhythmen nach dem Motto ‚Jetzt erst recht’ auf die Ohren. Was Harry Fryer, Richard Crean, Reginald Purgslove, Harry Davidson und andere für die Decca zu Zwecken der moralischen Unterstützung der Arbeiter einspielten, sind durchaus international geprägte, delikat instrumentierte und mit viel Herzblut interpretierte Schätzchen. So mag es ein deutschsprachiges Publikum erstaunen, eine Auswahl aus Benatzkys Operette ‚Zum Weißen Rössl’ im Jazz-Arrangement von Robert Stolz zu hören, herrlich energetisch von Harry Fryer und seinem Orchester dargeboten. Auch Werke von Fritz Kreisler und Johann Strauß in Arrangements von Roberts und Munro wurden berücksichtigt. Ohrwürmer kennen keine Grenzen, selbst in Kriegszeiten nicht. Wie immer hat David Ades es auch hier nicht versäumt, die überaus lobenswerte ‚Light Music’-Serie mit einem umfassenden Einführungstext editorisch aufzuwerten. Eine ernstzunehmende discographische Dokumentation.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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The Golden Age of Light Music: Light Music While You Work |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Guild 1 14.03.2007 |
Medium:
EAN: |
CD
795754512823 |
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Guild Guild entstand in den frühen Achtzigerjahren auf Initiative des berühmten englischen Chorleiters Barry Rose, der den St Paul's Cathedral Choir in London leitete. Der Name hat nichts mit der nahe gelegenen Londoner Guild Hall zu tun, sondern kommt von Barry Roses erstem Chor, dem Guildford Cathedral Choir. Das frühere Logo (ein grosses G) entstand indem Barry Rose kurzerhand eine Teetasse umstülpte und mit einem Bleistift ihrem Rand bis zum Henkel entlang fuhr. Seit 2002 hat die Firma als Guild GmbH ihren Sitz in der Schweiz, in Ramsen bei Stein am Rhein. Mehr Info... |
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